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Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin

Titel: Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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galt für Tobin. Kis Narbe mochte verblassen, doch die Erinnerung, wie er sie bekommen hatte, tat es nicht.
     
    Im Verlauf des Winters wurde Tobin klar, dass einige der Mädchen seiner ›Schule‹ eher erpicht auf Begegnungen mit den Jungen als auf den eigentlichen Unterricht waren und dass die Jungen dagegen nichts einzuwenden hatten. Kalis und Ki schlenderten gelegentlich zwischen die Schornsteinköpfe davon und kehrten mit verstohlenen Lächeln zurück, die sie miteinander teilten. Barieus hörte auf, sich nach dem unerreichbaren Luchs zu verzehren; er verlor sein Herz an die rothaarige Fürstin Mora, nachdem sie ihn bei einem Zweikampf den Finger brach, und danach war er wesentlich fröhlicher.
    Una versuchte nicht erneut, Tobin zu küssen, aber er spürte manchmal, dass sie es wollte. Wenn sie bei Übungskämpfen miteinander rangen, konnte er nicht umhin, die sich entwickelnden Rundungen ihres Körpers zu bemerken. Mädchen reiften früher, meinte Ki, und kamen auch früher auf gewisse Gedanken. Für Ki ist das alles schön und gut, dachte Tobin elend.
    Selbst wenn er gewollt hätte, dass Mädchen ihn mochten, er konnte sich nicht vorstellen, was Una in ihm sah. Bei den Übungen auf dem Dach oder beim Tanzen konnte er spüren, dass sie auf ein Zeichen der Erwiderung ihrer Gefühle wartete. Wenngleich er überzeugt davon war, nichts getan zu haben, um ihr einen falschen Eindruck zu vermitteln, fühlte er sich darob schuldig. Er empfand dies alles als äußerst verwirrend und verschlimmerte die Dinge nur noch, indem er ihr einen Goldanhänger in Form eines Schwertes anfertigte. Una fasste die Geste falsch auf und trug ihn offen wie einen Liebesbeweis.
    Wenigstens während des Unterrichts konnte er ihr etwas Ehrliches bieten. Da sie von der Größe her gut zueinander passten, traten sie häufig gegeneinander an. Sie lernte schnell und überraschte alle mit den Fortschritten, die sie erzielte.
    In Arengil fand Tobin einen überragenderen Gegner. Wenngleich der Aurënfaie nicht älter als Urmanis wirkte, hatte er ihnen mehrere Jahre an Ausbildung voraus. Allerdings spielte er sich damit nicht auf, sondern brachte ihnen den Aurënfaie-Stil des Zweikampfs bei, der eher auf geschicktem Ausweichen denn auf handgemeinem Kämpfen beruhte. Bald brachten Tobin und die anderen Jungen Arengils Kniffe während der Übungen mit den anderen Gefährten wirksam zum Einsatz. Die anderen fingen an, Bemerkungen darüber fallen zu lassen, besonders nachdem es Ki gelang, Mago mit dem Ellbogen die Lippe blutig zu schlagen. Ki hatte danach zwei Tage lang ein Grinsen im Gesicht und schenkte Arengil bei ihrer nächsten Begegnung seinen besten Dolch.

 
K APITEL 15
     
    Als sich die letzten Stürme des Klesin über das Meer hinaus verwehten, warteten die Gefährten angespannt auf Neuigkeiten über ein Wiederaufflammen der Kampfhandlungen; gewiss könnte der König Korin nicht länger wie eine Tochter verstecken, nun, da er erwachsen war. Es trafen Berichte über ein paar Geplänkel entlang der Grenze ein, doch weder König Erius noch der plenimarische Oberherr schienen es eilig damit zu haben, die Gefechte wieder aufzunehmen.
    Wie immer war Nikides der Erste, der Neuigkeiten erfuhr. »Großvater sagt, es gibt Gerüchte über einen Waffenstillstand«, teilte er den anderen eines Morgens verdrossen beim Frühstück mit.
    Alle stöhnten. Friede bedeutete keine Gelegenheit für sie, sich im Kampf zu bewähren. Korin sagte nichts, aber Tobin wusste, dass sein Vetter mehr als der Rest von ihnen litt, zumal ihm klar war, dass er den Grund dafür verkörperte, weshalb man sie alle so lange zurückgehalten hatte.
    Danach floss im Speisesaal der Wein umso üppiger, und bei den Übungen grummelten die Jungen und fauchten einander an.
    Alsdann gab es keine weiteren Neuigkeiten, aber noch in derselben Woche hatte Tobin einen Albtraum, vor dem er seit Monaten verschont geblieben war.
    Darin kauerte er in einer Ecke und beobachtete, wie seine Mutter in dem kleinen Raum im Wachturm auf- und ablief. Ariani eilte von Fenster zu Fenster und drückte sich dabei die Lumpenpuppe wie einen Säugling an die Brust. Bruder hockte in den Schatten und starrte Tobin mit wissenden, schwarzen Augen an.
    »Er hat uns erneut gefunden!«, rief Ariani aus, dann packte sie Tobin am Arm und zog ihn durch die Kammer zum Westfenster, jenem, das auf den Fluss hinauswies.
    »Er kommt«, pflichtete Bruder ihr von seiner Ecke aus bei.
    Tobin erwachte und stellte fest, dass Bruder

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