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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geschlossenen Augen auf dem Tisch. Von der Hüfte aufwärts war er nackt, und Tobin sah, dass an seiner rechten Seite tiefe blutige Wunden prangten und sein Arm gebrochen war. Das Schwert Ghërilains ruhte links neben ihm, die Klinge schwarz vor Blut.
    General Rheynaris war bei ihm, und Niryn stand mit ernster Miene am Fußende des Tisches. Offiziere und Diener harrten in der Nähe aus, und Tobin erspähte Moriel unter ihnen. Er trug Kampfkluft, und sein Wappenrock war fleckig vor Ruß und Blut. Kurz begegnete er Tobins Blick und salutierte vor ihm. Überrascht nickte Tobin ihm zu, dann richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf den König.
    Korins Antlitz schimmerte im Licht des Feuers aschfahl, als er sich über seinen Vater beugte. »Was ist geschehen?«
    »Kurz, nachdem wir Euch zuletzt gesehen haben, mein Prinz, schlug die Hexerei eines Totenbeschwörers ganz in der Nähe in die Mauer ein«, antwortete Rheynaris. Sein Gesicht war blutverschmiert, sein linkes Auge zugeschwollen. »Sie hat die Mauer gesprengt, und Trümmer davon haben Euren Vater niedergestreckt.«
    Korin ergriff die heile Hand des Königs. »Wird er überleben?«
    »Ja, mein Prinz«, erwiderte ein grauhaariger Drysier.
    »Natürlich werde ich überleben«, brummte Erius und schlug die Augen auf. »Korin … Was gibt es Neues in der Stadt?«
    Rheynaris suchte die Augen des Prinzen und schüttelte den Kopf.
    »Der Kampf geht weiter, Vater«, sagte Korin.
    Erius nickte und schloss die Lider wieder.
    Tobin stand noch eine Weile bei ihnen, dann kehrte er zu den anderen zurück, die sich um eines der Kohlenbecken nahe der Treppe versammelt hatten.
    Sie befanden sich bereits eine Weile dort, als eine vertraute Stimme rief: »Da sind sie. Sie leben!«
    Nikides und Lutha lösten sich aus der Menge unten und rannten los, um Tobin und Ki zu umarmen. Barieus war bei ihnen, von Ruan hingegen war weit und breit nichts zu sehen. Sie waren so dreckig wie alle anderen, schienen jedoch unverletzt.
    »Wir dachten, ihr wärt bei Zusthra am Tor gestorben«, gab Tobin zurück, über alle Maße erleichtert, darüber, seine Freunde lebendig wiederzusehen.
    »Wo ist Ruan?«, fragte Ki.
    »Tot«, erwiderte Nikides mit vor Kummer rauer Stimme. »Ein Plenimarer schlich sich von hinten an mich heran, und Ruan ging dazwischen. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Ki ließ sich schwer neben Luchs auf die Stufen plumpsen. Barieus setzte sich zu ihm und zog sich den Mantel über den Kopf.
    »O Nikides, es tut mir leid. Er ist als Held gestorben«, sagte Tobin, doch die Worte klangen hohl. »Orneus ist auch tot.«
    »Armer Luchs.« Lutha schüttelte den Kopf. »Damit sind wir wieder drei weniger.«
     
    Die Drysier mussten gute Arbeit geleistet haben, denn als sie fertig waren, weigerte sich der König, sich in den Palast tragen zu lassen, und verlangte stattdessen, dass man ihm einen Stuhl brachte. Moriel und Rheynaris halfen ihm hinein, und Korin legte das Schwert Ghërilains über die Knie seines Vaters. Niryn und Hylus stellten sich gleich Wächtern hinter dem behelfsmäßigen Thron auf.
    Erius stützte sich schwer auf die Armlehne des Stuhls und rang nach Atem. Er bedeutete Korin, sich an seine Seite zu knien, und die beiden unterhielten sich eine Weile mit leisen Stimmen. Dann gab der König Niryn, Rheynaris und Hylus ein Zeichen, sich ihnen anzuschließen, und die Unterredung setzte sich fort.
    »Was ist denn da los?«, flüsterte Tobin zu Nikides. »Dein Großvater wirkt besorgt.«
    »Die Berichte sind schlimm. Unseren Kriegern ist es zwar gelungen, das Osttor wieder zu sperren, aber in den unteren Vierteln treiben sich immer noch Plenimarer herum, und vor einer Weile kam die Meldung, dass eine weitere Gruppe am Südtor durchgebrochen sei. Ihre Totenbeschwörer sind schlimmer als die Geschichten, die sich um sie ranken. Die Spürhunde sind so gut wie nutzlos gegen sie.«
    Lutha schaute zu Niryn. »Anscheinend taugen sie nur dafür, Zauberer zu verbrennen und Priester zu hängen.«
    »Vorsicht«, warnte ihn Tobin.
    »Es läuft darauf hinaus, dass wir sie nicht zurückhalten können«, fuhr Lutha mit leiser Stimme fort. »Wir haben einfach nicht genug Männer.«
    Nikides nickte. »Bisher will es noch niemand aussprechen, aber Ero ist verloren.«
    Der Regen hatte letztlich aufgehört, und die Wolken brachen allmählich auf und trieben nach Westen. An einigen Stellen funkelten die Sterne durch die Fetzen hindurch, so hell, dass sie Schatten warfen. Illiors Sichel hing wie eine

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