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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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flog ihm abermals vom Kopf. Diesmal landete er mitten im glimmenden Kamin hinter dem Mann, wo er in einem übelriechenden Auflodern aus verbrannter Seide und Federn aufging. Orun riss die Hände an den kahlen Schädel, dann ballte er sie zu zornigen Fäusten, als er auf Tobin zustapfte. Bruder zerrte an seinem Ärmel und sprengte goldene Perlen in alle Richtungen, dann duckte er sich, um ihn mit gebleckten Zähnen anzuspringen.
    »Halt«, flüsterte Tobin erschrocken und hoffte, er würde den Befehlsbann nicht vor all diesen Leuten aussprechen müssen. Bruder fügte sich und verschwand außer Sicht.
    »Vorsichtig, Herr!« Der blonde Zauberer ergriff Oruns Arm und stützte ihn.
    Der Kanzler riss sich von ihm los, dann drehte er sich zu Tobin und bedachte den Jungen mit einem falschen Lächeln. »Wie Ihr wünscht, Hoheit. Aber ich fürchte den Geist, der diese Halle heimsucht! Habt Ihr nicht eine freundlichere Kammer, die Ihr einem Gast anbieten könnt?«
    »Nein, Herr, habe ich nicht. Aber ich versichere Euch bei meiner Ehre, dass unter meinem Dach niemandem ein Leid geschieht, der mir wohl gesonnen ist. Reitet Ihr mit mir aus, bis das Festmahl vorbereitet ist?«
     
    Es war zermürbend, sich im Obergeschoss des Hauses zu verstecken, aber Arkoniel gab sich damit zufrieden, Wache zu halten. Da es keinen Beweis für den Zauberer gab, von dem Bruder gesprochen hatte, gestattete er sich einen gelegentlichen Sichtungszauber und folgte Tobin, der mit seinen Gefährten Orun und ein paar Männer von dessen Begleitgarde zu einer vergnüglichen Hatz über einen qualvollen Gebirgspfad führte.
    Arkoniel verfasste gerade einen Brief an Iya, als Nari an die Tür klopfte und den Kopf hereinsteckte. »Da ist jemand, mit dem besser du sprichst, Arkoniel.«
    Zu seinem Erschrecken scheuchte sie einen Soldaten der bewaffneten Begleitgarde Oruns herein. An sich handelte es sich um einen freundlich wirkenden jungen Burschen, aber Arkoniel fiel auf Anhieb das rote und goldene Abzeichen auf, das der Mann trug, und sein Schwert. Im Geiste bereitete er einen Tötungszauber vor, erhob sich langsam und verneigte sich.
    »Was wollt Ihr von mir?«
    Der Gardist schloss die Tür und verbeugte sich ebenfalls. »Iya entsendet Euch Grüße und hat gesagt, ich soll Euch das hier als Vertrauenszeichen geben.« Er streckte die Hand aus.
    Vorsichtig näherte sich Arkoniel, der immer noch Gewalt erwartete, und sah, dass in der hohlen Handfläche seines Besuchers ein kleiner Kiesel lag.
    Arkoniel ergriff ihn, schloss die Faust darum und spürte Iyas in den Stein eingeflossenes Wesen. Dies war eines ihrer Zeichen, und zwar der Art, die sie nur bei jenen zurückließ, von denen sie vermeinte, sie könnten Tobins Unterfangen später von Nutzen sein. Wie dieser Mann in den Besitz des Steins gelangt war, blieb noch in Erfahrung zu bringen.
    Als er jedoch zu ihm zurückschaute, entfuhr ihm ein erschrockenes Keuchen. Statt des Soldaten stand er einem Mann gegenüber, der jenem, den er Augenblicke zuvor gesehen hatte, nur ansatzweise ähnelte. Er war hellhäutig und blond, und seine Züge verrieten ein starkes Erbe von Aurënfaie-Blut. »Ihr seid ein Gestaltwandler?«
    »Nein, nur ein Geistvernebler. Mein Name ist Eyoli von Kes. Ich bin Eurer Lehrmeisterin letztes Jahr begegnet, als ich mich als Bettler und Taschendieb verdingte. Sie hat mich dabei ertappt und zu mir gemeint, sie wisse eine bessere Arbeit für mich. Versteht Ihr, ich wusste es nicht.«
    »Ihr wusstet nicht, dass Ihr mit Magie geboren wurdet?«
    Eyoli zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass ich den Geist der Menschen vernebeln und Ahnungslose dazu bringen kann zu tun, was ich will. Iya schickte mich zur Ausbildung zu einer Frau namens Virishan in Ilear. Erinnert Ihr Euch an sie?«
    »Ja, wir haben vor ein paar Jahren fast einen ganzen Winter bei ihr verbracht. Ich bin schon öfter Geistverneblern begegnet, aber das …« Arkoniel schüttelte bewundernd den Kopf, als Eyoli wieder die Gestalt des Soldaten annahm. »Und dabei obendrein nicht entdeckt zu werden. Das ist eine rare Gabe.«
    Der junge Mann lächelte scheu. »Ich fürchte, es ist meine einzige Gabe, aber Viri sagt, ich bin der Beste, den sie je gesehen hat. Ich habe diese Träume, Arkoniel. Das ist es, was Iya in mir sah, und sie sagt, dass Arianis Sohn irgendwie ein Teil dieser Vision ist und er beschützt werden muss. Als sie vom Tod des Herzogs erfuhr, sandte sie mir eine Nachricht.
    Ich traf gerade noch rechtzeitig in Ero ein, um

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