Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
mir von ihm erzählt.« Porion musterte Ki. »Kommst wohl vom Land, wie?«
»Ja, Herr.«
»Dann bist du mit dem Leben am Hof oder der Stadt wohl nicht vertraut, oder?«
»Ich kenne Ero. Ein bisschen.«
Einige der Gefährten kicherten darüber, und Moriel begann, sich wieder aufzublähen.
Porion wandte sich an beide Jungen. »Sagt, was ist die höchste Pflicht eines Knappen? Moriel?«
Der Junge zögerte. »Seinem Herrn auf jeder erforderliche Weise zu dienen.«
Porion nickte anerkennend. »Ki, deine Antwort?«
Ki legte die Hand auf den Schwertgriff. »Sein Leben seinem Herrn zu Füßen zu legen, Waffenmeister. Sein Krieger zu sein.«
»Das sind beides würdige Antworten.« Porion zog ein goldenes Amtsabzeichen aus dem Kragen seiner Robe hervor und ließ es sich auf die Brust fallen. Er ergriff es und verharrte einen Augenblick nachdenklich. »Als Mei ster der Königlichen Gefährten besitze ich das Recht, dies in Abwesenheit des Königs zu entscheiden. Laut den uralten Gesetzen und Sitten ist der Bund, der zwischen den Vätern von Prinz Tobin und dem Knappen – « Er beute sich zu Ki und flüsterte: »Wie war noch mal dein Name, Junge? Ah.« Laut fuhr er fort: » – und seinem Knappen Kirothius, Sohn des Larenth von Eichberggut, vor Sakor ein heiliger und muss anerkannt werden. Kis Platz unter den Gefährten bleibt gewahrt, bis der König etwas anderes verfügt. Nimm es nicht zu schwer, Moriel. Niemand wusste, dass du ausgewählt worden warst.«
»Darf ich mich zurückziehen, Hoheit?«, fragte Moriel.
Korin nickte, und der Junge wandte sich ab. Tobin sah, wie er einen giftigen Blick in Kis Richtung schleuderte, als er aus dem Raum stapfte.
»Hast du einen Titel, Junge?«, wollte Porion von Ki wissen.
»Nein, Schwertmeister.«
»Kein Titel!«, rief Korin aus. »Also, das geht nicht für den Diener eines Prinzen von Skala! Tanil, mein Schwert.«
Einer der jungen Männer am Tisch der Knappen eilte mit einer feinen Klinge herbei. »Knie nieder und lass dich adeln«, befahl Korin.
Die anderen Knappen jubelten und pochten mit ihren Trinkbechern auf den Tisch.
Tobin war hocherfreut, Ki jedoch zögerte und warf ihm einen eigenartigen, fragenden Blick zu.
Tobin nickte. »Du wirst ein Ritter.«
Ki neigte das Haupt und kniete nieder. Korin berührte ihn mit der flachen Seite der Klinge an den Schultern und an beiden Wangen. »Erheb dich, Sir Ki – wie war das noch mal? Kirothius, Ritter von Ero, Gefährte des Königlichen Prinzen. So. Erledigt!« Korin warf das Schwert zurück zu seinem Knappen, und der Rest der Jungen am Tisch pochte abermals mit den Bechern.
Ki stand auf und sah sich unsicher um. »Ich bin jetzt ein Ritter?«
»So ist es.« Porion klopfte ihm auf die Schulter. »Heißt euren kleinen Bruder willkommen, Knappen. Gebt ihm einen Trinkbecher und einen Platz unter euch.« Damit erwirkte er ein weiteres Pochen der Becher.
Mit einem letzten, zweifelnden Blick über die Schulter zu Tobin gesellte sich Ki zu den anderen.
Korin führte Tobin zu der langen Tafel und ließ ihn auf einem erlesen beschnitzten Stuhl zu seiner Rechten Platz nehmen. Das Festmahl war längst vorüber. Schwarten, Knochen und Nussschalen übersäten das Tischtuch, aber für ihn waren bereits frische Holzteller und Schalen aufgetragen worden.
»Und jetzt musst du deine neuen Brüder kennen lernen«, verkündete Korin. »Die Abstammung jedes Einzelnen erspare ich dir heute Abend. Das ist Caliel.« Korin zerzauste einem gut aussehenden, hellhäutigen Jungen zu seiner Linken das Haar. »Der große, rote Bär mit dem ungepflegten Kinn neben ihm ist unser Greis, Zusthra. Dann haben wir hier Alben, Orneus, Urmanis, Quirion, Nikides und den kleinen Lutha, bis zu deiner Ankunft unser Jungspund.«
Jeder Junge erhob sich und reichte Tobin die Hand, wobei er mit unterschiedlicher Herzlichkeit begrüßt wurde. Etwas an den Händen, die er drückte, fühlte sich merkwürdig an. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass es die Weichheit ihrer Haut war.
Luthas Lächeln war das breiteste. »Willkommen, Prinz Tobin. Durch dich wird unsere Zahl für die Übungen wieder gerade.« Er besaß ein spitzes Gesicht, das Tobin unwillkürlich an eine Maus erinnerte. Seine braunen Augen wirkten freundlich.
Das Fest ging weiter. Korin verkörperte den Tischherrn, und alle ordneten sich ihm unter, als wäre er bereits der Herr des ganzen Palastes.
Mit Ausnahme Zusthras schien niemand am Tisch älter als Korin zu sein, dennoch gebärdeten sich
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