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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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lächelte. »Und befreit Euch hiermit von jeglicher weiterer Verantwortung in dieser Hinsicht.«
    »Was?« Oruns Samtmütze verrutschte, als er jäh auf dem Stuhl vorwärtsschnellte. »Was – was hat das zu bedeuten? Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Das ist doch völlig klar, Orun. Ihr seid nicht mehr Prinz Tobins Vormund.«
    Orun glotzte ihn an, dann streckte er eine zitternde Hand nach dem Brief aus. Niryn ließ das Schriftstück los und beobachtete mit offenkundiger Befriedigung, wie der andere Mann es las. Als Orun fertig war, klapperten die Wachssiegel an ihren Bändern aneinander. »Er nennt keinerlei Gründe! Habe ich meine Pflichten nicht gewissenhaft erfüllt?«
    »Ich bin sicher, es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Immerhin dankt er Euch äußerst freundlich für Eure Dienste.« Niryn beugte sich vor und deutete auf einen Abschnitt. »Gleich hier, seht Ihr?«
    Niryn gab sich keine Mühe zu verhehlen, welches Vergnügen ihm Oruns Verhalten bereitete. »Der Tod des Herzogs trat so unerwartet ein, und Ihr wart zur Stelle und habt Eure Hilfe angeboten«, fuhr er selbstgefällig fort. »Aber König Erius möchte Euch nun nicht länger damit belasten, weil er fürchtet, Ihr könntet zu sehr von Euren Pflichten als Schatzkanzler abgelenkt werden. Er wird einen neuen Vormund bestellen, wenn er zurückkehrt.«
    »Aber – aber ich dachte, dies wäre eine dauerhafte Würde!«
    Niryn erhob sich und bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. »Gewiss sind ausgerechnet Euch die Launen des Königs nicht fremd.«
    Tobin hatte während des gesamten Wortwechsels wie gelähmt dagesessen, fand jedoch letztlich die Stimme wieder. »Mein – der König kommt nach Hause?«
    Niryn hielt an der Tür inne. »Ja, mein Prinz.«
    »Wann?«
    »Das vermag ich nicht zu sagen, mein Prinz. Je nachdem, wie die gegenwärtigen Verhandlungen mit Plenimar verlaufen, vielleicht irgendwann im Frühling.«
    »Was hat das zu bedeuten«, murmelte Orun erneut, der immer noch den Brief umklammerte. »Niryn, Ihr müsst doch wissen, was der König in dieser Angelegenheit im Schilde führt.«
    »Sich anzumaßen zu wissen, was König Erius im Kopf herumgeht, ist dieser Tage gefährlich. Aber wenn ich mir eine Vermutung gestatten darf, mein alter Freund, dann habt Ihr letztlich nach mehr gegriffen, als Ihr zu halten vermögt. Ich glaube, Ihr wisst, wovon ich rede. Möge der Segen der Vier mit Euch beiden sein. Euch noch einen schönen Tag, mein Prinz.«
    Damit fegte er hinaus, und einen Augenblick bildeten das Knistern des Feuers und das unablässige Prasseln des Regens die einzigen Geräusche. Oruns Lippen bewegten sich stumm, während er in die Flammen starrte.
    Die Luft fühlte sich geladen wie vor einem Sturm an.
    Tobin blickte sehnsüchtig zur geschlossenen Tür, konnte es kaum erwarten, den Raum zu verlassen. Als sich Orun nicht rührte, erhob er sich vorsichtig. »Darf – darf ich gehen?«
    Orun schaute langsam auf, und Tobins Knie gaben beinah unter ihm nach. Nackter Hass verzerrte die Züge des Mannes. Wankend rappelte er sich auf die Beine und ragte über Tobin auf. »Ob Ihr gehen dürft? Dies ist Euer Werk, Ihr undankbarer Balg!«
    Tobin wich einen Schritt zurück, aber Orun folgte ihm. »Mit Eurem Grinsen und Euren Beleidigungen. ›Alter Schwabbelbauch‹, so nennt Ihr und dieser Landbastard mich doch hinter meinem Rücken, nicht wahr? Und Ihr lacht! Über mich, der ich zwei Herrschern gedient habe! Oh, habt Ihr wirklich geglaubt, es gäbe etwas, wovon ich nicht erfahre?«, knurrte er, obwohl Tobin nichts gesagt hatte. Dann packte ihn Orun am Arm und schüttelte den Brief des Königs vor Tobins Gesicht. »Dies ist Euer Werk!«
    »Nein, ich schwöre es!«
    Orun schleuderte das Schriftstück beiseite und zog Tobin mit einem Ruck näher zu sich. Speichel flog von den Lippen des Kanzlers, als dieser fauchte: »Ihr habt dem König hinter meinem Rücken geschrieben!«
    »Nein!« Mittlerweile hatte Tobin richtige Angst. Oruns Finger bohrten sich wie Klauen in seinen Arm. »Ich habe nichts geschrieben, ich schwöre es …«
    »Lügen! Ihr habt Lügen geschrieben!« Orun ergriff den Kragen von Tobins Hemd und schüttelte ihn. Seine Finger verhedderten sich in der Kette, die sich darob schmerzlich in Tobins Hals grub.
    »Ihr habt ihn gegen mich aufgebracht, gegen seinen treuesten Diener!« Oruns Augen verengten sich zwischen den Speckfalten. »Oder war es Euer Lakai, der unten wartet? Der gute Sir Tharin!« Beißender Spott verätzte die Worte. »So

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