Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
die Macht Atyions! Mit der ständigen Garnison, Solaris Männern und jenen aus den umliegenden Ortschaften könntest du dreitausend Soldaten aufstellen. Du musst sie herbringen, und zwar schnell!«
»Selbstverständlich, Onkel. Aber wie gelange ich hin? Die Stadt ist umzingelt.«
»Der Feind hat nicht genug Leute, um uns völlig einzukreisen«, meldete sich Rheynaris zu Wort. »Die Hauptstreitkraft ist gebündelt entlang der Ostmauer und an den Toren verteilt, aber dazwischen ist der Feind dünn gesät, besonders auf der Nord- und Westseite. Eine kleine Gruppe könnte es hinausschaffen. Meine Kundschafter haben eine geeignete Stelle in der Nähe der nordwestlichen Wagenpforte entdeckt. Wir seilen Euch durch eine Pechnase ab.
Draußen müsst Ihr Euch Pferde suchen.«
»Was meinst du, Tharin?«, fragte der König.
»Vorausgesetzt, wir finden unterwegs frische Pferde, könnten wir morgen gegen Mittag dort sein. Allerdings würde der Rückweg länger dauern, wenn wir mit so vielen marschieren. Es könnten drei Tage verstreichen, bis wir wieder hier sind.«
»Das ist zu lang«, knurrte Erius. »Legt einen Gewaltmarsch hin, Tharin, wie wir es in Calofurt gemacht haben. Wenn ihr es nicht tut, wird es keine Stadt mehr zu retten geben. Ero ist das Herz Skalas. Wenn Ero untergeht, geht auch Skala unter.«
»Wie viele Männer soll ich mitnehmen?«, fragte Tobin.
»Je weniger, desto besser«, riet Rheynaris. »Eine kleinere Gruppe wird leichter übersehen.«
»Und noch leichter, wenn sie sich wie gemeine Soldaten kleidet«, ergänzte Niryn.
Tobin stimmte dem Zauberer widerwillig nickend zu. »Tharin und Ki werden mich begleiten.« Kurz stockte er, dann fügte er rasch hinzu: »Und mein Gardist Koni. Er ist einer meiner besten Reiter.«
»Und ich! Nehmt mich auch mit!«, riefen seine übrigen Männer aus den Schatten der Säulen.
»Ich gehe mit.« Luchs bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg durch die anderen, kam herüber und kniete sich vor Korin. »Bitte, lasst mich mit ihm gehen.«
Korin flüsterte seinem Vater etwas zu, und Erius nickte. »Na schön.«
»Und ich!«, rief Lutha, der sich ebenfalls durch das Gedränge kämpfte.
»Nein«, gebot Erius streng. »Korin muss morgen im Gefecht meinen Platz einnehmen und braucht seine Gefährten um sich. Es sind ohnehin zu wenige von euch übrig.«
Verlegen verneigte sich Lutha tief und hob die Faust an die Brust.
»Dann ist es also beschlossen. Ihr vier begleitet Prinz Tobin«, sagte Rheynaris. »Ich sorge dafür, dass ihr schlichte Gewänder und eine Begleitgarde zur Mauer bekommt.«
Erius hob die Hand, als sie sich zum Gehen wandten. »Einen Augenblick, Neffe.«
Tobin setzte sich wieder. Erius bedeutete ihm, sich näher zu ihm zu beugen und flüsterte: »Du bist deines Vaters Sohn, Tobin. Ich weiß, dass du mich nicht im Stich lassen wirst.«
Tobin stockte der Atem, und er war außerstande aufzuschauen.
»Keine falsche Bescheidenheit«, krächzte Erius, der sein Verhalten falsch deutete. »Ich werde jetzt etwas sagen, was ich nicht aussprechen sollte, und du wirst es niemandem gegenüber wiederholen, hörst du?«
»Ja, Onkel.«
»Mein Sohn …« Erius beugte sich näher und verzog schmerzlich das Gesicht. »Mein Sohn ist nicht der Krieger, der du bist.«
»Aber nein, Onkel …«
Traurig schüttelte Erius den Kopf. »Es stimmt, und du weißt es. Dennoch wird er König werden, und morgen stellt er sich an meiner statt dem Feind. Komm in aller Eile mit der Verstärkung und bleib anschließend dicht bei ihm, jetzt und immerdar. Wenn er die Krone trägt, wirst du Rheynaris' Platz einnehmen, ja? Versprich es mir, Tobin.«
»Ja, Onkel.« Die Erinnerung an das Gesicht seiner Mutter am Tag ihres Todes gestaltete die Lüge einfacher, dennoch konnte er Korin nicht in die Augen sehen, als er loseilte, um sich umzuziehen.
Korin konnte nicht hören, was sein Vater zu Tobin sagte, doch etwas in den Zügen des Königs beunruhigte ihn. Sein Unbehagen wuchs, als Tobin ihn nicht ansehen wollte.
»Was ist denn los, Vater?«, fragte er und trat an den König heran. »Mach dir keine Sorgen, Tobin wird nicht versagen. Ebenso wenig wie ich.« Damit kniete er sich hin und streckte die Hände nach dem Schwert aus. »Gib mir deinen Segen, Vater, auf dass ich die Männer so weise anführen werde wie du.«
Erius' Griff um das Heft verstärkte sich, und sein Blick wurde hart. »Du bist voreilig, mein Sohn. Nur eine Hand führt das Schwert Ghërilains, und solange noch Atem in
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