Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Oberfläche blies, wirbelte das Blut und wurde schwarz.
»Und jetzt sing mir nach.« Lhel stimmte eine Abfolge eigenartiger Silben an, und Arkoniel bemühte sich, sie nachzuahmen. Sie übersetzte den Zauber zwar nicht für ihn, berichtigte aber seine Aussprache und ließ ihn so lange üben, bis er es konnte.
»Gut. Jetzt weben wir den Schutz. Nimm die Schüssel mit.«
»So hast du dein Lager verborgen, nicht wahr?«
Sie antwortete ihm mit einem Augenzwinkern.
Lhel führte ihn zu einer knorrigen, alten Birke, die den Bach überhing, und zeigte ihm, wie er seine Handfläche mit Blut befeuchten, damit den Baum kennzeichnen und dabei den Zauber singen musste.
Arkoniel zuckte leicht zusammen; das Blut fühlte sich zäh und ölig an seinen Fingern an. Singend drückte er die Hand auf die abblätternde, weiße Rinde. Einen Lidschlag lang hob sich das Blut scharf davon ab, dann verschwand es völlig. Nicht einmal eine Spur von Feuchtigkeit blieb zurück.
»Erstaunlich!«
»Wir haben gerade erst angefangen. Ein Baum allein hilft nichts.« Lhel geleitete ihn zu einem großen Felsblock und ließ ihn den Vorgang wiederholen. Das Blut verschwand in dem Stein genauso rasch wie zuvor.
Während die Sonne hinter den Gipfeln verschwand und es in den Schatten kalt wurde, beschrieben sie einen großen Kreis um das Lager und schufen einen Ring von Magie, der die Sinne jeglicher Fremder verwirren würde, die sich zufällig in die Nähe verirrten. Nur jene, die das Losungswort kannten – Alaka, ›Durchgang‹ – vermochten, ihn zu durchschreiten.
»Ich habe früher oft dabei zugesehen, wie du und die Jungen versucht haben, mich zu finden.« Lhel kicherte. »Manchmal hast du mich unmittelbar angesehen und hattest keine Ahnung, dass ich da war.«
»Würde das auch bei einer Ortschaft wirken? Oder bei einer Armee auf dem Feld?«, fragte er, doch sie zuckte nur mit den Schultern.
Sie beendeten die Arbeit unter dem aufgehenden Vollmond und folgten dem flackernden Schein der Lagerfeuer zurück zu den anderen, die in ihrer Abwesenheit fleißig gewesen waren. Zwei der Steinkreise waren sauber überdacht, und ein Teil der Vorräte war vom Karren hergetragen worden. Trockenes Holz lag gestapelt neben einer frisch ausgehobenen Feuergrube, und Eyoli hackte gerade Nachschub, vorwiegend aus großen, abgefallenen Ästen, die von den Kindern aus dem Wald herbeigeschleift wurden. Am Rand des Baches weideten Noril und Semion ein fettes Reh aus.
»Das ist ein gutes Zeichen«, meinte Noril, während er die Haut vom Fleisch löste. »Der Erschaffer hat das Tier geradewegs ins Lager geschickt, als wir gerade das zweite Dach auflegten.«
Bald brieten Dara und Ethni Brocken des Wildes zusammen mit dem Herzen, der Leber und dem Bries über einem knisternden Feuer. Während das Fleisch garte, klärte Arkoniel die anderen über den Schutzbann und das Losungswort auf. Cerana und Malkanus tauschten argwöhnische Blicke, aber Eyoli und die Kinder rannten sogleich los, um den Zauber zu erproben.
Es schien ein viel versprechender Beginn. An jenem Abend gab es für alle reichlich Fleisch und Brot dazu. Nach dem Essen holten Kaulin und Vornus Pfeifen hervor und ließen sie im Kreis herumgehen, während sie den nächtlichen Geräuschen lauschten. Die Grillen und Frösche waren für dieses Jahr verstummt, aber sie hörten kleine Tiere, die durch den Wald tapsten. Eine große, weiße Eule schwebte über die Lichtung und begrüßte sie mit einem kläglichen Schrei.
»Ein weiteres gutes Zeichen«, meinte Lyan. »Illior schickt seinen Boten, um unser neues Heim zu segnen.«
»Heim«, murmelte Malkanus und schlang sich einen zweiten Mantel um die Schultern. »Mitten in der Wildnis ohne anständiges Essen und zugige Kamine.«
Melissandra sog ausgiebig an einer der Pfeifen und blies einen schillernden, roten Drachen aus, der zweimal um das Feuer flog, bevor er bunt über Ethnis Kopf zerplatzte. »Einige von uns sind mit erheblich weniger ausgekommen«, meinte sie und rauchte ein Paar blauer Vögel für Rala und Ylina. »Wir haben Wasser, gute Jagdgründe und Unterstände.« Sie bedachte Lhel mit einem Nicken. »Danke. Das ist ein guter Ort.«
»Wie lange werden wir hier bleiben?«, erkundigte sich Vornus bei Arkoniel.
»Das weiß ich noch nicht. Wir sollten besser anständige Hütten bauen, bevor es zu schneien anfängt.«
»Sind wir jetzt Zimmerleute?«, stöhnte Malkanus. »Was weiß ich schon davon, wie man Hütten baut?«
»Darum kümmern wir uns,
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