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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Mundvoll Pastete herum. Dies war das Ausmaß ihrer Unterhaltung während der Mahlzeit.
    Als sie fertig waren, kehrte Innis zu seiner Arbeit zurück, und Sekora führte Korin, Tobin und Ki in ein kleineres Zimmer hinter der Halle.
    Dort war es deutlich gemütlicher. Vor Alter dunkelgoldenes Kiefernholz täfelte die Wände, und ein knisterndes Feuer, das den Geruch eines vernachlässigten Nachttopfs ein wenig verschleierte, spendete zugleich Wärme. Die Kammer erinnerte Tobin an Harkones Zimmer.
    Fürst Larenth lag dösend in einem Lehnsessel am Feuer, den in einen Breiumschlag gewickelten Fuß auf einem Schemel vor ihm hochgelagert. Selbst im Schlaf verkörperte er einen einprägsamen alten Mann. Er hatte eine Adlernase, und blasse Narben überzogen seine unrasierten Wangen. Schütteres graues Haar fiel ihm über die Schultern, und ein herabhängender Schnurrbart säumte den dünnlippigen Mund. Wie Sekora trug er neue Kleider feinen Schnitts, aber sie sahen aus, als hätte er mehr als einmal darin geschlafen und sie als Serviette verwendet. Sekora schüttelte ihn sanft an der Schulter; ruckartig erwachte er und griff nach einem Schwert, das nicht vorhanden war. Sein linkes Auge war milchig weiß und blind. Von Ki erkannte Tobin an diesem Mann nur in dessen heilen Auge etwas, das denselben herzlichen Braunton aufwies.
    Alles in allem war Fürst Larenth, was Ki einen ›rauen Gesellen‹ nennen würde, doch er schien in Hofetikette besser bewandert als seine Gemahlin, denn er hievte sich aus dem Sessel und verneigte sich tief vor Korin und Tobin. »Bitte nehmt meine Entschuldigung an, Hoheiten. Wegen meines Fußes komme ich dieser Tage kaum noch aus dem Sessel. Meine ältesten Jungs sind mit der Armee des Königs unterwegs, und auch mein ältestes Mädchen ist noch nicht zurück. Sekora, ist Ahra schon zurück? Nein? Na ja, sie hat gesagt, sie würde kommen, also wird sie das wohl auch tun …« Er verstummte. »Innis hätte Euch begrüßen sollen.«
    »Das hat er, und auch Eure holde Gemahlin hat uns herzlich willkommen geheißen«, versicherte Korin ihm. »Bitte, Herr, setzt Euch. Ich sehe, dass Euch Euer Fuß Schmerzen bereitet.«
    »Hol Stühle, Frau!«, befahl Larenth und wartete, bis Korin Platz genommen hatte, ehe er sich selbst wieder setzte. »Nun, Prinz Tobin, meine Familie steht tief in Eurer Schuld dafür, dass Ihr uns in diesen Rang erhoben habt. Ich will mich redlich bemühen, mich Eures Vertrauens und dem des Königs würdig zu erweisen.«
    »Ich bin sicher, das werdet Ihr, Herr.«
    »Und es hat mir leid getan, vom Verscheiden Eures Vaters zu erfahren. Er war ein seltener, edler Krieger, dieser Mann. Selten und edel!«
    »Danke, Herr.« Tobin nickte darauf und wartete, dass sich der alte Mann seinem Sohn zuwandte, den er bisher noch nicht einmal zur Kenntnis genommen hatte.
    Korin zog einen Brief aus dem Wappenrock hervor und reichte ihn dem Greis. »Der König entsendet Euch seine Grüße, Herr, und Befehle betreffend den morgigen Angriff.«
    Larenth starrte einen Augenblick auf das Dokument, bevor er es argwöhnisch entgegennahm. Er drehte es in den Händen herum und betrachtete die Siegel, ehe er schließlich mit den Schultern zuckte. »Habt Ihr jemanden, der es verlesen kann, Hoheit? Wir unterhalten hier niemanden, der das kann.«
    »Knappe Kirothius, verlies den Brief des Königs für deinen ehrenwerten Vater«, sagte Korin, und Tobin vermutete, dass es auch ihm aufgefallen war.
    Larenths buschige Brauen schossen empor, und er kniff das heile Auge zusammen. »Ki, bist du das? Ich hab dich gar nicht erkannt, Junge.«
    »Hallo, Papa.«
    Tobin erwartete, dass sie nun lachen und einander umarmen würden, wie Tharin und seine Angehörigen es getan hatten, als sie sich wiedersahen. Doch Larenth musterte seinen Sohn nur wie einen unerwünschten Fremden. »Also hast du dich gut gemacht. Ahra hat das schon gesagt.«
    Der Brief zitterte in Kis Fingern, als er ihn entfaltete.
    »Und lesen kannst du auch, wie?«, murmelte Larenth. »Na dann, nur zu.«
    Ki las das kurze Schreiben. Es begann mit den üblichen Grußfloskeln, danach folgte die Anweisung, Korin den Angriff anführen zu lassen. Ki stockte kein einziges Mal, doch als er fertig war, hatten sich seine Wangen wieder gerötet.
    Sein Vater lauschte schweigend und nuckelte an seinen Zähnen, dann wandte er sich Korin zu. »Diese diebischen Mistkerle haben ihr Lager vor ein paar Wochen weiter in die Hügel hinauf verlegt, nachdem wir sie angegriffen hatten.

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