Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
verbannt worden, und Barieus weilte bei Lutha, der sich immer noch auf dem Anwesen seines Vaters in der Nähe von Volchi erholte.
Die Pfeilwunde war nur langsam verheilt, aber das Einsetzen einer Lungenentzündung hatte ihn näher an den Tod geführt als der Schaft. Zum Glück hatte der Drysier in Rilmar Recht behalten; Lutha klammerte sich stur am Leben fest und war mittlerweile wieder kräftig genug, um seinen Freunden zu schreiben, wobei er sich bitterlich über Langeweile beklagte. Niemand sprach offen darüber, aber es blieb abzuwarten, ob er je ausreichend genesen würde, um sich ihnen wieder anzuschließen.
Auf dem Außenhof des Schreins warf ein Chor von Mädchen Perlen und Silbermünzen in die Luft und stimmte ein Lied an, womit die Ankunft der Brautgesellschaft angekündigt wurde. Die Menge teilte sich, als sie eintrat.
Aliya sah bereits wie eine Königin aus. Sie trug einen goldenen, wie ein Blumenkranz geschmiedeten Stirnreif. In ihr glänzendes, rötlich braunes Haar waren Perlenstränge und Goldkügelchen geflochten. Weitere Perlen, gelber Quarz und Bernstein zierten ihr schimmerndes Kleid aus Bronzeseide. Eine geschickte Näherin hatte die Taille so gestaltet, dass sie jeden Ansatz einer verräterischen Wölbung des Bauchs der Braut verbarg.
Korin stand beim König und den Hohepriestern der Vier, nahm Aliya vom Arm ihres Vaters in Empfang, und die beiden knieten sich vor Erius.
»Vater, ich führe Fürstin Aliya vor dich, Tochter von Herzog Cygna und dessen Gemahlin, Herzogin Virysia«, sprach Korin feierlich und laut genug, auf dass es alle Anwesenden hören konnten. »Vor den Göttern und diesen Zeugen bitte ich dich ergebenst um deinen Segen zu unserer Vereinigung.«
»Übergebt Ihr Eure Tochter aus freien Stücken an meinen Sohn?«, fragte Erius die Eltern, die unmittelbar hinter dem Brautpaar standen.
Der Herzog legte ehrerbietig sein Schwert zu Füßen des Königs nieder. »Das tun wir, Majestät.«
»Möge das Blut unserer Häuser auf ewig miteinander vermengt sein«, sagte Herzogin Virysia und überreichte dem König als sinnbildliche Mitgift eine Taube in einem Käfig.
Erius lächelte auf Korin und Aliya hinab. »Dann erteile ich hiermit meinen Segen. Erheb dich, mein Sohn, und stell den hier Versammelten meine neue Tochter vor.«
Aliya richtete sich auf und errötete vor Glück. Erius ergriff ihre Hände und küsste sie auf beide Wangen, dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, das sie noch mehr erröten ließ. Mit glänzenden Augen küsste sie seine Finger.
Schließlich drehte sich das Brautpaar den Versammelten zu. Erius führte die Hände der beiden zusammen und bedeckte sie mit den seinen. »Sehet, ihr Menschen von Ero, euren künftigen König und eure künftige Königin. Entsendet Boten durch das Reich!«
Alle jubelten und warfen Hirse in die Luft, um zu gewährleisten, dass die Verbindung fruchtbar würde. Tobin ertappte Ki dabei, wie er lachte, und musste darob selbst kichern.
Später an jenem Vormittag wurde die Verlautbarung vor den Menschen der Stadt wiederholt. Nach skalanischem Brauch richtete der König anschließend eine verschwenderische öffentliche Feier aus, die bis zum folgenden Morgen andauerte. Freudenfeuer brannten in der ganzen Stadt, und lange Banketttische wurden auf demselben Platz aufgestellt, auf dem die Hinrichtungsplattform gestanden hatte. Manche Leute munkelten, die Tische wären aus demselben Holz angefertigt worden.
Die bedeutendsten Gildenmeister und Händler erhielten Sitzplätze; andere Bewohner scharten sich entlang der Ränder des Platzes oder beobachteten das Geschehen von Fenstern und Dächern aus. Das Essen traf in Wagenladungen ein, der Wein floss in Strömen, und als die Nacht hereinbrach, erhellte stundenlang ein Zengati-Feuerwerk den Himmel.
Tobin und die übrigen Gefährten blickten von den verschneiten Dachgärten des Neuen Palastes hinab. Irgendwo unter ihnen hatten Korin und seine Prinzessin ihre neuen Gemächer bezogen. Zusthra und Alben mutmaßten hämisch darüber, was dort gerade vor sich gehen mochte.
Tobin und die anderen schenkten ihnen keine Beachtung und sprachen stattdessen aufgeregt darüber, was am nächsten Tag bevorstand. Zu Mittag sollten sie mit dem künftigen König und dessen Gemahlin zu einer königlichen Rundreise durch die Küstenstädte die Segel setzen. Sie hatten Wochen damit verbracht zu beobachteten, wie die Schiffe vorbereitet wurden. Neben dem königlichen Dreimaster würde eine Flotte von
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