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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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vorwiegend Bannweber und Wettervorhersager«, erwiderte Dylias.
    »Was hatten sie schon für Aussichten gegen diese Ungeheuer? Wie viele in diesem Raum könnten zurückschlagen? Das entspricht nicht den Orëska-Lehren.«
    »Vielleicht nicht denen Eurer halbblütigen Zweiten Orëska«, entfuhr es Saruel verächtlich. »In Aurënen gibt es Zauberer, die ein Haus dem Erdboden gleichmachen oder einen Wirbelsturm heraufbeschwören und auf ihre Feinde entfesseln können, wenn sie wollen.«
    »Kein Zauberer verfügt über solche Macht!«, höhnte eine skalanische Frau.
    »Denkt ihr, die Spürhunde würden auch nur einen Einzigen von uns am Leben lassen, wenn sie das glaubten?«, warf jemand anders ein.
    Die Aurënfaie erwiderte zornig etwas in ihrer eigenen Sprache, und andere stimmten darin mit ein.
    Bestürzt erinnerte Iya sich erneut an Skorus, der allein und unter Qualen gestorben war.
    Es ist Zeit, dachte sie und hob eine Hand, um Stille einkehren zu lassen.
    »Es gibt Skalaner, die solche Magie kennen«, verkündete Iya. »Und sie kann anderen beigebracht werden, die eine Begabung dafür besitzen.« Sie erhob sich, trank den Rest ihres Weines aus und stellte den Silberkelch auf den Steinboden. Iya konnte spüren, dass die anderen sie beobachteten, als sie die Hände darüber ausbreitete. Unter einem leisen Sprechgesang lenkte sie die Macht nach unten und bündelte sie auf den Kelch.
    Der Strom setzte rascher ein als üblich. So war es in Gesellschaft immer, wenngleich er keine Macht von den anderen bezog.
    Die Luft um den Kelch flimmerte kurz, dann begann der Rand zu schmelzen und in sich zusammenzufallen wie etwas aus Wachs an einem heißen Sommertag. Iya brach den Zauber ab, bevor sich der Kelch vollends auflöste, und kühlte ihn mit einem Atemzug. Dann entfernte sie ihn von den Bodenfliesen und gab ihn Dylias.
    »Es kann gelehrt werden«, beteuerte sie erneut und beobachtete die Gesichter der anderen, als der Kelch von Hand zu Hand weitergereicht wurde.
    Bevor sie in jener Nacht das Wurmloch verließ, hatte jeder der Anwesenden im Schankraum – sogar die stolze Saruel – einen ihrer kleinen Steine entgegengenommen.

 
K APITEL 12
     
    Tobin hatte sich gerade erst daran gewöhnt, Iya im Haus zu haben, als sie verkündete, dass sie abreisen würde. Verdrießlich sahen er und Ki dabei zu, wie sie ihre wenigen Habseligkeiten packte.
    »Aber das Sakor-Fest steht in wenigen Tagen vor der Tür!«, rief Ki aus. »Dafür wollt Ihr doch bestimmt noch bleiben, oder? «
    »Nein, will ich nicht«, murmelte Iya und stopfte ein Kopftuch in ihr Bündel.
    Tobin spürte, dass etwas sie beunruhigte. Sie hatte viel Zeit unten in der Stadt verbracht und schien zu missbilligen, was sie dort vorgefunden hatte.
    Tobin wusste, dass es mit den Spürhunden zu tun hatte, aber sie ließ ihn das Wort nicht einmal mehr laut aussprechen.
    »Halte dich von ihnen fern«, warnte sie, als sie ihm die Gedanken am Gesicht ablas. »Denk nicht an sie. Sprich nicht von ihnen. Das gilt auch für dich, Kirothius. Heutzutage bleibt selbst das Geplapper kleiner Jungen nicht mehr unbemerkt.«
    »Kleiner Jungen?«, empörte sich Ki.
    Iya hielt im Packen inne und bedachte ihn mit einem liebevollen Blick. »Du magst vielleicht ein bisschen gewachsen sein, seit ich dich gefunden habe, dennoch seid ihr beide zusammen nur das Blinzeln eines Zauberers Augen.«
    »Kehrt Ihr in die Feste zurück?«, fragte Tobin.
    »Nein.«
    »Wohin reist ihr dann?«
    Ihre blassen Lippen verzogen sich zu einem eigenartigen Lächeln, als sie sich einen Finger seitlich an die Nase hielt. »Je weniger bekannt, desto besser gewahrt.«
    Mehr wollte sie nicht sagen. Sie ritten mit ihr zum Südtor. Das Letzte, was sie von ihr sahen, war der dünne Zopf, der auf ihrem Rücken tänzelte, als sie in die Menschenmenge auf der Bettlerbrücke hinabkanterte.
     
    Das Sakor-Fest wurde mit großem Aufhebens begangen, wenngleich alle meinten, dass die Abwesenheit des Königs und die Gerüchte über ungünstige Vorzeichen, die heimkehrende Krieger mitbrachten, die übliche Pracht der dreitägigen Feierlichkeiten dämpften. Für Tobin jedoch, der nur die schlichteren, ländlichen Zeremonien in Alestun kannte, muteten sie unvorstellbar erhaben und magisch an.
    In der Trauernacht standen die Gefährten und die bedeutendsten Adeligen Eros mit Korin im größten Sakor-Tempel der Stadt, ein Stück unterhalb des Palatintores auf dem Hügel. Der Platz davor war berstend voll mit Menschen. Alle jubelten, als

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