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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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echte Aussehen an.
    »Wird Orun morgen Ki wegschicken?«, fragte Tobin. Bruder sah ihn nur an, reglos und stumm wie ein Gemälde.
    »Sag es mir! Du hast mir auch schon andere Dinge erzählt.« Gemeine, schmerzliche Dinge, und Lügen. »Sag es mir!«
    »Ich kann nur erzählen, was ich sehen kann«, flüsterte Bruder schließlich. »Ihn sehe ich nicht.«
    »Wen? Orun oder Ki?«
    »Sie bedeuten mir beide nichts.«
    »Dann bist du nutzlos für mich!«, gab Tobin verbittert zurück. »Verschwinde.«
    Bruder gehorchte, und Tobin schleuderte die Puppe zurück in ihr altes Versteck auf dem staubigen Kleiderschrank.
    Er kehrte zum Bett zurück, kletterte hinein und schmiegte sich dicht an Ki. Regen prasselte aufs Dach, und Tobin lauschte ihm, wartete vergeblich darauf, dass Schlaf ihn umfing.

 
K APITEL 6
     
    Am nächsten Morgen regnete es noch heftiger. Überall im Flügel der Gefährten stellten die Bediensteten Eimer und Becken auf, um das Wasser aufzufangen, das durch die uralte Decke sickerte.
    Für Meister Porion hatte das Wetter noch nie einen Unterschied gemacht. Tobin weckte Ki, sobald er auf dem Gang Bedienstete an ihrem Zimmer vorbeigehen hörte, und die beiden beeilten sich, um die Ersten zu sein, die am Palasttor auf den Waffenmeister warteten. Ungeachtet dessen, was Mago gesagt hatte, schien sich der stämmige, alte Krieger aufrichtig darüber zu freuen, sie zurückzuhaben.
    »Wieder gesund, ja?«, fragte er und musterte sie. »Jedenfalls seht ihr nicht mehr mitgenommen aus.«
    »Es geht uns gut, Meister Porion«, versicherte ihm Tobin. »Und wir haben auch geübt, während wir weg waren.«
    Damit handelte er ihnen beiden einen argwöhnischen Blick ein. »Das werden wir ja noch sehen, nicht wahr?«
    Sie hatten sich beide vollständig erholt. Sogar Ki, der schlimmer krank gewesen war, hielt mit den anderen mit, als sie ihren morgendlichen Lauf antraten. Die Gefährten platschten durch Pfützen und schmatzten durch Schlamm, während ihnen die kurzen Mäntel nass um die Oberschenkel schlackerten. Sie folgten der langen Runde um den Park, vorbei an der Gruft und am drysischen Hain, um den widerscheinenden Teich herum und vorbei am Neuen Palast, bis sie wie immer am Tempel der Vier in der Mitte des Parks endeten.
    Für gewöhnlich handelten die Jungen ihre morgendlichen Opfergaben beiläufig ab, an diesem Tag jedoch verbrachte Tobin mehrere Minuten an Sakors Altar und flüsterte inbrünstig über dem kleinen Wachspferd, bevor er es in die Flammen warf. Dann, als er sich unbeobachtet wähnte, huschte er hinüber zum weißen Marmoraltar Illiors und warf eine von Iyas Eulenfedern auf die mit Weihrauch versetzten Kohlen.
    Fürst Oruns Ruf erreichte sie, als sie gerade im Speisesaal ihre Mahlzeit aus Brot und Milch beendeten. Tharin musste Wache gehalten haben, denn er kam mit dem Boten herein. Gekleidet in einen feinen, blauen Wappenrock, an dem jede Schnalle und jede Brosche poliert war, bot er eine beeindruckende Erscheinung. Korin zwinkerte Tobin aufmunternd zu, als er und Ki hinausgingen.
    Als sie sich außer Hörweite befanden, entließ Tharin den Boten und wandte sich Ki zu. »Warte in Tobins Haus auf uns, ja? Wir treffen uns auf dem Rückweg dort mit dir.«
    Tobin und Ki wechselten einen verkniffenen, wissenden Blick; sollte der schlimmste Fall eintreten, würden sie so nicht das Wagnis eingehen, vor den anderen Gefährten Schande über sich zu bringen.
    Ki stupste Tobin in die Seite. »Lass dir von ihm nichts gefallen, Tob. Viel Glück.« Damit stapfte er davon.
    »Du solltest besser die nassen Kleider ablegen und dich umziehen«, schlug Tharin vor.
    »Mir ist völlig egal, was Orun denkt!«, fauchte Tobin. »Ich will es einfach nur hinter mich bringen.«
    Tharin verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Tobin mit einem strengen Blick. »Also willst du wie ein gemeiner Soldat gekleidet vor ihn treten, schlammig bis zu den Knien? Erinnere dich, wessen Sohn du bist.«
    Wieder diese Worte, und diesmal zeigten sie Wirkung. Tobin eilte zurück in sein Gemach, wo Molay ein dampfendes Becken und seine besten Kleider für ihn vorbereitet hatte.
    Gewaschen und umgezogen stellte sich Tobin vor den polierten Spiegel und ließ sich von dem Kammerdiener das schwarze Haar kämmen. Ein grimmiger, schlichter Junge blickte ihm entgegen, bereit für einen Kampf. Tobin sah tief in die eigenen Augen und fühlte sich einen Lidschlag lang, als teile er ein Geheimnis mit der Fremden, die sich hinter seinem Gesicht

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