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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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verbarg.
     
    Oruns prunkvolles Haus befand sich im Gewirr der ummauerten Anwesen, die sich auf dem Gelände des Neuen Palastes scharten. Bisir holte sie an der Tür ab und führte sie in die Empfangshalle.
    »Guten Morgen!«, begrüßte ihn Tobin, der sich darüber freute, hier ein freundliches Gesicht vorzufinden. Aber Bisir sprach kaum ein Wort und mied seinen Blick. Es war, als hätte eine einzige Nacht im Haus seines Herren all das Gute aufgehoben, das seine Zeit in der Feste bewirkt gehabt hatte. Er war so blass wie immer, und Tobin sah frische Blutergüsse an seinen Handgelenken und seinem Hals.
    Tharin bemerkte sie ebenfalls; zornige Röte stieg ihm ins Gesicht. »Er hat kein Recht …«
    Bisir schüttelte rasch den Kopf und warf verstohlen einen gehetzten Blick zur Treppe. »Macht Euch meinetwegen keine Gedanken, Herr«, flüsterte er, ehe er laut fortfuhr: »Mein Herr ist in seinem Zimmer. Ihr könnt in der Empfangshalle warten, Sir Tharin. Der Kanzler wird unter vier Augen mit dem Prinzen reden.« Kurz setzte er ab und rang unruhig die Hände, bevor er hinzufügte: »Oben.«
    Einen Lidschlag lang glaubte Tobin, Tharin würde mit ihnen nach oben stürmen. Dass der Krieger Orun nicht mochte, war kein Geheimnis, aber Tobin hatte ihn noch nie so wütend erlebt.
    Bisir trat näher an Tharin heran, und Tobin hörte ihn flüstern: »Ich werde in der Nähe sein.«
    »Mach das – unbedingt«, murmelte Tharin. »Keine Sorge, Tobin. Ich bin hier.«
    Tobin nickte und versuchte, sich tapfer zu fühlen, doch als er Bisir nach oben folgte, zog er den Ring und das Siegel hervor und küsste beides, auf dass sie ihm Glück brächten.
    Er war hier noch nie zuvor im oberen Stockwerk gewesen. Als sie den Weg einen langen Flur entlang in den hinteren Bereich fortsetzten, staunte Tobin über den Pomp des Hauses. Die Schnitzereien und Wandbehänge waren von überragender Güte, und die Möbel konnten es mit allem im neuen Palast aufnehmen. Junge, männliche Bedienstete huschten beiseite, als sie vorbeigingen. Bisir schenkte ihnen keinerlei Beachtung, tat so, als wären sie nicht da.
    Vor der letzten Tür blieb er stehen und ließ Tobin in ein riesiges Zimmer dahinter. »Denkt daran, ich bin gleich hier draußen«, flüsterte er.
    In dem Raum gefangen, sah Tobin sich überrascht um. Er hatte ein Wohn- oder Gesellschaftszimmer erwartet, doch dies war ein Schlafgemach. Ein gewaltiges, geschnitztes Bett beherrschte die Mitte des Raumes. Dessen Vorhänge – dicker, gelber Samt, gesäumt mit winzigen, goldenen Glocken – waren zugezogen, ebenso jene der Fenster. Die getäfelten Wände zierten Teppiche mit Bildern grüner Waldlandschaften, aber es war heiß wie in einer Schmiede, und in der Luft hing durchdringend der Duft von Zedernholzscheiten, die knisternd in einem großen Steinkamin brannten.
    Selbst Korins Gemach ist nicht so verschwenderisch eingerichtet, dachte Tobin, dann zuckte er zusammen, als die Glocken an den Bettvorhängen leise bimmelten. Eine plumpe, weiße Hand drang dazwischen hervor und zog einen der schweren Vorhänge auf.
    »Ah, da ist ja unser kleiner Wanderer, der endlich zurückgekehrt ist«, säuselte Orun und winkte Tobin näher. »Kommt her, mein Lieber, und lasst mich sehen, wie Ihr Eure Krankheit überstanden habt.«
    Fürst Orun lag in einen gelben Seidenbademantel gehüllt auf einen Berg von Kissen gestützt. Eine große Schlafmütze aus Samt bedeckte sein kahles Haupt. Von einer Kette hing eine Kristalllampe. Die Schatten, die sie warf, ließen seine Züge bleicher und das aufgedunsene Fleisch schlaffer denn je erscheinen. Auf der Tagesdecke lagen Dokumente verstreut, und auf einem Tablett neben Orun befanden sich die Überreste eines ausgiebigen Frühstücks.
    »Kommt näher«, forderte Orun ihn auf.
    Der Rand der Matratze reichte Tobin bis fast an die Brust. Da er gezwungen war, zu dem Mann aufzuschauen, konnte er die grauen Haare in der langen Nase seines Vormunds sehen.
    »Nehmt Platz, mein Prinz. Gleich hinter Euch steht ein Stuhl.«
    Tobin schenkte der Aufforderung keine Beachtung und ließ seine Geringschätzung durchschimmern, als er die Füße fest in den Boden stemmte und die Hände hinter dem Rücken verschränkte, damit dieser Mann nicht bemerkte, dass sie zitterten. »Ihr habt mich rufen lassen, Fürst Orun, und hier bin ich. Was wollt Ihr?«
    Orun bedachte ihn mit einem unangenehmen Lächeln. »Wie ich sehe, hat Eure Zeit in der Ferne Eure Manieren nicht gebessert. Ihr wisst, weshalb Ihr

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