Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
als ob sie auf all die Siege spucken, die ihnen König Erius beschert hat.«
»Mein Vater sagt, dass alle Anhänger Illiors das insgeheim glauben«, warf Alben ein. »Ein Haufen Undankbarer! König Erius hat dieses Land gerettet.«
Ki fiel auf, dass Luchs schwieg. Das war an sich nicht ungewöhnlich, aber Ki hatte ihn einst einen Onkel erwähnen gehört, der Zauberer war, und er vermutete, dass Luchs besorgter war, als er zugeben wollte. Vielleicht fürchtete er wie Nikides, an diesem Abend ein vertrautes Gesicht zu sehen.
»Zauberer, Priester – alles Mondvolk«, erklärte Zusthra. »Sakor ist es, der unseren Armen Kraft verleiht.«
In jenem Augenblick kam Porion herein und sah aus wie eine Gewitterwolke. Er sprang auf einen Tisch und sicherte sich brüllend ihre Aufmerksamkeit.
Dies war das erste Mal, dass Ki den Waffenmeister in voller Rüstung sah. Sein Brustharnisch war geölt und poliert, wies jedoch die Schrammen zahlreicher Schlachten auf. Dasselbe galt für die große Scheide, die an seiner Seite schwang, und für den Stahlhelm, den er unter dem Arm trug.
»Aufstellung!«, befahl er und ließ einen finsteren Blick in die Runde wandern. »Hört mir zu, Jungs, und hört mir gut zu. Es ist kein Vergnügungsausflug, den wir heute Abend unternehmen, also will ich derlei Gerede nicht mehr hören. Die Bediensteten können euch bis zum anderen Ende des Ganges vernehmen.«
Er legte den Helm ab und verschränkte die Arme. »Verräter oder nicht, die Männer und Frauen, die heute Abend sterben werden, sind Skalaner, und einige werden in der Menge Anhänger haben – Freunde, Familie und dergleichen. Wie ihr wisst, ist dies das erste Mal seit Langem, dass eine Hinrichtung innerhalb der Stadtmauern statt auf einem Verräterhügel abgehalten wird. Es steht mir nicht zu, darüber zu befinden, ob dies klug oder richtig ist, aber ich kann euch sagen, dass es bei einigen Gruppen hier in Ero auf wenig Zustimmung stößt. Also haltet die Münder geschlossen, die Augen offen und die Schwerter bereit. Euch Gefährten erwartet heute Abend die erste Bewährungsprobe. Was ist euer Zweck?«
»Prinz Korin zu beschützen!«, antwortete Caliel.
»Das ist richtig. Ihr alle seid dafür ausgebildet worden, und heute Abend könnte es sein, dass ihr Eurem Eid gerecht werden müsst. Wir sollen auf dem Weg zum Markt und zurück vor dem König reiten, gesäumt von den Männern des Königs. Beim ersten Anzeichen von Ärger, schließen wir die Ränge um Korin und schaffen ihn um jeden Preis hierher zurück. Die Männer des Königs mögen uns dabei helfen, aber die Ehre und die Pflicht liegen bei uns.«
»Was ist mit Vater?«, wollte Korin wissen. »Ich werde mich nicht wie ein Gepäckstück davonschleifen lassen, wenn er in Gefahr schwebt!«
»Der König wird gut beschützt. Eure Aufgabe, mein Prinz, besteht darin, am Leben zu bleiben, um nach ihm zu herrschen. Also keine Heldentaten heute, verstanden?« Er hielt Korins Blick, bis der Junge nickte, dann bedachte er den Rest von ihnen mit einer finsteren Miene. »Und hört auf, euch wie ein Rudel Mädchen bei einem Picknick aufzuführen! Das ist eine ernste Angelegenheit.« Er rieb sich den grau melierten Bart. »Und eine gewagte, wenn ihr mich fragt. In der Hauptstadt wird heute Blut vergossen, das Blut von Priestern. Was immer sie verbrochen haben mögen, so etwas verheißt nichts Gutes, also bleibt wachsam und achtet jeden Zoll des Wegs auf Anzeichen für Ärger, bis wir wohlbehalten wieder hier sind.«
Damit sprang er vom Tisch und begann, mit einem Stück Kreide einen Schlachtplan auf den Boden zu malen. »Das größte Kopfzerbrechen bereitet mir der Marktplatz; dort wird die Menschenmenge am dichtesten sein, und die Verhältnisse sind am beengtesten. Wir werden uns hier aufhalten, vor der Plattform in der Mitte. Prinz Korin, Ihr und die Adeligen werdet zur Rechten des Königs sein. Knappen, ihr haltet euch mit euren Pferden jeweils hinter eurem Herrn, und ich will, dass ihr die Menge im Auge behaltet, während die anderen die Hinrichtungen beobachten. Im schlimmsten Fall bleibt ihr bei Korin, und wir erkämpfen uns den Weg zurück zum Tor. Habt ihr das alle verstanden?«
»Ja, Meister Porion!«, antworteten sie wie mit einer Stimme.
Kurz schwieg er und ließ den Blick erneut in die Runde wandern. »Gut. Und heute Abend gilt Kriegsrecht. Jeden, der in Panik gerät und den Prinzen im Stich lässt, bringe ich eigenhändig um.«
»Ja, Meister Porion!«, brüllte Ki in dem Wissen
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