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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Tod verkörperten Tharin und die Garde die einzigen regelmäßigen Bewohner.
    Tharin hatte ein Zimmer ein Stück den Flur entlang, und die Männer waren im hinteren Bereich des Hauses untergebracht, aber sie behielten auch die Halle in Verwendung. Stets herrschte darin der heimatliche Gefühle vermittelnde Duft von Hausaltarweihrauch vor, und im Kamin schwelte immer ein Feuer.
    Ki verließ die Halle und schlenderte den Hauptgang hinab. Iyas Tür befand sich rechter Hand und war geschlossen. Das alte Schlafgemach des Herzogs, nun jenes Tobins und somit auch jenes Kis, lag auf der linken Seite. Er hielt vor der Tür an, dann betrat er stattdessen das Zimmer daneben.
    Tharins Kammer war so karg und ordentlich wie der Mann, der sie bewohnte. Sie glich einem Ebenbild seines Zimmers in den Truppenunterkünften der Feste. Hier fühlte sich Ki mehr zu Hause als irgendwo sonst in Ero. Er zündete ein Feuer im Kamin an und setzte sich, um seines Schicksals zu harren.
    Doch selbst hier vermochte er nicht, still zu sitzen, und schon bald lief er eine Furche in Tharins Teppich. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, und Kis Gedanken rasten. Was soll ich tun, wenn Orun mich wegschickt? Nach Eichberg zurückkehren und Schweine hüten?
    Die Vorstellung, in Schande zu seinem Vater zurückzukehren, war undenkbar. Nein, er würde sich Ahras Regiment anschließen und die Küste patrouillieren oder zu den Schlachtfeldern in Mycena reisen und sein Schwert als gemeiner Soldat anbieten.
    Derlei Gedanken spendeten keinen Trost. Der einzige Ort, an dem er sein wollte, war hier, bei Tobin.
    Er vergrub das Gesicht in den Händen. Es ist meine Schuld. Ich hätte Tobin an jenem Tag nie alleine lassen dürfen, wo ich doch wusste, dass er krank war. Ein paar Wochen am Hof, und ich vergesse alles, was Tharin mich gelehrt hat!
    Gleich darauf kam die Frage, der er seit der Nacht auszuweichen versuchte, in der er Bruder zurück nach Alestun gefolgt war. Warum war Tobin überhaupt zurück zur Feste geflüchtet? Es war nicht so, dass er Tobins Erklärung nicht glaubte … Ki seufzte. Nun, er wollte sie glauben, aber etwas darin klang einfach nicht richtig. Und was immer Tobin in jener Nacht befallen hatte, seither war etwas zwischen ihnen anders.
    Oder vielleicht, dachte er schuldbewusst, hat er damals etwas anderes von mir gespürt.
    Die schmutzigen Anschuldigungen, die Mago und Arius Ki an jenem Tag im Stall an den Kopf geworfen hatten, die Andeutungen, dass er und Tobin mehr taten, als bloß nebeneinander zu schlafen, hatten ihn tief getroffen. Danach hatte sich Ki manchmal dabei ertappt, dass er sich von Tobin zurückzog. Der verletzte Ausdruck im Gesicht seines Freundes, wenn er sich nachts auf seine Seite des Bettes gerollte hatte, kehrte zurück und suchte ihn heim. War das der Grund, weshalb Tobin ihn an dem Tag zurückgelassen hatte, als er davongelaufen war? Ich war ein Narr, auf etwas zu hören, was diese Schwachköpfe zu sagen hatten. In Wahrheit hatte er es ob der Wirren des vergangenen Monats bis zu diesem Zeitpunkt beinah vergessen gehabt. Aber galt das auch für Tobin?
    Schuld und Unsicherheit drehten ihm den Magen um. »Tja, woran immer es liegt, er wird es mir sagen, wenn er bereit dazu ist«, murmelte er bei sich.
    Die Luft hinter ihm wurde kalt, und ein boshaftes, flüsterndes Gelächter verursachte ihm eine Gänsehaut. Ki wirbelte herum und griff unwillkürlich nach dem Pferdeglücksbringer um seinen Hals. Bruder stand neben Tharins Bett und beobachtete ihn mit hasserfüllten, schwarzen Augen.
    Kis Herz pochte schmerzhaft gegen die Rippen; der Geist wirkte fester, als er ihn in Erinnerung hatte, ein ausgemergelter, hohläugiger Abklatsch seines Freundes. Ki hatte gedacht, sich an Bruder in der Nacht gewöhnt zu haben, als sie zusammen gereist waren, doch nun kehrten all seine Ängste schlagartig zurück.
    »Frag Arkoniel«, flüsterte Bruder.
    »Was soll ich ihn fragen?«
    Bruder verschwand, aber sein zischendes Lachen schien noch dort in der Luft zu hängen, wo er sich befunden hatte.
    Erschüttert zog sich Ki einen Stuhl näher ans Feuer und kauerte sich darauf, fühlte sich einsamer denn je zuvor.
    Verloren in seinen unglücklichen Grübeleien war er beinah eingedöst, als ihn Gebrüll aufschreckte. Er riss die Tür auf und wäre um ein Haar mit Iya zusammengeprallt. Sie rasten beide in die Halle, wo sie Tharin vorfanden, der Tobins schlaffe Gestalt in den Armen hielt.
    »Was ist geschehen?«, verlangte Iya zu erfahren.
    »Sein

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