Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
ein General, der einen Feldzug plante. »Der Bote kam zuerst zu mir, aber es wird nicht lange dauern, bis es jeder weiß. Binnen einer Stunde wird die ganze Stadt in Aufruhr sein, und der halbe Hof wird uns begleiten wollen.« Er zerzauste Ki die Haare und riss die Decke von ihm. »Auf jetzt, Knappe, und an deine Pflichten. Du und Tobin, ihr beide helft mir, die anderen zu wecken. Sagt allen, wir reisen leicht; keine Bediensteten und kein Gepäck. Wir können verschwunden sein, bevor jemand Wind von der Sache bekommt.«
»Jetzt? Auf der Stelle?«, stammelte Tobin und fragte sich, ob er vor dem Aufbruch Zeit haben würde, mit Tharin zu reden.
»Warum nicht? Mal sehen … meine Garde und die deine sollten Fürst Hylus eigentlich zufriedenstellen …« Korin steuerte zurück in Richtung der Ankleidekammer. »Wenn wir so früh aufbrechen, können wir morgen zum Abendessen dort sein.« Kurz hielt er inne und sah Tobin mit strahlender Miene an. »Ich kann es kaum erwarten, dass er dich kennen lernt.«
Der erwartete Aufruhr setzte bereits ein, als Tobin und Ki loszogen, um die anderen zu wecken. Lutha und Nikides waren wach, aber sie mussten gehörig an die Tür hämmern, um Orneus aus den Federn zu bekommen.
Ki grinste über die Abfolge gedämpfter Flüche, die ihnen von innen entgegenschlug. Gleich darauf öffnete sich zögerlich die Tür, und Luchs spähte zu ihnen heraus. Selbst mit einem Weinkater erwies er sich als sein übliches untadeliges Selbst. »Was ist?«, fragte er gähnend. »Orneus ist … äh … er schläft noch.«
»Er schläft?« Ki rümpfte die Nase, als der säuerliche Geruch von Erbrochenem auf den Flur heraustrieb.
Luchs zuckte reuig mit den Schultern, doch seine Miene hellte sich auf, als er die Neuigkeiten erfuhr. »Keine Bange, ich mache ihn bereit!«
Meister Porion lobte Korins Plan. »Tretet dem König wie Krieger gegenüber, Jungs, nicht wie ein Rudel verweichlichter Höflinge!«, rief er aus und klopfte dem Prinzen auf den Rücken.
Molay und Ki bestanden darauf, alles zu beaufsichtigen. Baldus wurde mit der Anordnung für Tharin losgeschickt, die Männer und Pferde vorzubereiten. Während alle anderen beschäftigt waren, stahl sich Tobin in die Ankleidekammer davon.
Wenn das Zurücklassen der Puppe ein paar Tage ohne Bruder bedeutet hätte, wäre Tobin die Wahl leicht gefallen, aber die neue Gewohnheit des Geistes, aufzutauchen, wo und wann es ihm gefiel, nahm allmählich Überhand. Tobin holte die Puppe aus ihrem Versteck herab und stopfte sie zuunterst in sein Bündel. Als er die Riemen festzog, kam ihm der Gedanke, dass Atyion auch Bruders Heim hätte sein sollen.
Trotz ihrer Eile war es beinah Mittag, bevor sich Korins Tross anständig formiert auf dem vorderen Hof eingefunden hatte. Die Gefährten trugen die Farben und Wappen ihrer eigenen Häuser, wie es dem Brauch entsprach, wenn man aus der Stadt ritt, und sowohl die Herren als auch die Knappen hatten die scharlachroten Schwertgurte angelegt, die das weiße Drachenzeichen des Königlichen Prinzen aufwiesen. Die Helme und Schilde strahlten schneidig im mittäglichen Licht.
Korins Garde schillerte in Scharlachrot und Weiß, jene Tobins trug blau. Tharin hatte sich wie immer bei solchen Anlässen fein herausgeputzt und einen Schwertgurt in Tobins Farben angelegt.
Eine Schar von Höflingen hatte sich versammelt, um sie jubelnd und mit Kopftüchern und Hüten winkend zu verabschieden.
»Schau, Tobin, da ist deine Dame«, rief Korin. Una stand mit Arengil und einigen Mädchen der geheimen Schwertschule beisammen. Die anderen Gefährten hörten es und lachten. Errötend folgte Tobin Ki zu ihr hinüber.
Arengil verneigte sich übertrieben tief. »Seht die ruhmreichen Krieger Skalas!« Er streichelte Gosis Nase und bewunderte die goldenen Bandschleifen, die das neue Geschirr des Wallachs zierten. »So viel zum Bauernprinzen, was? Du siehst aus, als wärst du frisch aus einem Wandgemälde getreten.«
»Ja«, pflichtete Una ihm bei. »Unser Tanzunterricht muss wohl eine Weile ausfallen. Wie lange werdet ihr fort sein?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Tobin.
»Kommt schon!«, rief Korin, schwenkte sein Pferd herum und zückte sein Schwert. »Wir wollen meinen Vater nicht warten lassen. Auf nach Atyion!«
»Auf nach Atyion!«, stimmten die anderen mit ein und sprangen in die Sättel.
Als sich Tobin zum Gehen wandte, küsste Una ihn auf die Wange, dann verschwand sie in der Menge.
Ob der Aufregung der
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