Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
sich auf der Weide ausruhen, bis ein Mahl zubereitet ist.«
    Orun kochte sichtlich vor Zorn. »Junger Herr, die Befehle des Königs …«
    »Ihr habt Prinz Tobin überrascht, Herr. Er betrauert noch den Verlust seines Vaters«, fiel Tharin ihm ins Wort. »Ich bin sicher, der König würde nicht wünschen, dass seinem einzigen Neffen weiteres Ungemach erwächst.« Er beugte den Kopf dicht zu Tobin, als lauschte er einem geflüsterten Befehl, dann wandte er sich wieder Orun zu. »Ihr müsst seiner Hoheit gestatten, sich eine Weile zurückzuziehen und über die Worte seines Onkels nachzudenken. Er wird Euch seine Aufwartung machen, wenn er sich ausgeruht hat.«
    Orun fasste sich soweit, dass ihm eine annehmbare Verneigung gelang, wenngleich die unterdrückte Wut unverkennbar in seinen Zügen verharrte. Tobin rang ein weiteres Lachen zurück. Er kehrte dem Höfling und dessen Männern den Rücken zu und erklomm die Treppe so unbekümmert er konnte. Ki und Tharin folgten ihm. Hinter sich hörte er, wie Tharins Stellvertreter, der alte Laris, Befehle verteilte, um für die Unterbringung der Besucher zu sorgen.
    Arkoniel erwartete sie in Tobins Schlafzimmer.
    »Ich habe den Großteil vom Kopf der Treppe aus gehört«, sagte er und sah dabei ungewöhnlich verkniffen aus. »Tharin, die Zeit scheint gekommen, deine Kenntnisse des Hofes ins Spiel zu bringen. Was weißt du über Fürst Orun?«
    Tharin verzog das Gesicht, als hätte er in etwas Bitteres gebissen. »Er gehört zur königlichen Verwandtschaft, ist irgendein Vetter mütterlicherseits ungewissen Grades. Auf dem Schlachtfeld ist er nutzlos, aber ich habe gehört, er sei ein durchaus fähiger Kanzler und der Trichter, durch den eine Menge Auskünfte an das Ohr des Königs dringen.«
    »Mir gefällt seine Nase nicht«, knurrte Ki. »Über mich kann er sagen, was er will, aber er hat mit Tobin geredet wie mit einem Küchenjungen. ›Junger Herr!‹«
    Tharin zwinkerte ihm zu. »Reg dich nicht auf. Orun ist ein bepinselter Blasebalg. Viel Wind und nichts dahinter.«
    »Muss ich mit ihm gehen?«, fragte Tobin.
    »Ich fürchte schon«, antwortete Tharin. »Über einen Ruf des Königs kann man sich nicht einfach hinwegsetzen, nicht einmal du. Aber ich werde bei dir sein, und Ki ebenso.«
    »Ich … ich will nicht gehen«, sagte Tobin und schämte sich für das Zittern in seiner Stimme. Er räusperte sich und fügte hinzu: »Aber ich werde es trotzdem tun.«
    »So schlimm wird es nicht werden«, beruhigte ihn Tharin. »Weißt du, als wir Jungen waren, haben dein Vater und ich unter Erius’ Gefährten gedient. Der Alte Palast ist ein schöner Ort, und du wirst mit den Besten im Land üben.
    Auch wenn sie dir nach all der Ausbildung, die du hier gehabt hast, nicht mehr viel werden beibringen können. Tatsächlich könnt wahrscheinlich ihr beide diesen in der Stadt aufgewachsenen Gecken noch das eine oder andere zeigen.« Er grinste sie an, herzlich und selbstsicher wie eh und je. »Und Prinz Korin ist ein anständiger Bursche. Du wirst ihn mögen. Also lass den Mut nicht sinken. Du wirst allen zeigen, wer Prinzessin Arianis Sohn ist, und ich behalte den alten Orun für dich im Auge.«
     
    Sie ließen die Jungen allein, damit sie sich beruhigen konnten, und Arkoniel führte Tharin nach oben in sein Arbeitszimmer und verriegelte die Tür. Von hier aus hatten sie einen klaren Überblick über die auf der Weide wartenden Soldaten.
    »Du und Tobin, ihr habt die Zügel dort unten sauber an euch gerissen.«
    »Er hat sich wacker geschlagen, nachdem er erst losgelegt hatte, nicht wahr? Ein richtiger kleiner Prinz mit aufrechtem Rückgrat. Und ich glaube, dass war das erste Mal, bei dem mich das Aufkreuzen dieses Dämons gefreut hat.«
    »In der Tat. Sag: Als du gerade mit den Jungen geredet hast, beschlich mich der Eindruck, dass du mehr über Orun weißt, als du erzählt hast.«
    Tharin nickte. »Als ich Fürst Orun zum ersten Mal begegnet bin, war er zu Gast bei Rhius’ Vater in Atyion. Ich war damals etwa in Kis Alter. Orun stolperte sturzbetrunken aus der Festhalle und stieß in einem verwaisten Gang mit mir zusammen. Er drängte mich in eine Ecke und bot mir einen billigen vergoldeten Ring an, wenn ich mich von ihm rannehmen ließe.«
    Arkoniel ließ sich schwer auf seinen Schemel plumpsen. »Bei den Vieren! Was hast du gemacht?«
    Tharin bedachte ihn mit einem freudlosen Grinsen. »Ich meinte zu ihm, wenn er dafür bezahlen müsse, könne er nicht besonders gut darin sein, und

Weitere Kostenlose Bücher