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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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und rund, ihre Leibesmitte schlank. Hände und Füße strotzten vor Dreck wie immer, doch der Rest von ihr wirkte so sauber, als wäre sie gerade vom Schwimmen gekommen. Tobin hätte am liebsten die Hand ausgestreckt und sie an der Schulter berührt, um zu sehen, wie sie sich anfühlte, aber allein der Gedanke brachte ihn zum Erröten.
    Er sah, dass es Ki ebenso erging, obwohl er dabei keineswegs verlegen wirkte. Beide gewöhnten sich bald an ihren Anblick, und Tobin fragte sich bisweilen, was sich unter dem Rock verbergen mochte. Laut Ki unterschieden sich die unteren Gefilde einer Frau gänzlich von denen eines Mannes. Hin und wieder ertappte er Lhel dabei, dass sie ihn beobachtete, als kannte sie seine Gedanken, und er musste den Blick abwenden, wobei er röter denn je anlief.

K APITEL 33
     
    »Glaubst du, Prinz Korin muss im Palast den Waschkessel füllen?«, beklagte sich Ki, als er und Tobin auf dem Küchenhof mit ihren Eimer schufteten. Das geschnitzte Holzpferd, das er trug, schlenkerte um seine verschwitzte, braun gebrannte Brust, als er seinen Eimer zum Rand des dampfenden Waschzubers emporhievte. Es war noch nicht einmal Mittag, dennoch herrschte an diesem Tag im Lenthin bereits eine Bruthitze.
    Tobin rann Schweiß von der Nase, als er seinen Eimer entleerte. Er beugte sich über den Kesselrand, blies den Dampf beiseite und stieß ein enttäuschtes Stöhnen aus. »Bei Bilairys Hintern! Noch nicht mal halb voll. Noch zwei Mal, dann gehen wir schwimmen. Mir egal, wenn sich Köchin heiser brüllt.«
    »Wie Ihr befehlt, mein Prinz«, kicherte Ki und folgte Tobin zum Tor hinaus.
    Die jüngste Dürre hatte den Fluss zwischen seinen Ufern sinken lassen. Sie mussten sich einen Weg über ein Gewirr von mit verdorrten Algen verkrusteten Steinen bahnen, um zum Rand des Wassers zu gelangen. Sie hatten es fast geschafft, als sich Ki heftig den Zeh rammte. Er stieß ein ersticktes Stöhnen aus und rang zugleich ein verbotenes Wort zurück; Nari hatte ihm an diesem Tag bereits eine Ohrfeige wegen üblen Sprachgebrauchs verpasst. »Verdammt!«, zischte er stattdessen und hielt sich den blutenden Zeh.
    Tobin ließ seinen Eimer fallen und half ihm, zum Wasser hinabzuhumpeln. »Tauch ihn unter, bis es sich besser anfühlt.«
    Ki setzte sich und steckte beide Beine bis zu den Knien in die Strömung. Tobin tat es ihm gleich, lehnte sich zurück und stützte sich auf die Ellbogen. Stolz fiel ihm auf, dass er diesen Sommer brauner als Ki war, wenngleich Nari behauptete, er sähe dadurch wie ein Bauer aus.
    Von seinem gegenwärtigen Aussichtspunkt aus konnte er die Line feiner, goldener Härchen sehen, die über Kis Rückgrat verlief, und die Schulterblätter, die sich unter der glatten Haut seines Freundes abzeichneten. Ki erinnerte Tobin an den Berglöwen, dem sie gemeinsam begegnet waren – gelbbraun und geschmeidig. Der Anblick sandte einen warmen Schimmer durch ihn, den er nicht recht in Worte zu fassen vermochte.
    »Dieser Kessel füllt sich nicht von selbst!«, rief Köchin vom Tor hinter ihnen.
    Tobin verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf die ungeduldige Frau zu werfen. »Ki hat sich den Fuß verletzt.«
    »Und sind deine Beine gebrochen?«
    »Mit denen ist alles in Ordnung, soweit ich das sehen kann«, meinte Ki und spritzte Tobin eine Handvoll kaltes Wasser auf den Bauch.
    Tobin quiekte und setzte sich auf. »Verräter! Wart’s nur ab, ob ich dir das nächste Mal helfe, wenn …«
    Bruder stand am gegenüberliegenden Ufer und beobachtete sie. Tobin hatte ihn früher an diesem Vormittag gerufen, dann jedoch völlig vergessen.
    An Größe hatte Bruder mit Tobin gleichgezogen, war dabei jedoch dürr und bleich wie ein Fischbauch geblieben. Ganz gleich, wo er auftauchte, das Licht erfasste ihn nie so wie einen lebenden Menschen. Auf diese Entfernung wirkten seine unnatürlichen Augen wie zwei schwarze Löcher in seinem Gesicht. Auch seine Stimme war matter geworden. Tatsächlich hatte Tobin ihn seit Monaten überhaupt nicht mehr reden gehört.
    Er starrte Tobin noch kurz an, dann wandte er sich ab und blickte die Straße hinab.
    »Es kommt jemand«, murmelte Tobin.
    Ki spähte die Weide hinab, dann schaute er Tobin wieder an. »Ich höre nichts.«
    Gleich darauf vernahmen sie beide das erste leise Klirren von Geschirr in der Ferne.
    »Ah! Bruder?«
    Tobin nickte.
    Mittlerweile hörten sie die Reiter deutlich genug, um zu wissen, dass es mindestens zwanzig sein mussten. Tobin sprang auf. »Glaubst du, es ist

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