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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hier seid, Prinz Tobin. Ihr seid ein unartiger Junge gewesen, und Euer Onkel hat alles über Euer kleines Abenteuer erfahren. Ich habe ihm einen ausführlichen Brief geschrieben, sobald ich herausfand, dass Ihr verschwunden wart. Natürlich habe ich mich nach Kräften bemüht, Euch vor seiner Missgunst zu schützen. Ich habe die Schuld dorthin geschoben, wo sie hingehört, nämlich zu diesem unwissenden Bauerntölpel von einem Knappen, der Euch aufgehalst ist. Wenngleich wir dem armen Kirothius vielleicht nicht allzu viel Schuld aufbürden sollten. Ich wage zu behaupten, dass er dort in der Wildnis zulänglich sein mag, aber wie könnte man von ihm erwarten, am Hof angemessen über den Sohn einer Prinzessin zu wachen?«
    »Er dient mir hier sehr gut! Sogar Korin findet das.«
    »Oh, ich weiß, ihr habt den Jungen lieb gewonnen. Und ich bin sicher, wir können eine geeignete Stelle für ihn finden. Tatsächlich habe ich in meinem Schreiben angeboten, ihn in meinem Haushalt aufzunehmen. Ich kann Euch versichern, dass er hier anständige Bildung erfahren wird.«
    Tobin ballte die Hände zu Fäusten, als er an die Blutergüsse an Bisirs Handgelenken denken musste.
    »Warum Ihr hier seid – nun, gewiss wolltet Ihr mir nach einer so langen Abwesenheit ohnehin die Ehre erweisen. Nein? Nun, einerlei. Ich erwarte die Antwort des Königs mit den heutigen Vormittagsdepeschen und dachte, es wäre erfreulich, die guten Neuigkeiten gemeinsam zu lesen.«
    Dies war weit schlimmer als alles, was sich Tobin ausgemalt hatte. Orun zeigte sich viel zu selbstzufrieden. Wahrscheinlich hatte er Spitzel im Gefolge des Königs und kannte die Antwort bereits. Tobins Mut sank noch tiefer; in diesem Haushalt würde Ki keine zwei Tage überstehen, ohne in ernste Schwierigkeiten zu geraten.
    Orun schnalzte in geheuchelter Besorgnis mit der Zunge, hob einen zierlichen, bemalten Teller vom Tablett und streckte ihn Tobin entgegen. »Ihr seht sehr blass aus, mein lieber Junge. Nehmt Euch ein Stück Kuchen.«
    Tobin heftete den Blick starr auf den bestickten Saum der Tagesdecke und widerstand dem Drang, den Teller quer durch den Raum zu schleudern. Bettseile knarrten, als sich Orun zurücklehnte, und Tobin hörte, wie sein Vormund zufrieden kicherte. Mittlerweile wünschte er, den ihm angebotenen Stuhl angenommen zu haben, aber er war zu stolz, um sich zu rühren. Wie lange würde es dauern, bis die Depeschen einträfen? Das hatte Orun nicht gesagt, und die Hitze verursachte Tobin Schwindel. Schweiß prickelte ihm auf der Oberlippe und lief ihm zwischen den Schulterblättern hinab. Er hörte, wie der kalte Regen gegen die Läden prasselte und wünschte, er wäre wieder draußen, um mit seinen Freunden zu laufen.
    Orun schwieg, aber Tobin wusste, dass er beobachtet wurde. »Ich werde Ki nicht wegschicken!«, presste er hervor und schaute trotzig auf.
    Oruns Augen glichen plötzlich schwarzen Feuersteinen, obwohl er noch immer lächelte. »Ich habe dem König eine Aufstellung möglicher Ersatzanwärter geschickt, junger Männer geeigneten Hintergrunds und angemessener Herkunft. Aber vielleicht möchtet Ihr jemanden hinzufügen? Ich möchte nicht unzugänglich erscheinen.«
    Zweifellos war Oruns Aufstellung kurz ausgefallen und enthielt nur Günstlinge, die ihm Geschichten zutragen würden. Nach dem selbstgefälligen Gebaren der Kröte Moriel in der vergangenen Nacht zu urteilen, ahnte Tobin wer zuoberst auf der Liste stand.
    »Na schön«, meinte er schließlich und schaute finster zu Orun auf. »Dann will ich Fürstin Una.«
    Orun lachte und klatschte in die weichen Hände, als hätte Tobin einen hervorragenden Witz gerissen. »Sehr unterhaltsam, mein Prinz! Ich muss daran denken, Eurem Onkel diesen Scherz zu erzählen. Aber im Ernst, der junge Moriel ist mehr als willens, und der König hat ihm bereits einmal zugestimmt – «
    »Nicht er.«
    »Als Euer Vormund – «
    »Nein!« Um ein Haar hätte Tobin mit dem Fuß aufgestampft. »Moriel wird mir niemals dienen. Eher ziehe ich nackt und alleine in die Schlacht!«
    Orun lehnte sich wieder gegen die Kissen zurück und ergriff eine Tasse vom Tablett. »Das werden wir noch sehen.«
    Verzweiflung beschlich Tobin. Trotz all seiner tapferen Worte Ki und Tharin gegenüber wusste er, dass er diesem Mann nicht gewachsen war.
    Eine Weile nippte Orun geziert an seinem Tee. »Wie ich höre, möchtet Ihr Atyion besuchen.«
    Also versah Moriel bereits seinen Dienst. Oder vielleicht war es Alben gewesen. Tobin hatte

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