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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Skalas! Lang lebe der König!«
    Die anderen stimmten rasch darin mit ein, keiner schneller als der beflissene Orneus. Ki war überzeugt davon, gesehen zu haben, wie sich der Junge vergewisserte, dass Korin ihn beobachtete, und Ki verachtete ihn dafür.
    Tobin hatte wie die anderen das Schwert gezogen, doch er schwenkte es nicht und stieß keinen Jubel aus. Auch Ki vermochte keine Begeisterung aufzubringen.
    Der zweite Mann setzte sich zur Wehr, weinte und musste gewaltsam von der Leiter gelöst werden. Dies ließ einige der anderen Gefangenen in Panik geraten, und einen Augenblick sah es so aus, als müssten die Soldaten bei allen Zwang anwenden.
    Inzwischen wachte die Menge auf, und ein Hagel aus verrottetem Gemüse prasselte auf die Verurteilten und ihre Wachen ein.
    Als Nächstes wurde eine Frau gehängt, danach kam der junge Thelanor an die Reihe. Er versuchte, etwas durch seinen Knebel zu brüllen, aber über den Lärm hätte ihn ohnehin niemand gehört. Letzten Endes ging er wie ein Mann in den Tod und sprang von der Leiter, bevor die Wachen ihn stoßen konnten.
    Ein paar der verbliebenen Verurteilten mussten die Leitern hinaufgezwungen werden, doch die meisten gaben sich tapfer oder fühlten sich beschämt durch das Beispiel des Priesters. Ein Mann vollführte den Kriegergruß, so gut es ihm mit gefesselten Händen möglich war, ehe er sich hinabstürzte. Das höhnische Johlen der Massen stockte einen Lidschlag lang, dann setzte es umso stärker wieder ein, als sich der nächste Mann an den Sprossen festklammerte, sich wehrte und sich benässte, als die Wachen ihm auf dem Kopf schlugen. Die Jungen und die Frauen gingen ruhiger in den Tod.
    Die alten Priester kamen als Letzte an die Reihe. Sie zögerten nur kurz, um die gefesselten Hände an die Herzen und Stirnen zu heben, bevor sie die Leitern erklommen. Dies beeindruckte sogar die Gehässigsten in der Menge, und niemand bewarf sie mit etwas. Beide Priester traten ohne Gegenwehr oder Aufbegehren von den Leitern.
    Mittlerweile waren die Menschenmassen fast still geworden. Ki vermeinte, vereinzelt ein Weinen zu hören. Die alten Leute waren rasch gestorben – ihre schwachen Genicke brachen wie trockene Stöcke. Die Frauen und Kinder hingegen waren leicht, und die Krieger besaßen Hälse wie Stiere; die meisten kämpften lange und hart, bis Bilairy sie letztlich zu sich holte. Ki musste sich zwingen, hinzusehen, da er Tobin keine Schande bereiten wollte, indem er den Blick abwandte. Für gewöhnlich versetzten Henker den Leidenden einen kräftigen Ruck an den Beinen, um sie von ihrem Elend zu erlösen, aber an diesem Abend half ihnen niemand.
    Als es endlich vorüber war, setzte der Trommelwirbel mit einem schärferen, schnelleren Takt wieder ein. Ein großer Karren mit hohen Seiten rollte auf den Platz, gezogen von einem Paar schwarzer Ochsen, umgeben von Rängen der Graurücken mit Schilden und aufrecht gehaltenen Schwertern. Sechs Zauberer der Spürhunde standen mit ineinander verschränkten Armen nach innen gewandt auf dem Karren.
    Niemand wagte, etwas auf sie zu werfen, aber ein unmutiges Gemurmel schwoll zu zornigem und empörtem Gebrüll an. Ki schauderte und spürte die plötzliche Wut wie eine Welle der Übelkeit. Ob der Zorn der Menge jedoch den Zauberern der Spürhunde oder ihren nicht erkennbaren Gefangenen galt, vermochte er nicht zu sagen.
     
    Tobin hatte noch nie einer Hinrichtung beigewohnt, und es hatte all seiner Willenskraft bedurft, Gosi nicht in einen Galopp zu treten und zu flüchten. Das Bisschen, das er zum Abendessen hinunterbekommen hatte, stieg im brennend in die Kehle hoch, und er schluckte krampfhaft und betete, dass Korin und Porion seine Schwäche nicht bemerken würden. Keinem der anderen schien das Schauspiel Ungemach zu bereiten; Korin gebärdete sich, als sei dies die beste Unterhaltung, die er je erlebt hatte, und schloss mit einigen der anderen geflüsterte Wetten darüber ab, welcher der gehängten Gefangenen am längsten durchhalten würde.
    Als der Karren die Plattform erreichte, überwältigte Tobin eine jähe, unbegründete Angst. Was, wenn es Arkoniel wäre, der zum Vorschein käme, oder Iya? Er umklammerte die Zügel so fest, dass seine Finger schmerzten, und beobachtete, wie zwei nackte Gefangene von dem Karren geschleift wurden.
    Sie sind es nicht!, dachte er, benommen vor Erleichterung. Beide waren Männer, und keiner so behaart wie Arkoniel. Es hatte ohnehin kein Grund zu der Annahme bestanden, dass sie es sein

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