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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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entwaffnende Unschuld darin wie bei dem jungen Spürhund.
    Sie ergriff ihren Weinbecher und betrachtete ihn mit geweiteten Augen über dessen Rand hinweg. »Er jagt mir Angst ein, aber ich denke, er erfüllt lediglich seine Pflicht gegenüber unserem König.« Sie wagte nicht, den Geist dieses Mannes zu berühren, stattdessen suchte sie vorsichtig nach Magie an ihm … und entdeckte sie. Unter dem Kittel trüg er einen Bann, der gegen Gedankenlesen schützte. Er war ein Spitzel.
    Sie hatte keinen Lidschlag lang gebraucht, um dies festzustellen, dennoch brach sie die Suche rasch ab, falls jemand anders in der Nähe lauerte, der sie dabei ertappen konnte.
    Der Schankwirt überhäufte sie mit noch mehr Weinbrand und Fragen über sie und die Verbrennungen, vermutlich in dem Versuch, ihr etwas zu entlocken, das gegen sie verwendet werden konnte. Iya trotzte ihm beharrlich mit lauwarmen Plattheiten, bis er offenbar zu dem Schluss gelangte, dass sie eine äußerst niedrige und obendrein nicht besonders kluge Zauberin war. Nachdem er ihr künftige Gastfreundschaft angeboten hatte, verabschiedete er sich von ihr. Iya zwang sich, den widerwärtigen Wein auszutrinken, danach kehrte sie zu ihrer Unterkunft zurück, um nachzusehen, was die Graurücken davon übriggelassen hatten.
    Der verängstigte Blick, mit der sie der Wirt der Meerjungfrau bedachte, genügte als Bestätigung, dass sie dort gewesen waren. Iya eilte die Treppe hinauf und erwartete, ihr Zimmer auf den Kopf gestellt vorzufinden.
    Abgesehen von dem fehlenden Schutzsiegel, das sie am Türriegel angebracht hatte, schien nichts angetastet worden zu sein. Ihr Bündel lag auf dem Bett, wie sie es zurückgelassen hatte. Wer immer diese Kammer durchsucht haben mochte, hatte dafür nicht seine Hände verwendet. Iya schloss die Tür und versperrte den Riegel. Sie sprenkelte einen Sandkreis auf den Boden und begann, die notwendige Anordnung von Schutzzeichen zu weben, um einen sicheren Beschwörungsplatz zu schaffen. Nachdem dies abgeschlossen war, setzte sie sich in den Kreis und öffnete vorsichtig ihren Geist, hielt Ausschau nach einem Widerhall der Suchenden und ihrer Vorgangsweisen. Allmählich nahm hinter ihren geschlossenen Lidern ein trübes Bild Gestalt an: eine Frau und ein Mann mit Spürhundwachen. Die Frau war weiß gekleidet und hielt einen kurzen Stab aus poliertem, roten Obsidian. Sie saß auf Iyas schmalem Bett, nahm die Enden des Stabs zwischen die Handflächen und wirkte einen …
    Iya bündelte alle Aufmerksamkeit auf die Vision und versuchte, das Muster aus Licht und Farben zwischen den Händen der Frau zu erkennen. Als der Anblick klarer wurde, stockte Iya der Atem. Es war ein mächtiger Suchzauber nach Anzeichen von etwas … jemandem …
    Iya konzentrierte sich noch eingehender und beobachtete die Lippen der Frau, die Worte zu dem Zauber bildeten.
    Als Iya die Antwort dämmerte, musste sie einen erschrockenen Aufschrei unterdrücken.
    Die Frau suchte nach einem weiblichen Kind.
    Sie suchte nach Tobin.
    Die Vision fiel in sich zusammen; Iya sackte vorwärts und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Ruhig bleiben«, flüsterte sie bei sich, doch Bruchstücke der Vision, die sie in Afra gehabt hatte, tanzten im Gewölbe ihres Gedächtnisses: eine Königin, alt, jung, zerlumpt, gekrönt, tot mit einem Strick um den Hals, geschmückt und siegreich. So viele der anderen Zauberer, mit denen sie im Verlauf der Jahre gesprochen hatte, hatten dasselbe gesagt. Die unzähligen Fäden des Schicksals waren trotz Illiors Geleit noch immer nicht verwoben. Die Geschöpfe des Königs ahnten von der Bedrohung für seinen Thron und suchten bereits nach ihr.
    Allerdings, so sagte sie sich, wussten sie nichts von der Wahrheit, wenn sie jeden reisenden Zauberer durchsuchten und befragten, der durch die Stadt kam. Lhels seltsame Magie schützte Tobin nach wie vor.
    Iya legte sich die verhasste Brosche auf die Handfläche, spürte ihr Gewicht und dachte daran, wie der schriftführende Magier einfach in den Korb gegriffen und sie wahllos daraus hervorgezogen hatte.
    222.
    Zwei – die Zahl der Zwillinge, der Zweiheit, dreifach wiederholt wie ein Rufzauber. Zwei Eltern. Zwei Kinder.
    Zwei Zauberer – Arkoniel und sie selbst – mit unterschiedlichen Visionen darüber, wie das Kind zu beschützen sei.
    Ein wissendes Lächeln krümmte ihre Lippen. Zwei Zauberer – Niryn und sie selbst – mit unterschiedlichen Visionen darüber, wie die Zauberer von Skala zu einen seien und dem

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