Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
älteren Jungen krachte.
Sakors Glück war ihm hold, oder vielleicht hassten die Götter an diesem Tag Spötter, denn es gelang ihm, Alben mit demselben Kniff zu Fall zu bringen, den er bei Lutha eingesetzt hatte. Alben landete so heftig auf dem Rücken, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Tobin sprang auf ihn und setzte ihm das Schwert am Herzen an.
»Ergibst du dich?«
Alben funkelte finster zu ihm empor, sah jedoch ein, dass er keine andere Wahl hatte. »Ich ergebe mich.«
Tobin ließ von ihm ab, verließ den Kreis und begab sich zu Korin und Ki, die bei Porion standen.
»Unser neuer Gefährte blutet«, stellte der Waffenmeister fest.
Tobin sah erst ihn, dann das Tuch an, das Ki ihm hinhielt.
»Deine Nase, Tobin. Wenigstens einen Treffer hat er an dir erzielt.«
Tobin ergriff das Tuch und wischte sich die blutige Nase und das Kinn ab. Der Anblick des befleckten Tuchs rief ihm bruchstückhaft einen Teil eines Traums in Erinnerung.
Du siehst Blut, du kommst her zu mir.
Er schüttelte den Kopf, als Korin und einige der anderen ihm auf den Rücken klopften und beteuerten, was für ein guter Schwertkämpfer er sei. Dies war ehrenvoll vergossenes Blut. Deshalb sollte er nach Hause laufen? Es war nur ein dummer Traum gewesen.
»Sieh dich nur an! Kaum halb ausgewachsen, und du hast bereits die Hälfte der Königlichen Gefährten zur Strecke gebracht«, rief Korin aus. An diesem Tag war er stocknüchtern, und Tobin stellte fest, dass er unwillkürlich im Lob des älteren Jungen schwelgte. »Wer hat dir beigebracht, so gut zu kämpfen, Vetter? Doch gewiss nicht Kis Schwester, oder?«
»Mein Vater und Sir Tharin waren meine Lehrmeister«, antwortete er. »Und Ki. Wir üben zusammen.«
»Wenn du dich ausgeruht hast, würdet ihr beide dann für uns miteinander kämpfen?«
»Gewiss, Waffenmeister.«
Ki holte ihm einen Becher Apfelwein von einem Fass in der Nähe, dann beobachteten sie, wie Korin und Caliel einen Übungskampf austrugen, während sich Tobin ausruhte. Lutha und Nikides gesellten sich mit ihren Knappen Barieus und Ruan zu ihnen. Die anderen hielten Abstand und sahen dem Prinzen zu. Nach dem Lob von Korin und Porion fühlte es sich merkwürdig an, abseits zu stehen.
»Habe ich etwas falsch gemacht?«, wollte Tobin von Lutha wissen.
Der andere Junge blickte auf seine Füße hinab und zuckte mit den Schultern. »Alben wird nicht gern besiegt.«
»Aber ihr beide doch wohl auch nicht, oder?«
Abermals zuckte Lutha mit den Schultern.
»Nächstes Mal wird Lutha dich schlagen. Immerhin weiß er jetzt, wie du kämpfst«, meinte Nikides. »Oder vielleicht auch nicht, aber zumindest hat er Aussicht darauf, zu gewinnen, und er ist immer zuversichtlich. Ich hingegen werde wieder verlieren.«
»Nicht unbedingt«, gab Tobin zurück, wenngleich er vermutete, dass der Junge Recht hatte.
»Doch, gegen dich schon«, beharrte Nikides offenbar unberührt. »Aber das spielt keine Rolle. Nicht alle von uns sind hier, weil sie große Krieger sind, Prinz Tobin.«
Bevor sich Tobin erkundigen konnte, was Nikides damit meinte, hatten die älteren Jungen ihren Kampf beendet, und Porion rief sie in den Ring.
»Na schön, lass uns ihnen eine denkwürdige Vorführung bereiten«, flüsterte Ki vergnügt.
Sie legten die Holzschwerter beiseite, zogen Stahl und kämpften mit allen Mitteln, setzten Ellbogen, Knie und rammende Helme ein. Sie stießen gellende Kriegsschreie aus und fochten, bis der Staub hoch über ihre Köpfe auf stieb und Schweiß ihre Kettenhemden und Wämser durchtränkte. Stahl prallte klirrend auf Stahl, als sie auf die Deckung des jeweils anderen einhieben, und Ki zerschmetterte beinah Tobins Schwerthand. Tobin verpasste ihm im Gegenzug einen Streich mit der Flachseite der Klinge gegen den Helm, aber keiner der beiden gab nach.
Während des Kampfes zählte nichts anderes, und Tobin verlor sich in der Vertrautheit des Gefechts. Sie hatten dies so oft gemacht und waren einander so ebenbürtig, dass sie einander bekriegten, bis ihnen beiden die Kraft ausging und Porion ein Unentschieden ausrief.
Keuchend und außer Atem lösten sie sich voneinander und fanden sich umring von einer Zuschauermenge wieder. Viele von Albens weiblichen Bewunderern hatten nun sie beobachtet. Ki bemerkte sie und stolperte um ein Haar über die eigenen Füße. Aliya drehte sich um und sagte etwas zu einem zierlichen blonden Mädchen neben ihr, dann lachten sie beide. Hinter ihnen stand ein brünettes Mädchen
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