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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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verstört zurückweichen. »Na ja, du musst dich vor Fremden in Acht nehmen«, beendete er seine Ausführungen lahm. »Falls dich etwas verwirrt, solltest du mit Tharin oder Ki darüber reden. Beide haben mehr Welterfahrung als du.« Mit einem letzten Anflug verkappter Herzlichkeit winkte er Tobin in Richtung der Tür. »Du wirst schon bald auf eigenen Beinen stehen.«
    Kaum hatte sich die Tür hinter dem Jungen geschlossen, ließ Arkoniel das Gesicht in die Hände sinken. »Das war ja eine tolle Verabschiedung!«, schalt er sich und grübelte darüber nach, warum der Wille des Gottes und zwei Jahre guter Absichten ihn nicht weiter in Tobins Gunst gebracht hatten. Er hatte sich gegen Iya gestellt, um hier zu sein und Tobin erfahren zu helfen, wie ein gewöhnliches Leben aussehen könnte. Alles was er wollte, war, den Jungen vor verräterischen Schlangen wie Orun zu beschützen oder ihn zumindest vor solchen Menschen zu warnen. Wobei er sich soeben ausgezeichnet hatte. Genauso gut hätte er Schlangen aus den Wänden beschwören und sich einen zweiten Kopf wachsen lassen können.

K APITEL 37
     
    T obin vergaß Arkoniels letzten geheimnisvollen Rat völlig und grübelte stattdessen über die Offenbarung nach, dass es ihm zustand, dem unangenehmen Mann unten zu trotzen. Als er sein Zimmer erreichte, freute er sich bereits darauf, diese neu gewonnene Erkenntnis in die Tat umzusetzen.
    Bruder folgte ihm immer noch wie ein Schatten. Jahrelang hatte Tobin solche Angst vor dem Geist gehabt, dass er nur versucht hatte, ihn zu meiden. Seit ihrem unbehaglichen Waffenstillstand hatte Bruder manchmal Auskünfte angeboten, beispielsweise die unerwartete Hinterlist Fürst Solaris, aber Tobin hatte nie daran gedacht, ihn von sich aus um etwas zu bitten.
    Am fernen Ende des Flurs blieb er stehen und flüsterte: »Wirst du mir helfen? Wirst du Fürst Orun Angst einjagen, wenn er mich noch einmal beleidigt?«
    Bruder bedachte ihn mit etwas, dass als höhnischer Abklatsch eines Lächelns gedacht sein mochte. Deine Feinde sind meine Feinde.
    An seiner Tür hörte er Nari weinen. Drinnen fand er sie und Ki vor, die ihre kleine Ansammlung von Habseligkeiten in Truhen packten. Die Rüstung und das Schwert seines Vaters lagen zu einem Bündel verschnürt in einer Ecke. Tharin stand am Fußende des Bettes und wirkte ungewöhnlich betreten.
    Alle sahen Tobin an, als er eintrat.
    »Ich habe dir deinen besten Rock herausgelegt«, sagte Nari und wischte sich mit der Schürze die Augen ab. »Bestimmt willst du dein Schnitzzeug und deine Bücher mitnehmen. Ich denke, falls wir etwas vergessen, können wir es dir nachschicken.«
    Tobin richtete sich zu voller Größe auf und verkündete: »Ich reise heute Abend nicht ab. Unsere Gäste sollen es sich in der Halle gemütlich machen.«
    »Aber Fürst Orun hat befohlen …«
    »Das ist mein Haus, und ich erteilte darin die Befehle.« Als er bemerkte, wie sie ihn anstarrten, fügte er verlegen hinzu: »Zumindest meint das Arkoniel. Ich muss es jetzt Fürst Orun mitteilen. Begleitest du mich, Tharin?«
    »Befiel über uns, mein Prinz«, erwiderte Tharin. Dann raunte er zu Ki: »Das würden wir um keinen Preis verpassen wollen.«
    Grinsend folgte Ki ihnen bis zum Kopf der Prunktreppe, wo er Tobin ermutigend zuzwinkerte, ehe er sich versteckte, um das Geschehen zu beobachten.
    Mit Tharin zur Linken und Bruder vor sich fühlte sich Tobin etwas kühner, als er wieder in die große Halle hinabstieg. Orun lief vor dem Kamin auf und ab und schien höchst verärgert. Der Herold und einige Soldaten saßen in der Nähe an einem Weintisch, unter ihnen der blonde Zauberer.
    »Nun denn, seid Ihr bereit zum Aufbruch?«, verlangte Orun zu erfahren.
    »Nein, Herr«, entgegnete Tobin, wobei er versuchte, sich wie sein Vater anzuhören. »Ich muss erst meinen Haushalt in Ordnung bringen und dafür sorgen, dass meine Sachen für die Reise ordentlich verpackt werden. Ich begleite Euch morgen, so früh es eingerichtet werden kann. Bis dahin seid Ihr mein Gast. Für den Abend wird ein Festmahl zubereitet, und für Euch wird hier am Kamin ein Bett aufgestellt.«
    Orun blieb stehen und starrte ihn an. Seine grauen Augenbrauen wanderten zu seinem Hut empor. »Ihr wollt was ?«
    Bruder begann, den Mann zu verfolgen; geschmeidig wie Nebel über einem Fluss schwebte er zu ihm hinab.
    »Ich habe nicht den weiten Weg in diese finstere Öde zurückgelegt, um mir Widerworte anzuhören von einem …«
    Fürst Oruns unglückseliger Hut

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