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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Gelegenheit verletzt. Wenn ich stürbe, wärst du frei.«
    Darob verzog Bruder das Gesicht, stellte ein steifes, unnatürliches Mienenspiel zur Schau. »Wenn du stirbst, solange die Bindung noch an dir ist, werden wir niemals frei sein, wir beide nicht.«
    Tobin schlang die Arme um sich, als Bruder Wellen von Kälte abstrahlte. »Was geschieht, wenn die Bindung von mir genommen wird?«
    »Ich weiß es nicht. Die Hexe verspricht, dass ich dann frei bin.«
    Tobin konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt von seinem Zwilling eine klare Antwort erhalten hatte. »Dann … dann wirst du immer da sein, wenn ich in einer Schlacht kämpfe?«
    »Bis ich frei bin.«
    Tobin dachte darüber nach, hin- und hergerissen zwischen Verwunderung und Bestürzung. Wie könnte er sich jemals wirklich bewähren, wenn er immer übernatürliche Hilfe hätte?
    Bruder las seine Gedanken und gab einen Laut von sich, der Tobins Vermutung nach ein Lachen sein sollte; allerdings klang es eher, als liefen Ratten durch Laub. »Ich bin dein erster Knappe.«
    »Mein erster?« Da fühlte sich Tobin durch eine Tücke seines Gedächtnisses oder einen Kniff Bruders in den Turm seiner Mutter zurückversetzt; ihr Todesschrei hallte durchdringend in seinen Ohren wider. »Hast du sie hinausgestoßen?«
    »Ich habe dich zurückgezogen.«
    »Aber warum hast du nicht auch sie gerettet?« Die Frage drang Tobin zu laut über die Lippen, und er schlug sich hastig eine Hand auf den Mund. »Warum?«, flüsterte er.
    »Auch ihr Geist war von deinem Tod erfüllt.«
    Das Schlurfen von Füßen auf Stein ließ Tobin erstarren. Ki trat in den Mondschein heraus, und seine Augen weiteten sich.
    »Und auch in seinen Geist kann ich blicken«, flüsterte Bruder, und diesmal grinste er, als er verblasste.
    »Was macht er hier?«, fragte Ki.
    Tobin erklärte ihm, soviel er konnte, und war überrascht zu sehen, dass Ki betreten dreinschaute, als er ihm anvertraute, was Bruder gerade über ihn gesagt hatte. »Tobin, ich würde dir nie wehtun!«
    »Das weiß ich. Ich glaube nicht, dass er das damit andeuten wollte. Außerdem, wenn mir vor dir Gefahr drohte, hätte er dich wohl längst getötet. Vergiss ihn. Wenn es um dich geht, lügt er meist, damit ich mich schlecht fühle.«
    »Sollte ich mich je gegen dich wenden, so hoffe ich, dass er mich töten wird!«, stieß Ki hervor, erschütterter, als Tobin geahnt hatte. »Das würde ich nie tun, Tob. Ich schwöre es bei der Flamme!«
    »Ich weiß«, wiederholte Tobin und ergriff die Hand seines Freundes. »Lass uns reingehen. Ich bin durchfroren bis auf die Knochen. Vergiss ihn einfach.«
    Aber als sie sich wieder am Kamin in der Küche niederließen, betastete Tobin den Klumpen unter seiner Haut und fragte sich, ob er froh sein würde oder nicht, wenn er letztlich von Bruder befreit würde.

 
K APITEL 36
     
    Tobin erfuhr nie, was der König nach ihrer Rückkehr aus Rilmar zu Korin sagte. Insgeheim fragte sich Ki, was Melnoth und die anderen berichtet haben mochten. Schließlich war ihr Unterfangen erfolgreich gewesen, und so wurde es auch freudig am Hof verkündet, als sie mit getrocknetem Blut in den Gesichtern nach Ero heimkehrten.
    Doch das Leben veränderte sich. In den Augen der Welt galten sie nunmehr als vollwertige Krieger, und zwei Tage nach dem Sakor-Fest legten sie erneut ihre feinsten Gewänder zu Korins Vermählung an.
    Königliche Hochzeiten waren seltene und bedeutungsvolle Ereignisse, darum wurden allerlei Mutmaßungen darüber angestellt, weshalb jene Prinz Korins so überhastet anberaumt wurde. Es blieb kaum Zeit genug, die Neuigkeit im ganzen Land zu verkünden, und so fiel die Teilnahme daran etwas spärlich aus. Nichtsdestotrotz präsentierte sich die gesamte Stadt festlich geschmückt, als der große Tag kam, und jeder Tempel sandte Wolken nach Rosen duftenden Weihrauchs und Gebete für eine glückliche Zukunft des Paares in die kalte Nachtluft empor.
    Die Zeremonie fand vor dem großen Schrein im Neuen Palast statt und wurde von einer großen Menschenmenge Angehöriger und Adeliger bezeugt. König Erius trat mit Krone und in vollem Hofstaat mit einer roten Robe auf, üppig golden bestickt und reich mit funkelnden Juwelen verziert. Korin trug ein langes Gewand ähnlicher Machart und eine kleinere Krone. Tobin stand in seinem besten Wappenrock bei ihnen, und der Rest der Gefährten säumte sie linker Hand. Tobin spürte das Fehlen einiger von ihnen schmerzlich. Arius war tot, Quirion wegen Feigheit

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