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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Gesuch abgelehnt wird, solange ihr nicht zu weit in die Ferne streunt.«
    Tobin starrte den Mann an. Er wusste, dass er eigentlich dankbar für diese plötzliche Änderung der Hausregeln sein sollte, doch ihm widerstrebte zutiefst, dass sie von dem Zauberer stammte. Wer war Arkoniel, dass er solche Entscheidungen traf, als wäre er der Herr des Hauses?
    »Aber bevor du dich auf irgendwelche Abenteuer begibst, mein Prinz, möchte Iya noch mit dir sprechen«, fuhr Arkoniel fort. »Sie ist in den Truppenunterkünften. Ki, warum gehst du nicht nachschauen, was Köchin zu essen hat? Wir treffen uns in der Halle, Tobin.«
    Tobin starrte wütend auf die Tür, als sie sich hinter dem Zauberer schloss, dann begann er, sich anzuziehen. »Was glauben sie, wer sie sind, diese Zauberer, dass sie herkommen und mir Befehle erteilen?«
    »Ich finde nicht, dass er das gemacht hat«, sagte Ki. »Und mach dir keine Sorgen wegen Iya. Sie ist nicht so Furcht einflößend, wie sie zu sein scheint.«
    Tobin zog die Schuhe an. »Ich habe keine Angst vor ihr.«
    Iya genoss gerade ihr Frühstück in einer sonnigen Ecke des Kasernenhofs, als Arkoniel mit Tobin eintraf.
    Das Tageslicht bestätigte die kurzen Eindrücke, die sie am Vorabend gewonnen hatte. Das Kind war dünn und ziemlich blass, weil es zu viel Zeit im Haus verbrachte. Abgesehen davon zeigte sich jedoch unverkennbar ein männliches Erscheinungsbild. Kein den Orëska bekannter Zauber hätte mehr vermocht, als einen Glimmer um das Mädchen zu legen, der zu einfach entdeckt oder durchbrochen werden konnte. Lhels grausame Naht hatte tadellos gehalten. Die mit jenem Stück Fleisch eingestickte Magie hatte Sehnen und Muskeln feste Form verliehen, so echt wie die weibliche Gestalt, die darunter verborgen lag.
    Bedauerlicherweise hatte Tobin nicht das gute Aussehen seiner Eltern geerbt, abgesehen von den Augen und dem wohlgeformten Mund seiner Mutter, doch selbst das wurde gerade durch seine mürrische Miene beeinträchtigt. Er war eindeutig nicht erfreut, sie zu sehen, trotzdem vollführte er eine anständige Verbeugung. Tatsächlich zu anständig. Wie Arkoniel angemerkt hatte, war an diesem Kind zu wenig Kindliches.
    »Guten Morgen, Prinz Tobin. Was hältst du von deinem neuen Gefährten?«
    Ob der Frage hellten sich Tobins Züge ein wenig auf. »Ich mag ihn sehr, Frau Iya. Danke, dass Ihr ihn mitgebracht habt.«
    »Ich muss heute aufbrechen, aber ich möchte mit dir reden, bevor ich deinen Vater besuche.«
    »Ihr besucht meinen Vater?« Eine so unübersehbare Sehnsucht, dass Iya einen Stich im Herzen verspürte, trat in die Gesichtszüge des Kindes.
    »Ja, mein Prinz. Darf ich ihm Grüße von dir überbringen?«
    »Würdet Ihr ihn bitte fragen, wann er wieder nach Hause kommt?«
    »Ich habe vor, mich darüber mit ihm zu unterhalten. Komm her und setz dich zu mir, damit ich dich ein wenig besser kennen lernen kann.«
    Kurz dachte sie, er würde sich weigern, doch seine Manieren behielten die Oberhand. Er ließ sich auf dem Hocker nieder, den sie neben ihrem Stuhl aufgestellt hatte, dann betrachtete er neugierig ihre verbundene Hand. »Habt Ihr Euch verletzt?«
    »Dein Dämon war gestern Nacht sehr wütend auf mich. Er hat mir die Hand verbrannt.«
    »Genau wie bei meinem Eintreffen hier, als er mein Pferd dazu gebracht hat, mich abzuwerfen«, fügte Arkoniel hinzu.
    »Das hätte er nicht tun sollen.« Tobins Wangen röteten sich, als wäre er selbst für diese Vorfälle verantwortlich.
    »Arkoniel, ich möchte mich unter vier Augen mit dem Prinzen unterhalten. Entschuldigst du uns?«
    »Selbstverständlich.«
    »Es war nicht deine Schuld, mein lieber Junge«, begann Iya, nachdem Arkoniel gegangen war und sie überlegt hatte, wie sie dieses seltsame Kind in ein Gespräch verwickeln könnte. Als Tobin nichts erwiderte, ergriff sie seine dünne, schwielige Hand mit der ihren und sah ihm tief in die Augen. »Du hattest in deinem jungen Leben bereits zu viele Sorgen und Ängste. Ich will dir nicht vormachen, dass keine weiteren kommen werden, aber ich hoffe, eine Weile wird sich alles etwas einfacher für dich gestalten.«
    Während sie nach wie vor seine Hand hielt, erkundigte sie sich zunächst nach einfachen Dingen: seinem Pferd, seinen Schnitzereien, seinem Unterricht mit Arkoniel und seiner Ausbildung mit Tharin. Dabei las sie nicht seine Gedanken, sondern ließ die Eindrücke einfach durch ihre ineinander verschlungenen Hände in sie fließen. Tobin beantwortete jede Frage, die sie

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