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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Frauen tragen den Mond in den Gezeiten ihres Körpers und Blut im Herzen.
    Dann berührte sie die Innenseite ihres Handgelenks, wo die feinen, blauen Venen durchschimmerten. Eine schmale Mondsichel erschien dort, gezeichnet mit zierlichen schwarzen Linien. »Das du bist jetzt – schmale Mond, viel von dir dunkel.« Sie bewegte den Finger, woraufhin ein Kreis sichtbar wurde, der an die äußere Kurve der Sichel grenzte. »Aber wenn du gewachsen wie Bauchmond, du deine Macht wirst kennen.«
    Mit dem Auge eines Künstlers erahnte Tobin, dass es mehr geben musste, um die Zeichnung zu vervollständigen – einen abnehmenden Mond – , aber diesen zeigte sie ihm nicht, und sie sprach auch nicht davon. Stattdessen berührte sie seinen flachen Bauch. Hier wirst du große Königinnen zeugen. Ihre Augen begegneten den seinen, und Tobin sah Respekt darin. Lehre sie über mein Volk, Tobin. Und lehre auch deine Zauberer.
    »Iya und Arkoniel wissen darüber Bescheid. Sie haben sich an dich gewandt, als sie Hilfe brauchten.«
    Lhel schnaubte und lehnte sich zurück. »Nicht viele wie sie«, sagte sie laut. Dann zog sie das Silbermesser von ihrem Gürtel, stach sich in den linken Daumen und drückte einen Blutstropfen heraus. Damit zeichnete sie auf Tobins Stirn eine Mondsichel, um die sie anschließend einen Kreis zog. »Mutter dich beschützt, Keesa.« Sie küsste das Mal, das sie angefertigt hatte. »Du jetzt gehen zurück.«
    Als Tobin die Lichtung mit Arkoniel verließ, hielt er an der Quelle inne, weil er sehen wollte, wie das Blutmal aussah. Er entdeckte kein Anzeichen davon. Wahrscheinlich war es verschwunden, als sie ihn geküsst hatte. Auch nach jenem anderen Gesicht hielt er Ausschau und war froh, als er nur sein eigenes erblickte.
     
    Den Rest des Tages verbrachte Tobin bei Ki und beobachtete, wie Köchin und Nari ihm behutsam Brühe zwischen die Lippen flößten und die dicken Wollpacken unter ihm wechselten, wenn er sich benässte. Es schmerzte ihn, seinen Freund so hilflos zu sehen. Ki war dreizehn und würde wenig davon halten, wie ein Säugling behandelt zu werden.
    Mehr als alles andere wollte Tobin alleine sein, doch jeder schien entschlossen, sich um ihn zu kümmern. Tharin brachte Wachs zum Formen und setzte sich zu ihm. Auch Unteroffizier Laris und einige der anderen Männer kamen und boten ihm an, Bakshi und Astragaloi mit ihm zu spielen, aber Tobin wollte nicht. Sie alle versuchten, ihn aufzumuntern, indem sie scherzten und redeten, als könnte Ki sie hören, was jedoch nur dazu führte, dass sich Tobin noch schlimmer fühlte. Er hatte keine Lust, sich über Pferde oder die Jagd zu unterhalten, nicht einmal mit Tharin. Es erschien ihm wie Heuchelei, von so gewöhnlichen Dingen zu sprechen. Lhels Worte suchten ihn heim, ließen ihn sich wie ein Fremder in der eigenen Haut fühlen. Seine neuen Geheimnisse nisteten sich in ihm ein wie Brombeersamen zwischen seinen Zähnen und drohten, sich zu lösen und jeden Augenblick aus ihm hervorzuspritzen, wenn er nicht vorsichtig wäre.
    »Jetzt seht nur, ihr habt den armen Tobin völlig erschöpft!«, rief Nari aus, als sie mit einem Stapel frischer Leinen hereinkam. »Er ist doch selbst eben erst aus dem Krankenbett. Raus mit euch, lasst ihm ein bisschen Ruhe.«
    Damit scheuchte sie die Soldaten hinaus, Tharin jedoch blieb zurück. »Möchtest du, dass ich dir noch Gesellschaft leiste, Tobin?«
    Ausnahmsweise wollte Tobin das nicht. »Tut mir leid, aber ich denke, ich bin wirklich müde.«
    »Du solltest zurück ins Bett«, befand Nari. »Ich hole dir etwas Brühe und einen warmen Ziegel fürs Fußende.«
    »Nein, bitte. Lass mich einfach bei Ki sitzen.«
    »Er kann hier schlafen, wenn es sein muss. Dieser Sessel eignet sich hervorragend zum Dösen«, meinte Tharin. Mit einem Augenzwinkern über die Schulter zu Tobin geleitete er Nari sanft zur Tür hinaus, bevor sie den Jungen weiter bemuttern konnte.
    Tobin rollte sich auf dem Sessel ein und beobachtete eine Weile, wie sich Kis Brust hob und senkte. Dann starrte er auf die geschlossenen Lider seines Freundes und wollte sie durch bloße Willenskraft dazu bringen, sich zu öffnen. Schließlich gab er es auf und ergriff das Wachs, das Tharin ihm gebracht hatte. Er brach ein Stück davon ab und rollte es zwischen den Handflächen, um es weich zu machen. Das vertraute Gefühl und der süßliche Geruch beruhigten ihn, wie sie es immer getan hatten, und er begann, ein kleines Pferd für Ki zu formen; das war sein

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