Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
Verhungern in rostige, alte Käfige gesperrt werden.«
»Was ist mit deinem Geist, Vetter …«, setzte Korin an, doch dann räusperte sich Porion.
»Hoheit, Prinz Tobin hatte heute eine lange Reise. Ihr solltet ihn nicht so lange wach halten, immerhin ist es seine erste Nacht hier.«
Korin beugte sich dicht zu Tobin. Sein Atem roch säuerlich nach Wein, seine Worte erklangen gelallt. »Armer Vetter! Möchtest du das? Möchtest du ins Bett? Du musst wissen, du bist im Zimmer meines toten Bruders. Dort könnte es auch Geister geben, aber das sollte dich nicht stören. Elarin war ein netter Bursche.«
Mittlerweile stand Porion hinter Korins Stuhl und schob eine Hand unter seinen Arm. »Mein Prinz«, murmelte er.
Korin schaute zu ihm auf, dann zurück zu Tobin, mit einem bezaubernden Lächeln, das ihn beinah nüchtern wirken ließ. »Also, schlaf gut.«
Tobin erhob sich und ging, froh darüber, dieser Menge betrunkener Fremder zu entfliehen.
Der steif wirkende Bedienstete erschien mit Ki auf den Fersen und führte sie zurück in ihr Zimmer. Porion begleitete sie bis zu ihrer Tür.
»Ihr dürft den Prinzen nicht nach dem beurteilen, was Ihr heute Nacht gesehen habt, Prinz Tobin«, meinte er traurig.
»Er ist ein anständiger Bursche und ein großartiger Krieger. Versteht Ihr, genau darin liegt das Problem. Es liegt schwer auf ihm, dass ihm nicht gestattet wird, in den Krieg zu ziehen, obwohl er inzwischen im rechten Alter dafür ist. Wie er sagte, ist es hart, der einzige Thronerbe zu sein, und sein Vater will keinen Ersatzerben benennen. Solche Feiern wie die …« Er warf einen angewiderten Blick zurück in Richtung des Saals. »Das liegt an der Abwesenheit seines Vaters. Na ja, morgen, wenn er frisch und ausgeruht ist, wird er Euch einen besseren Empfang bereiten. Am Vormittag sollt Ihr Großkanzler Hylus im Audienzsaal vorgestellt werden. Kommt danach hinaus auf das Übungsgelände, damit ich mir Eure Fähigkeiten und Ausrüstung ansehen kann. Wie ich erfahren habe, besitzt Ihr keine richtige Rüstung.«
»Nein.«
»Darum kümmere ich mich. Schlaft gut, mein Prinz, und seid willkommen. Außerdem möchte ich noch sagen, dass ich mich an Euren Vater als einen anständigen Mann und einen großen Krieger erinnere. Ich betrauere seinen Verlust.«
»Danke, Waffenmeister«, gab Tobin zurück. »Und danke auch dafür, dass ich Ki als Knappen behalten darf.«
Porion zwinkerte ihm zu. »Ein alter Freund von Euch hat sich gleich nach Eurer Ankunft mit mir unterhalten.«
Erst starrte Tobin ihn verständnislos an, dann lachte er. »Tharin?«
Porion hob einen Finger an die Lippen, nickte jedoch. »Ich habe keine Ahnung, was sich Orun dabei gedacht hat. Eines Vaters Wahl eines Knappen kann man nicht einfach so übergehen.«
»Dann lag es nicht an meiner Antwort?«, fragte Ki ein wenig niedergeschlagen.
»Ihr hattet beide Recht«, erwiderte Porion. »Und du könntest versuchen, Moriel zu beschwichtigen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Er kennt den Palatin und die Stadt. Gute Nacht, Jungs, und nochmals herzlich willkommen.«
Bedienstete hatten ein Dutzend Lampen im Zimmer angezündet und eine Kupferwanne voll heißem, duftenden Wasser hereingetragen. Ein junger Page stand neben dem Bett, und ein weiterer junger Mann stand mit Bürsten und Tüchern bereit; offenbar wartete er darauf, Tobin zu baden.
Er entließ die beiden Bediensteten, dann zog er sich aus und sank mit einem wohligen Stöhnen in die Wanne. In der Feste gab es heiße Bäder nur selten. Er war mit der Nase dicht über der Wasseroberfläche beinah eingeschlafen, als er hörte, wie Ki auf der anderen Seite des Raumes gackerndes Gelächter anstimmte.
»Kein Wunder, dass Moriel so aufgebracht war«, rief er, während er die Vorhänge des Wandbettes zurückhielt. All das schöne Bettzeug war verschwunden. »Er muss sich hier in Erwartung deiner majestätischen Ankunft schon häuslich eingerichtet gehabt haben. Alles, was er mir dagelassen hat, ist eine nackte Strohmatratze. Und so wie sie stinkt, hat er als Abschiedsgruß noch draufgepinkelt, der kleine Mistkerl!«
Tobin setzte sich auf und schlang die Arme um die Knie. Er hatte gar nicht in Erwägung gezogen, dass sie getrennt von einander schlafen sollten, erst recht nicht in einem so großen Raum.
»Ist schon ein großes Zimmer«, murmelte Ki und sah sich um.
Tobin grinste und vermutete, dass sein Freund ähnliche Gedanken hegte. »Und ein großes Bett. Reichlich Platz für zwei.«
»Würde ich
Weitere Kostenlose Bücher