Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
strömten ins Zimmer und ergriffen die beiden.
»Alben, du kannst das doch nicht glauben!«, rief Lutha, als er fortgeschleift wurde. »Lass mich mit Korin reden. Alben, bitte! Das ist Niryns Werk. Alben !«
Halb bekleidet und sich wehrend wurden sie hinabgezerrt, vorbei an all den unten versammelten Kriegern und Adeligen, dann weiter zu einer feuchten, dunklen kleinen Zelle neben den Truppenunterkünften.
Die Wachen stießen sie hinein, schlugen die schwere Tür zu und tauchten sie in Dunkelheit. Ein dumpfer Laut ertönte, als der dicke Balken vorgelegt wurde.
»Lutha, was ist hier los?«, flüsterte Barieus.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht ist Korin letztlich wirklich wahnsinnig geworden.« Mit der Hand ertastete Lutha eine nasse Steinwand, setzte sich mit dem Rücken daran und zog die nackten Beine unter sein Hemd. »Du hast ja gesehen, wer kam, um uns zu holen. Mögen sich die Krähen an diesem verfluchten Zauberer gütlich tun!«
Wo die Dachbalken an die Wand grenzten, befanden sich Risse im Mauerwerk. Als sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, konnte er Barieus, der neben ihm kauerte, und die Enge ihrer Zelle ausmachen. Sie maß kaum zwei Armeslängen in der Breite.
Eine Weile saßen sie schweigend da und versuchten, diese plötzliche Wende des Schicksals zu begreifen.
»Du glaubst nicht, dass Caliel wirklich ein Verräter geworden ist, oder?«, fragte Barieus schließlich.
»Nein.«
»Warum ist er dann gegangen, ohne dir etwas zu sagen?«
»Wir haben nur Niryns Wort darauf, dass er es überhaupt getan hat. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Niryn ihn ermordet hat. Verflucht möge er sein! Ich hätte Caliel warnen sollen.«
»Wovor?«
Lutha berichtete ihm, wie sie Korin bespitzelt hatten und er dem Zauberer danach über den Weg gelaufen war. »Wahrscheinlich wusste es Niryn. Ich hätte es daran erahnen müssen, wie er mich ansah. Verdammt, ich hätte zu Caliel zurückgehen sollen!«
Sie verfielen in Schweigen und beobachteten missmutig, wie ein schmaler Sonnenstrahl die Wand hinabwanderte.
Schließlich hörten sie, wie der Balken angehoben wurde. Tageslicht flutete die Zelle und brachte sie zum Blinzeln. Ein Wachmann warf ihnen ihre Kleider herein. »Zieht euch an. König Korin verlangt nach euch.«
Hastig schlüpften sie in ihre Gewänder und wurden in die Halle begleitet. Korin saß auf seinem Thron, gesäumt von den beiden verbliebenen Gefährten und Niryns Zauberern. An diesem Tag stand Meister Porion zu seiner Rechten, und er hielt eine lange Peitsche in der Hand, eine jener Art, die Tobin einst gegen Ki einsetzen musste.
Lutha riss sich zusammen und versuchte, sich seine Wut und Angst nicht anmerken zu lassen. Er mochte barfuß laufen und Stroh im Haar haben, trotzdem war er immer noch ein königlicher Gefährte und Sohn eines Adeligen.
»Es wurde eine gründliche Suche nach Caliel durchgeführt. Er ist nirgends zu finden«, sagte Korin. »Was weißt du darüber?«
»Nichts, Majestät.«
»Lüg mich nicht an, Lutha. Dadurch machst du es nur noch schlimmer für dich.«
»Oh, jetzt bin ich also neben einem Verräter auch noch ein Lügner?«, fauchte Lutha. »Ist das alles, was Ihr von mir denkt, Majestät ?«
»Lutha!«, zischte Barieus warnend.
»Gefährte, du wirst deinen Lehnsherrn mit dem gehörigen Respekt anreden!«, herrschte Porion ihn an.
Vor Empörung zitternd, schloss Lutha den Mund und richtete die Augen auf den Boden.
»Hütet Eure Zunge, oder Ihr verliert sie«, ergriff Niryn das Wort. »Sagt die Wahrheit, oder ich zwinge Euch dazu.«
»Ich sage immer die Wahrheit«, erwiderte Lutha, wobei er sich keine Mühe gab, seine Verachtung für den Mann zu verbergen.
»Ich habe meine besten Fährtensucher hinter ihm hergeschickt«, erklärte Niryn. »Fürst Caliel wird sehr bald gefunden und zurückgebracht werden. Ihr schadet Euch nur, indem Ihr für ihn lügt. Er ist zu Prinz Tobin übergelaufen.«
Lutha schenkte ihm keine Beachtung. »Bei meiner Ehre als dein Gefährte, Korin, Caliel hat nichts darüber gesagt, aufbrechen oder nach Ero zurückkehren zu wollen, und wir haben nie Pläne geschmiedet, Fahnenflucht zu begehen. Das schwöre ich bei der Flamme.«
»Ich ebenso, Majestät«, sagte Barieus.
»Aber Ihr gebt zu, Verständnis für die falsche Königin aufzubringen?«, hakte Niryn nach.
»Verständnis? Ich weiß nicht, was Ihr meint«, entgegnete Lutha. Korin saß teilnahmslos auf dem Thron. Das Misstrauen, das aus seinen Augen sprach,
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