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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sinkendes Gefühl in der Magengrube.
    In der Mitte des Platzes erhob sich eine breite, mit einem Banner verhüllte Plattform wie eine Insel aus dem Meer der Gesichter. Sie wurde an allen Seiten von Rängen der Graurücken bewacht, bewaffnet mit Streitäxten und Schwertern. Acht weiß gewandete Zauberer standen dort und warteten. An den vier Ecken aufgestellte Fackeln erhellten ihre silbrig bestickten Roben und die zwei großen Holzrahmen, die sich unmittelbar hinter ihnen abzeichneten.
    Sie sehen aus wie aufgekippte Betten oder Türen ohne Wand ringsum, dachte Ki, der den Zweck der Vorrichtungen durch die Geschichten, die er gehört hatte, bereits erahnte. Dahinter ragte ein vertrauteres Gebilde auf: das nackte Gerüst eines Galgens. Leitern lehnten einsatzbereit am Querbalken, und Ki zählte fünfzehn wartend herabbaumelnde Stricke.
    Eine Schar von Würdenträgern und Adeligen saß auf dem geräumten Platz vor der Plattform auf ihren Pferden, und Ki war froh, unter ihnen Fürst Hylus zu erspähen. Zweifellos atmete auch Nikides vor Erleichterung auf, wenngleich der alte Mann seit dem vergangenen Abend um zehn Jahre gealtert schien.
    Als sich der König näherte, verstummte die Menge. Die einzigen Geräusche bildeten die Trommeln und die Laute der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster.
    Korin und die Gefährten reihten sich wie angeordnet zur Rechten des Königs auf. Ki nahm seinen Platz hinter Tobin ein, beruhigte Drache und ließ die Hand auf dem Schwertgriff ruhen.
    Niryn stieg ab und folgte dem Herold auf die Plattform. Die Trommeln verstummten, und einen Augenblick konnte Ki das Meer hören. Die Zauberer der Spürhunde verneigten sich tief vor dem König, dann bildeten sie einen Halbkreis um ihren Meister.
    »Bezeugt, ihr alle, die ihr euch hier eingefunden habt, die geheiligte Gerechtigkeit des Königs!«, rief der Herold. »Auf Anordnung von König Erius, Erbe Ghërilains, Träger des Schwertes und Beschützer von Skala, werden diese Feinde Skalas vor dieser Versammlung und den Vieren zu Tode gebracht. Wisset, dass sie Verräter am Thron und allen rechtschaffenen Menschen sind.«
    Einige bejubelten seine Verlautbarung, doch die meisten murmelten nur leise bei sich. In der Ferne brüllte jemand wütend, wurde aber rasch von anderen Stimmen übertönt.
    Der Herold entfaltete eine vor Siegeln schwere Schriftrolle und verlas die Namen der Verurteilten und die gegen sie erhobenen Anklage. Der Vierte war der junge Priester, der den Kohlkopf geworfen hatte. Sein Name lautete Thelanor, und ihm wurde Verrat, Aufruhr und Angriff auf den Königlichen Prinzen zur Last gelegt. Er war bereits über den Mund mit dem Verräter-V gebrandmarkt worden, dem Mal eines ketzerischen Priesters. Wachen zu beiden Seiten der Plattform hievten die gefesselten Gefangenen in die wartenden Arme der Henker empor.
    Die Verurteilten trugen lange, ärmellose Kittel aus rauem, ungebleichtem Musselin. Unter ihnen befanden sich einige Frauen, aber die meisten waren Männer und Jungen. Viele hatten das Verräterbrandmal auf der Stirn, und alle waren geknebelt. Nur zwei, ein alter Mann und eine alte Frau mit grauem Haar und schmalen, runzligen Gesichtern, waren so wie Thelanor über den Mund gebrandmarkt. Sie hielten die Häupter hoch erhoben, als die Wachen sie auf die Leitern stießen.
    Ki war mit seiner Familie einmal nach Colath gereist, um zu sehen, wie Diebe und Räuber gehängt wurden. Damals hatte die Menschenmenge nach Blut gelechzt und die Verurteilten mit allem beworfen, was ihr in die Finger kam. Ki und seine Geschwister hatten dies für einen großen Spaß gehalten und Steine und verfaulte Äpfel zusammengesucht, um sie zu schleudern. Sein Vater hatte ihnen einen Kupfergroschen für jeden Treffer gegeben, Geld, das sie später am Stand des Süßwarenverkäufers ausgeben durften.
    Nun sah sich Ki mit wachsendem Unbehagen um. Nur wenige Menschen warfen Dinge, und er erblickte kaum Kinder, abgesehen von jenen, die unter dem Galgen standen. Einer der Jungen ähnelte so sehr seinem Bruder Amin, dass Ki ihm beinah erschrocken zugerufen hätte, bevor der Name eines Fremden verlesen wurde.
    Die Trommler schlugen einen schnellen Takt. Soldaten stützten die Leitern am Balken des Galgens, und die Gefangenen wurden nacheinander gezwungen, zu den Stricken hinaufzuklettern. Die anderen Gefährten brachen in Jubel aus, als der erste Mann hinabgestoßen wurde, auf dass er am Ende des Seils baumelte.
    Korin zückte das Schwert und brüllte: »Tod den Feinden

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