Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
gleichzeitig zu alt und zu jung.
    »Er hört auf dich, nicht wahr?«, fragte er. »Ich habe gehört, wie du mit ihm gesprochen hast.«
    »Sagt es bitte nicht Vater!«
    »Warum?«
    Mit einemmal glich Tobin einem gewöhnlichen, verängstigten kleinen Jungen. »Es – es würde ihn traurig machen. Bitte, sagt ihm nicht, was Ihr gesehen habt!«
    Arkoniel zögerte und dachte an den heftigen Gefühlsausbruch des Herzogs zurück. Er kroch unter dem Tisch hervor, setzte sich neben Tobin auf den Boden und legte die Hand in den Schoß. »Gehe ich recht in der Annahme, dass all das …«, er ließ den Blick über die zerbrochenen Ton waren wandern, »niemanden überraschen wird?«
    Tobin nickte.
    »Na schön, mein Prinz. Ich bewahre dein Geheimnis. Aber ich wüsste zu gern, weshalb der Dämon dir gehorcht.«
    Tobin schwieg.
    »Hast du ihm gesagt, er soll das Geschirr nach mir werfen?«
    »Nein! So etwas würde ich nie tun, bei meiner Ehre.«
    Arkoniel musterte das angespannte, ernste Gesichtchen und wusste, das Tobin die Wahrheit sprach, dennoch verbarg sich hinter diesen Augen ein großes Geheimnis. Ein weiteres Haus mit geschlossenen Türen, dachte er, aber wenigstens spürte er hier die Möglichkeit, die Schlüssel zu finden.
    Aus der Richtung der Halle drangen Stimmen zu ihnen. »Lauf schnell«, flüsterte Arkoniel.
    Wortlos huschte Tobin zur Hoftür hinaus.
    Danke, Illior, dass du mich hergeschickt hast, dachte Arkoniel und schaute dem Jungen nach. Welche Dunkelheit auch immer das Kind umgibt, ich werde dagegen angehen und dem Mädchen beistehen, bis ich erlebe wie es in seiner rechtmäßigen Gestalt gekrönt wird.

K APITEL 17
     
    Arkoniel taumelte ein wenig, als Nari und Tharin ihm die Treppe hinaufhalfen. Die Sonne war hinter die Gipfel gesunken, wodurch eine trübe Düsternis das Haus umfing. Tharin trug eine Handlampe aus Ton, in deren Licht Arkoniel die ausgebleichten, abblätternden Farben der bemalten Säulen in der großen Halle erkannte, außerdem die ausgefransten Banner längst vergessener Schlachten, die in Fetzen von den geschnitzten Deckenbalken hingen, und die beschlagenen, mit Spinnweben überzogenen Messinglampen. Trotz der frisch ausgestreuten Kräuter unter den Binsen auf dem Boden herrschte unterschwellig der Moder von Feuchtigkeit und Mäusen vor.
    Der obere Flur erwies sich als noch dunkler. Sie brachten Arkoniel in eine staubige, unordentliche Kammer zur Rechten. Eine Lampe auf einem Ständer spendete genug Licht, um etwas zu erkennen, das wie eine kleine Stadt aussah und eine Seite des Raumes in Anspruch nahm. Ein paar weitere Spielsachen lagen in den Winkeln verstreut, aber sie wirkten wenig benutzt.
    Entlang der kahlen Steinwände standen ein paar alte Truhen und ein Schrank mit einer gesprungenen Tür. In der Nähe des Fensters war in einem merkwürdigen Winkel ein Zierbettgestell aus Eichenholz aufgestellt worden. Es war ein schönes Stück, beschnitzt mit Weinranken und Vögeln, aber an einigen Stellen klebten noch Spinnweben.
    Tharin half Arkoniel ins Bett und zog ihm die Stiefel und den Kittel aus. Der Zauberer konnte ein weiteres Stöhnen nicht unterdrücken, als der Ärmel über sein gebrochenes Handgelenk glitt.
    »Hol noch etwas von Köchins Gebräu«, forderte Nari den Hauptmann auf. »Ich kümmere mich einstweilen um ihn.«
    »Ich lasse sie ihn stark genug brauen, damit du schlafen kannst«, sagte Tharin zu Arkoniel.
    Der Geruch von Zedern und Lavendel stieg von der Daunendecke auf, als Nari sie über ihn zog und seinen Arm auf ein Kissen stützte. Das blaue Seidenlaken wies noch frische Falten auf, weil es offenbar lange verstaut gewesen war. »Wie ich sehe, bekommt ihr hier nicht viele Gäste«, sagte Arkoniel und sank dankbar in das weiche, wenngleich etwas muffig riechende Bett zurück.
    »Seine Gäste empfängt der Herzog zumeist woanders.« Sie glättete die Tagesdecke über seiner Brust. »Du weißt, dass es so am besten ist. Tobin ist in Sicherheit.«
    »Aber nicht glücklich.«
    »Das habe nicht ich zu entscheiden. Er ist ein guter Junge, unser Tobin. Ich könnte mir keinen besseren wünschen. Und sein Vater vergöttert ihn, zumindest hat er das … So, wie er sich heute gab?« Sie schüttelte den Kopf. »Es war schwer für ihn, seit die Prinzessin … Dass sie so gestorben ist – beim Licht, Arkoniel, ich fürchte, es hat ihn gebrochen.«
    »Wie ist es geschehen? Ich habe nur Gerüchte gehört.«
    Nari zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich. »Der König kam zur Jagd

Weitere Kostenlose Bücher