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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ihn vom Fußende des Bettes aus beobachtete.
    Er kommt. Die schmalen Lippen des Geistes bewegten sich nicht, als er die Worte aus dem Traum wiedergab.
    Ki regte sich neben Tobin, murmelte verschlafen in das Kissen.
    »Alles in Ordnung. Schlaf weiter.« Tobins Kopf pochte von all dem Wein, den er in jener Nacht im Speisesaal getrunken hatte, doch das mulmige Gefühl in seinem Magen rührte von etwas anderem her.
    »Kommt der König wirklich zurück?«, flüsterte er Bruder zu.
    Der Geist nickte und verblasste.
    Da Tobin zu aufgeregt war, um zu schlafen, schlüpfte er aus dem Bett und hüllte sich in die Wollrobe, die Molay immer für ihn auf einem Stuhl in der Nähe bereitlegte. Die Vorhänge der Balkonfenster waren noch zugezogen, doch das frühe Tageslicht kroch bereits um die Ränder herein. Draußen zankten sich irgendwo im Garten Krähen.
    »Braucht Ihr mich, mein Prinz?«, rief Baldus schlaftrunken von seiner Pritsche herüber.
    »Nein, schlaf weiter.«
    Tobin ging auf den Balkon hinaus. Die Krähen hockten in einer ausschlagenden Eiche unmittelbar unterhalb des Geländers und plusterten gegen die Kälte das Brustgefieder auf. Überall in der Stadt stieg Rauch von Frühstücksöfen in der unbewegten Luft kerzengerade auf, blaue Schwaden vor einem rosigen und goldenen Himmel. Jenseits der Hafenmündung funkelte das Meer vor Schaumkronen. Tobin blickte zum Horizont und stellte sich irgendwo dort draußen den König vor, der vielleicht in diesem Augenblick gen Heimat segelte.
    Aber wir hätten doch etwas davon gehört! Der König würde nicht wie ein Beutefahrer bei Nacht nach Ero schleichen. Er war mehrere Jahre fortgewesen; es würde Fanfaren und Feste geben.
    Tobin setzte sich auf die Steinbalustrade und wartete darauf, dass sich das bedrückende Gefühl des Traumes verflüchtigte. Stattdessen jedoch wurde es stärker, ließ sein Herz so schnell schlagen, dass vor seinen Augen dunkle Flecken zu tanzen begannen.
    Er versuchte es mit Arkoniels Kniff, um den Geist zu leeren, und bündelte alle Aufmerksamkeit auf das schillernde Gefieder der Krähen. Allmählich wich die Panik zurück und ließ ihn mit dem unmittelbareren Problem von Bruders Warnung zurück.
    Durchfroren kehrte er zurück hinein und kauerte sich auf einen Lehnsessel am Kamin. Jemand lief mit raschen Schritten an seinem Zimmer vorbei, abgesehen davon herrschte noch Stille im Flügel der Gefährten. Das geschäftige Treiben des täglichen Palastlebens hatte noch nicht begonnen.
    Was, wenn er heute kommt?, fragte sich Tobin und schlang die Arme um die Knie. Dann fiel ihm etwas ein: Tharin kannte den König! Er würde wissen, was zu tun sei.
    »Was könnte er schon tun?«, zischte Bruder ihm aus den Schatten hinter dem Stuhl zu.
    Bevor Tobin eine Erwiderung einfiel, ertönten aus der Richtung der Ankleidekammer ein lauter Knall und eine Abfolge von lachenden Flüchen. Jemand war durch den Geheimgang gekommen, der Tobins Zimmer mit jenem Korins verband. Er befahl Bruder zu verschwinden – gerade noch rechtzeitig, bevor Korin und Tanil hereinplatzten, beide noch in ihre Nachthemden gekleidet. Baldus sprang mit einem erschrockenen Quieken auf, und Ki stieß im Bett ein gedämpftes Murren, aus.
    »Vater kommt nach Hause!«, brüllte Korin, zog Tobin vom Stuhl und tanzte mit ihm durch den Raum. »Ein Bote ist gerade eingetroffen. Sein Schiff hat vor drei Tagen in Cirna angelegt.«
    Er hat uns wieder gefunden!
    »Der König? Heute?« Ki steckte den Kopf durch die Bettvorhänge heraus und schüttelte sich verworrenes, braunes Haar aus den Augen.
    »Nicht heute.« Korin ließ Tobin los, riss die Bettvorhänge auf und hechtete neben Ki. »Das Meer ist noch unwirtlich, deshalb kommt er den Rest des Weges über Land. Wir sollen ihn in Atyion treffen, Tob. Sieht so aus, als würde dir doch noch dein Namenstagswunsch erfüllt!«
    »Atyion?« Die gute Neuigkeit drang kaum zu Tobin durch.
    Tanil ließ sich auf Kis andere Seite plumpsen und benutzte ihn als Armlehne. »Endlich ein Grund, aus der Stadt zu gelangen! Und wir alle werden Teil des Trosses des Königs auf dem Rückweg in die Stadt sein!« Tanil wirkte ebenso erfreut wie Korin.
    »Warum Atyion?«, fragte Tobin.
    »Dir zu Ehren, vermute ich«, erwiderte Korin. »Schließlich hat Vater dich seit deiner Geburt nicht mehr gesehen.«
    Nein, aber ich habe ihn gesehen, dachte Tobin und erinnerte sich an das Gleißen von Sonnenlicht auf einem goldenen Helm.
    Korin sprang auf und begann, auf- und abzuschreiten wie

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