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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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erwarten konnte anzufangen.
    »Folgt mir und tretet in meine Abdrücke. Hier gibt es eine Menge verrotteter Stellen.«
    Sie bahnte sich einen Weg zwischen den Gipfeln und Schloten hindurch und führte sie zu einem breiten, ebenen Abschnitt, der geschützt zwischen zwei hohen Kämmen lag. Der Platz maß etwa fünfzig Fuß in der Länge und Breite und wurde von drei unbeschädigten Dachdrachen bewacht. Sie befanden sich weit vom Rand und von neugierigen Augen entfernt.
    Mehrere Holzkisten standen unter einem leichten Überhang zu ihrer Rechten. Una öffnete eine und holte vier Holzschwerter daraus hervor. »Willkommen auf meinem Übungsgelände, meine Herren.« Grinsend verneigte sie sich tief. »Wird das reichen?«
    »Und du sagst, du bist nicht die Einzige, die hier heraufkommt?«, fragte Tobin.
    »Ja, aber die meisten kommen nur nachts und im Sommer herauf, um … na ja, ihr wisst schon.«
    Ki stupste Tobin mit dem Ellbogen. »Das müssen wir uns merken.«
    Una errötete, tat aber so, als hätte sie seine Bemerkung überhört. »Wenn man dort hinübergeht, kann man das richtige Übungsgelände sehen«, erklärte sie und deutete nach Westen durch ein Tal von Dachgiebeln. »Und in die Richtung, nach Norden, gelangt man letztlich zum Haus meiner Familie am fernen Ende des Palastes – sofern man sich nicht verirrt oder durch jemandes Decke fällt.«
    Arengil ergriff eine der Holzklingen und vollführte ein paar Übungshiebe. »Ich weiß immer noch nicht, wozu du Schwertunterricht willst. Selbst wenn du es lernst, wird der König dich nie kämpfen lassen.«
    »Vielleicht wird es nicht immer so sein«, entgegnete Una. »Vielleicht kehren die alten Traditionen zurück.«
    »Sie kann es ruhig lernen, wenn sie will«, ergriff Tobin das Wort, der sie plötzlich mehr mochte denn je zuvor. Nach einer kurzen Pause fügte er süßsauer hinzu: »Vielleicht können wir hier auch meinen Tanzunterricht fortsetzen.«
     
    Selbst für Küstenverhältnisse wurde es kein milder Winter, aber es gab mehr Regen als Schnee. Für Tobin und die anderen bedeutete dies häufiger freien Untergrund für ihren geheimen Unterricht auf dem Dach, wenngleich sie oft völlig durchtränkt dabei wurden. Wann immer das Wetter und ihre anderen Pflichten es zuließen, trafen sie sich auf dem Dach, und obschon Una sie alle Geheimhaltung schwören ließ, war sie die Erste, die sie brach.
    Eines sonnigen Nachmittags trafen Tobin und Ki auf dem Dach ein und stellten fest, dass sie ein weiteres dunkelhaariges Mädchen zusammen mit Una und Arengil erwartete. Das Mädchen wirkte vertraut.
    »Erinnert ihr euch an meine Freundin Kalis?«, fragte Una, wobei sie einen verschmitzten Blick in Kis Richtung warf. »Sie möchte auch lernen.«
    Ki errötete ein wenig, als er sich verbeugte, und Tobin erkannte Kalis als eines der Mädchen, mit denen Ki bei Caliels Namenstagsball getanzt hatte.
    »Du hast doch nichts dagegen, oder?«, fragte Una.
    Tobin zuckte mit den Schultern und wandte sich ab; die Lüge brannte ihm in den Wangen.
     
    Danach stießen zwei weitere Mädchen zu ihnen, und Tobin brachte Nikides mit, der mehr Übung als sie alle brauchte. Natürlich konnten Lutha oder ihre Knappen auch nicht lange außen vor bleiben. Ki taufte die Gruppe ›Prinz Tobins Schwertkampfschule‹.
    Tobin genoss es, seine eigene, geheime Schar zu haben, und war Una auch aus einem weiteren Grund dankbar. Das Dach bot einen sicheren Platz, um Bruder zu rufen. Mindestens einmal wöchentlich stahl er sich alleine hinauf und sprach die Worte.
    Anfangs tat er es widerwillig. Die Narbe an Kis Stirn diente als Erinnerung an einen Übergriff Bruders, und Oruns Tod suchte Tobin immer noch in seinen Träumen heim. Die ersten Male, als er Bruder rief, nahm er die Puppe mit und ließ Ki nicht mitkommen, da er noch nicht darauf vertraute, dass sich der Geist benehmen würde.
    Aber Bruder erwies sich in diesen Tagen als sehr still und zeigte keine Anteilnahme an Tobin oder seiner Umgebung. Tobin fragte sich, ob er wieder verblassen würde, wie er es vor dem Tod ihres Vaters getan hatte. Doch als die Wochen verstrichen, erlangte Bruder sein eigenartig festes Erscheinungsbild wieder. Tobin überlegte, ob es an der neuen Bindung liegen mochte, die ihm die Kraft zu töten verliehen hatte.
    Als er Ki schließlich mitnahm, stellten sie fest, dass er Bruder nicht sehen konnte, es sei denn Tobin forderte Bruder auf, sich zu zeigen.
    »Auch gut. Ich muss ihn nicht unbedingt sehen«, meinte Ki.
    Dasselbe

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