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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nicht verletzt, Jungs«, warnte der Mann, ehe er seinen Gefährten folgte und verschwand. Una hob das Schwert wieder an, diesmal mit ruhiger Hand.
    »Hältst du das für klug?«, flüsterte Arengil. »Es wäre schlimm genug, wenn dein Vater erführe, dass du mit drei Jungen alleine hier warst. Wenn er glaubt …«
    »Evin wird nichts sagen.«
    »Aber jemand anders vielleicht. Es ist schwierig, im Palatinkreis ein Geheimnis zu bewahren. Die Bediensteten verbreiten alles wie ein Schwarm Krähen.«
    »Dann müssen wir es an einem Ort machen, wo sie uns nicht sehen«, meinte Una. »Wir treffen uns morgen Nachmittag nach eurem Unterricht auf Tobins Balkon.«
    »Auf dem Balkon?«, höhnte Ki. »Ach ja, auf den weisen über die Gärten hinweg bloß um die tausend Fenster.«
    »Ihr werdet schon sehen«, erwiderte Una neckisch und verschwand mit einem herausfordernden Blick über die Schulter.
    »Mädchen mit Schwertern?« Arengil schüttelte den Kopf. »Sie wird uns noch alle in Schwierigkeiten bringen. In Aurënen halten sich Frauen an Frauendinge.«
    »In Skala zählt die Kriegskunst zu den Frauendingen«, gab Tobin zurück, ehe er hastig hinzufügte: »Zumindest war es früher so.«
    Nichtsdestotrotz fand er Unas neue Verwegenheit ziemlich beunruhigend.
     
    Am folgenden Tag fanden sich Tobin und die anderen zur vereinbarten Zeit auf dem Balkon vor seinem Zimmer ein, doch von Una fehlte jede Spur.
    »Vielleicht ist sie bei Tageslicht nicht so wagemutig«, meinte Arengil und schirmte die Augen ab, um den Blick über die verschneiten Gärten wandern zu lassen.
    »Hier!«, rief eine Stimme von oben.
    Una grinste vom Dachgesims über dem Balkon auf sie herab. Sie trug einen schlichten Kittel und eine Hose und hatte das dunkle Haar zu einem engen Zopf zusammengebunden. Die kalte Winterluft hatte ihren Wangen Rosen eingehaucht, wie Nari zu sagen pflegte, und aus ihren dunklen Augen leuchtete ein Schalk, den Tobin nicht von ihr kannte.
    »Wie bist du da raufgekommen?«, wollte Ki wissen.
    »Geklettert natürlich. Ich glaube, ihr könnt das alte Spalier dort drüben verwenden.« Sie deutete auf eine schattige Nische mehrere Fuß vom linken Geländer entfernt.
    »Das warst du an jenem ersten Morgen, nachdem wir nach Ero gekommen waren, oder?«, rief Tobin aus, als ihm die geheimnisvolle Gestalt einfiel, die sie gehänselt hatte und dann verschwunden war.
    Una zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Ich bin nicht die Einzige, die sich hier heraufbegibt. Kommt, oder habt ihr Angst, es zu versuchen?«
    »Wohl kaum!«, schoss Ki zurück.
    Sie gingen zum Geländer und entdeckten einen wackeligen Holzrahmen, den dornige Rosenranken zierten.
    »Wir werden springen müssen«, meinte Tobin und wog die Entfernung ab.
    »Und hoffen, dass dieses verdammte Ding hält.« Stirnrunzelnd spähte Ki hinab. Unter dem Balkon ging es steil bergab. Das Spalier zu verfehlen, verhieße einen Absturz von zwanzig Fuß oder mehr.
    Una stützte das Kinn auf behandschuhte Finger. »Soll ich eine Leiter suchen gehen?«
    Dies war eine Seite an ihr, die Tobin bisher nicht gekannt hatte. Es bereitete ihr sichtlich Spaß, sie von ihrem hohen Platz aus aufzuziehen. Tobin zog seine Handschuhe an, kletterte auf das Geländer und sprang. Das Spalier knackte und ächzte, die Rosendornen durchdrangen seine Handschuhe, aber der Rahmen hielt. Fluchend kletterte er hinauf.
    Una ergriff sein Handgelenk, als er das Gesims erreichte, und half ihm. Ki und Arengil gesellten sich bald darauf zu ihnen und sahen sich überrascht um.
    Der Palast war ein riesiges, weitläufiges Gebilde, und die schneebedeckten Dächer erstreckten sich vor ihnen wie eine sanft hügelige Landschaft: Die schrägen Schieferdächer und niedrigen Giebel umspannten mehrere Morgen. Schornsteinköpfe ragten wie Bäume auf, in die der Blitz eingeschlagen hatte, und bluteten Ruß rings um ihre Sockel. Drachenstatuen, viele mit abgebrochenen Flügeln oder fehlenden Köpfen, sprenkelten Kammlinien und Kranzgesimse; ihre abblätternde Vergoldung wirkte im nachmittäglichen Licht wie billiges Messing. Hinter Una bildeten Fußabdrücke einen unterbrochenen Pfad.
    »Ich habe das schon einmal gesehen, aber aus größerer Höhe«, sagte Tobin. Als die anderen ihn mit seltsamen Blicken bedachten, erklärte er: »Ein Zauberer hat mir die Stadt einst in einer Vision gezeigt. Wir sind wie Adler darüber hinweggeflogen.«
    »Oh, ich liebe Magie!«, rief Una aus.
    »Und jetzt?«, fragte Ki ungeduldig, zumal er es kaum

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