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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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niemand seine Tränen sähe. Bei Einbruch der Nacht waren sie fort und ließen Tobin einsamer denn je zuvor zurück.

K APITEL 11
     
    Iya und Arkoniel verbrachten die Spätwintermonate ein Stück außerhalb von Ilear als Gäste einer Zauberin namens Virishan. Die Frau besaß keine andere Vision als ihre eigene, die sie dazu antrieb, unter den Armen gottberührte Kinder herauszupicken und unter ihre Fittiche zu nehmen. Insgesamt hatte sie bereits fünfzehn junge Schüler, viele bereits schwer verkrüppelt oder geschunden von den Unwissenden, denen sie geboren worden waren. Die meisten von ihnen würden nie große Zauberer werden, doch die bescheidenen Kräfte, die sie sich bewahrt hatten, wurden unter Virishans geduldigem Geleit gehegt und gefördert. Iya und Arkoniel halfen ihr als Gegenleistung für die Unterkunft, so gut sie konnten, und Iya ließ einen ihrer Kiesel bei Virishan zurück, als sie schließlich wieder aufbrachen.
    Als das Wetter aufklarte, traten sie den Weg nach Sylara an, wo Iya Vorkehrungen für eine Überfahrt nach Süden getroffen hatte. Sie erreichten das Dorf kurz vor Sonnenuntergang und begegneten auf der Straße einer ungewöhnlich großen Zahl von Menschen, die allesamt in den kleinen Hafenort strömten.
    »Was ist denn los?«, erkundigte sich Arkoniel bei einem Bauer. »Ist gerade ein Jahrmarkt?«
    Der Mann beäugte argwöhnisch ihre Silberamulette. »Nein, es lodert ein Feuer mit Euresgleichen.«
    »Die Spürhunde sind hier?«, fragte Iya.
    Der Mann spuckte über die Schulter. »Ja, gute Frau, und sie haben eine Rotte Verräter mitgebracht, die es gewagt haben, sich gegen die Herrschaft des Königs auszusprechen. Ihr tätet gut daran, Euch heute aus Sylara fernzuhalten.«
    Iya zügelte ihr Pferd am Straßenrand. Arkoniel tat es ihr gleich. »Vielleicht sollten wir seinen Rat beherzigen«, murmelte er und ließ beunruhigt den Blick über die Menge wandern. »Immerhin sind wir hier Fremde und kennen niemanden, der für uns bürgen würde.«
    Natürlich hatte er Recht, dennoch schüttelte Iya den Kopf. »Der Lichtträger hat uns eine Gelegenheit in den Pfad geworfen. Ich will sehen, was sie tun, solange wir ihnen noch unbekannt sind. Und wir sollten dafür sorgen, dass dies vorerst so bleibt. Nimm dein Amulett ab.«
    Sie verließen die Straße, und Iya führte ihn zu einem kleinen Eichenhain auf einem nahen Hügel. Dort ließen sie, geschützt von einem Steinkreis und magischen Symbolen, ihre Amulette und jegliche sonstige Ausstaffierung zurück, die sie als Zauberer kennzeichneten, mit Ausnahme des Lederbeutels. Im Vertrauen darauf, dass ihre schlichten Reisegewänder keinen Verdacht erregen würden, ritten sie weiter nach Sylara.
     
    Selbst ohne das Amulett sah sich Arkoniel immer wieder beunruhigt um, als sie die Stadt betraten. Konnten die Spürhunde einen Zauberer allein an dessen Kräften erkennen? Einige der Gerüchte, die ihnen zu Ohren gekommen waren, schrieben den weiß gewandeten Magiern eine Macht zu, die über das gewöhnliche Maß hinausging. Wenn dies zutraf, hatten sie einen eigenartigen Ort dafür gewählt, jene Macht zur Schau zu stellen. Sylara war lediglich eine verwinkelte, schmutzige Hafenstadt.
    Nahe der Küste drängten sich bereits die Massen der Schaulustigen. Arkoniel hörte Hohn und Pfiffe über das Wasser hallen, als sie sich einen Weg die schlammige Straße hinab zum Ufer bahnten.
    Die Menge erwies sich als zu dicht, um hindurchzugelangen, also bezahlte Iya einen Herbergswirt, um das Geschehen von einem schäbigen, kleinen, auf den Hafen weisenden Zimmer im oberen Stockwerk zu beobachten. Am Ufer war zwischen zwei Steinmolen eine breite Plattform errichtet worden. Soldaten in dunkelgrauen Wappenröcken mit dem in Rot auf die Brust gestickten Umriss eines fliegenden Falken standen in Zweierreihen auf der landwärtigen Seite. Arkoniel zählte insgesamt vierzig.
    Hinter ihnen ragte ein langer Galgen auf, und neben zwei großen Holzrahmen befand sich eine Gruppe von Zauberern. Die Holzrahmen erinnerten an hochkant aufgestellte Bettrahmen, nur größer.
    »Weiße Gewänder«, murmelte Iya, während sie die Zauberer betrachtete.
    »Niryns Kluft. In der Nacht, in der Tobin geboren wurde, trug er ein weißes Gewand.«
    Sechs Menschen baumelten bereits vom waagerechten Balken des Galgens. Die vier Männer hingen schlaff am Ende ihres Stricks; einer trug die Roben eines Priesters Illiors. Die restlichen zwei, eine Frau und ein Knabe, waren so zierlich, dass ihr Gewicht

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