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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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mich unter Oruns Gefolgschaft zu mischen …«
    »Wartet.« Arkoniel hob eine Hand. »Woher weiß ich, ob das die Wahrheit ist? Woher weiß ich, dass Ihr nicht in diesem Augenblick meinen Geist vernebelt, Gedanken aus meinem Kopf zieht und sie einfach wiedergebt?«
    Eyoli ergriff Arkoniels Hand und drückte sie sich gegen die Stirn. »Berührt meinen Geist. Lest mein Herz. Iya sagt, Ihr besitzt diese Gabe.«
    »Das ist keine sanfte Magie.«
    »Ich weiß«, erwiderte Eyoli, und Arkoniel erkannte, dass er solchen Proben schon öfter unterzogen worden war. »Nur zu. Ich wusste, dass dies notwendig sein würde.«
    Arkoniel tat es und strich nicht sanft über seinen Geist, sondern tauchte unvermittelt und tief in den Kern des Mannes, der so vertrauensvoll unter seiner Hand stand. Es war kein angenehmer Zauber und wurde zwischen Magiern niemals ohne Erlaubnis geduldet, doch Eyoli ließ ihn über sich ergehen, obwohl er laut stöhnte und Arkoniels Schultern umklammerte, um das Gleichgewicht zu halten.
    Arkoniel sog das Wesen des Lebens seines Gegenübers aus dessen Geist wie Saft aus einer reifen Weintraube. Es war ein kurzes und in seinen Anfangstagen unlauteres Leben. Eyoli war ein Hafenbalg gewesen, früh verwaist und im Dreck aufgewachsen. Vom Kindesalter an hatte er seine angeborenen Fähigkeiten genutzt, um sich bestmöglich zu ernähren und zu versorgen. Seine Gabe war bescheiden und ungeschliffen gewesen, bis Iya ihn fand, doch unter richtigem Geleit besaß er erstaunliche Möglichkeiten. Er hatte Recht mit seiner Vermutung, dass er nie ein wahrer Zauberer werden könnte, aber als Spitzel war er wahrhaft einzigartig.
    Arkoniel entließ ihn. »Ihr sagt, das ist alles, was Ihr könnt?«
    »Ja. Ich vermag nicht einmal, Feuer oder Licht zu machen.«
    »Nun, was Ihr beherrscht, ist ausgesprochen nützlich. Seid Ihr darauf vereidigt, über Tobin zu wachen?«
    »Bei meinen Händen, meinem Herzen, meinen Augen, Meister Arkoniel. Die Spürhunde haben mich nicht nummeriert, ich kann also in der Stadt ein- und ausgehen. Orun und die anderen denken, ich gehöre seit Jahren zu ihnen. Sie werden mich nicht vermissen, wenn ich verschwinde.«
    »Verblüffend. Wo hält sich Iya gerade auf?«
    »Das weiß ich nicht, Meister.«
    »Tja, ich bin froh über Eure Hilfe. Behaltet Tobin gut im Auge, und Ki auch.« Damit streckte er die Hand aus, die Eyoli respektvoll ergriff. Angesichts des festen Drucks des älteren Zauberers zuckte er leicht zusammen.
    Nachdem er gegangen war, begutachtete Arkoniel den Rand des Nagels seines kleinen Fingers. Lhel hatte ihm beigebracht, wie man ihn schärfte und die Hand eines Mannes so drückte, dass der Nagel darin eindrang, ohne zu schmerzen, gerade tief genug, um ein › winziges bisschen vom Rot ‹ zu erhaschen.
    Er quetschte das Blut unter dem Nagel hervor und rieb sich den kleinen Tropfen in die Wirbel seines Daumens. Dann heftete er sein geistiges Auge auf das Muster und sprach die Hexenworte, die Lhel ihn gelehrt hatte. »In diese Haut reise ich, durch diese Augen sehe ich, in dieses Herz lausche ich.«
    In Eyolis Herz stieß er auf lodernden Hass auf die Spürhunde und auf eine Vision von Virishans Schule und einer schillernd weißen Stadt im Westen, bevölkert von Zauberern, die ihre Waisen willkommen hießen. Für diese Vision würde Eyoli tun, was immer von ihm verlangt wurde. Außerdem erhaschte Arkoniel einen flüchtigen Blick auf Iya, wie sich der junge Mann an sie erinnerte. Sie sah älter und erschöpfter aus, als Arkoniel sie im Gedächtnis hatte.
    Dennoch seufzte er vor Erleichterung und fühlte sich weniger allein als seit Jahren. Die Dritten Orëska hatten bereits wahrlich begonnen.
     
    Tharins Geschichte über Orun bereitete Arkoniel weiter Kopfzerbrechen, aber der lästige Adelige begab sich in verdrießlicher Laune früh zu Bett und beruhigte seine Nerven mit einem großen Becher von Köchins Gewürzwein. Bald schnarchte er geräuschvoll. Der Herold tat es ihm auf der gegenüberliegenden Seite des Kamins gleich. Tharin sorgte indes dafür, dass die Männer der Garde des Königs in ihrem behelfsmäßigen Lager auf der Weide aufmerksam im Auge behalten wurden.
    Als sich Stille über das Haus senkte, saß Arkoniel schweigend in seinem dunklen Arbeitszimmer und lauschte auf eine etwaige Unruhe in der Halle unten.
    Er war so in seine Aufgabe vertieft, dass ihn die verstohlenen Schritte vor seiner Tür völlig überraschten. Er entsandte einen weiteren Sichtungszauber und erblickte

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