Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
Dennoch wage ich noch eine letzte Äußerung und sage Euch, dass seine Ängste unbegründet sind. Die Zauberer und Priester, die gestorben sind, waren Skala so treu ergeben wie Ihr oder ich. Sogar jetzt noch kämpfen wir für Ero. Ich hoffe, Ihr werdet Euch später daran erinnern.«
Korin nickte knapp, erwiderte jedoch nichts.
Die oberen Viertel erwiesen sich als unversehrt, aber von ihrem Aussichtspunkt aus konnte Tobin erkennen, dass ein Großteil der unteren Stadt brannte und sich die Flammen durch die Plünderer und den Wind weiter ausbreiteten.
Als das Palatintor vor ihnen in Sicht geriet, bedeutete Iya Ki weiterzugehen und zog Tobin beiseite. »Bleib in der Nähe deiner Freunde«, flüsterte sie. »Deine Stunde naht, und dies ist das Zeichen. Das Orakel von Afra hat es mir gezeigt, wenngleich ich es damals nicht verstand. Behalt die Puppe bei dir. Trenn dich nicht von ihr!«
Tobin schluckte schwer. »Sie ist in der Feste.«
»Was? Tobin, was hat dich beseelt, sie dort – «
»Meine Mutter hat sie sich zurückgeholt.«
Iya schüttelte den Kopf. »Ich verstehe. Dann will ich sehen, was ich tun kann.« Rasch sah sie sich um, dann fuhr sie leise fort: »Behalt Koni um jeden Preis bei dir. Lass ihn nicht aus den Augen, hörst du?«
»Koni?« Der junge Pfeilmacher zählte zu Tobins liebsten Soldaten seiner Garde, aber Iya hatte sich noch nie zuvor um den Mann gekümmert.
»Ich muss dich jetzt verlassen. Erinnere dich an alles, was ich gesagt habe.« Damit verschwand sie, als hätte die Erde sie verschluckt.
»Iya?«, flüsterte Tobin und sah sich erschrocken um. »Iya, ich bin nicht sicher, ob ich bereit bin. Ich weiß nicht, was ich tun muss!«
Doch sie war fort, und einige der anderen schauten bereits zu ihm zurück, zweifellos weil sie sich fragten, weshalb er zurückhing. Tobin rannte los, um sie einzuholen.
»Komisch, dass sie genau in dem Augenblick aufgetaucht ist, als sie gebraucht wurde, und genauso schnell wieder verschwand, was?«, meinte Ki.
»Da bist du ja!«, rief Koni und reihte sich neben ihnen ein. Tobin wollte fragen, ob Iya auch mit ihm gesprochen hatte, wagte es jedoch nicht, da so viele andere zuhörten. »Unten an der Mauer habe ich dich einmal aus den Augen verloren. Ich habe nicht vor, das noch einmal vorkommen zu lassen.«
»Ich auch nicht«, sagte Tharin, der abgehärmter wirkte, als Tobin ihn je gesehen hatte. »Das war ein schlimmer Augenblick dort unten.« Er warf einen hastigen Blick zu Korin und senkte die Stimme. »Achte beim nächsten Kampf auf mich.«
»Mach ich.« Es schmerzte Tobin nach wie vor, schlecht von Korin zu denken, aber diesmal hatte er das Zögern, von dem Ahra ihm erzählt hatte, mit eigenen Augen gesehen. Und es hätte sie um ein Haar das Leben gekostet.
K APITEL 51
»Wie geht es meinem Vater?«, verlangte Korin von den Wachen am Palatintor zu erfahren.
»Er ist verwundet, mein Prinz«, antwortete ihm der Unteroffizier. »Er lässt Euch ausrichten, dass er sich im Sommerpavillon nahe dem Tempel befindet und dass Ihr Euch unverzüglich zu ihm begeben sollt.«
Auf dem Palatin herrschte ein dichtes Gedränge der Verletzten und der Flüchtlinge aus den unteren Vierteln. Auch allerlei Vieh war für den Fall einer Belagerung hergetrieben worden. Ziegen und Schafe blökten ihnen aus den Gärten der Herrschaftshäuser entgegen, und Schweine durchwühlten den Boden entlang der von Ulmen gesäumten Allee jenseits des Tores.
Vereinzelter Jubel begrüßte die Gefährten, als sie weitereilten. Die Paläste und die meisten Häuser waren so dunkel wie in der Trauernacht, dafür brannten überall Wachfeuer. Das offene Gelände und die Gärten, wo sie früher geübt hatten, glichen nunmehr einem Schlachtfeld.
Menschen scharten sich um Feuer, die Mäntel über die Köpfe gezogen, um sich gegen den Regen zu schützen. Der Geruch von Rauch und Essen hing durchdringend in der Luft. Tobin hörte in der Düsternis Kinder weinen, Pferde wiehern und von allen Seiten das stete Gemurmel besorgter Unterhaltungen.
Der Pavillon war hell erleuchtet. Im Inneren wuselten beunruhigt Offiziere und Adelige herum und hielten betreten Wache.
Eine kleinere Gruppe hatte sich um einen Tisch in der Mitte des Gebildes eingefunden. Die anderen Gefährten blieben zurück, als sich Tobin und Korin dorthin begaben.
»Meine Prinzen, den Vieren sei Dank!«, rief Hylus aus, als sie sich näherten. »Wir fürchteten schon, wir hätten euch verloren.«
Erius lag mit bleichem Antlitz und
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