Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
andere Pfade, die ich einschlagen kann. Habt Dank für die Warnung.«
»Ihr werdet von dem Augenblick an beobachtet werden, in dem Ihr das Tor verlasst. Wahrscheinlich wird sich ein Zauberer in der Gruppe befinden.«
»Das mag sein, Herr, und noch einmal, ich bin Euch dankbar, aber meine Pflicht ist heilig. Ich kann nicht tun, was Ihr verlangt.«
Caliel schüttelte den Kopf, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, den Mann zu seinem eigenen Besten bewusstlos zu schlagen, und Bewunderung für seinen Mut. »Ihr werdet vor dem morgigen Sonnenuntergang tot sein.«
»Das hat Astellus zu entscheiden, Herr.«
»Tja, ich hoffe, Euer Gott liebt Euch. Werdet Ihr diese Unterhaltung für Euch behalten?«
Der Herold verneigte sich. »Ihr wart nie hier, Herr.«
Caliel überließ den Mann seinem Schicksal, kehrte auf den Hof zurück und stahl sich durch eine kleine Nebenpforte auf der seewärtigen Seite hinaus. Moriels Schergen würden noch keine Zeit gehabt haben, ihren Hinterhalt einzurichten, zudem würden sie nach einem Herold mit blondem Zopf Ausschau halten. Wenn Caliel nicht zögerte, könnte ihm sein Vorhaben gelingen.
Da kein unmittelbarer Angriff von außen drohte, versahen die Wachen ihren Dienst recht lasch. Unbehelligt huschte er hinaus und folgte einem Fußpfad die Klippen entlang, dann stahl er von einem Außenposten ein Pferd. Als er losritt, lächelte er düster bei sich und dachte mit Genugtuung an das schlechte Zeugnis, das er den Offizieren der Spürhunde ausstellen konnte, wenn er zurückkehrte.
Die Landstraße erstreckte sich im Sternenlicht wie ein fahl schimmerndes Band vor ihm. Je weiter er sich von der verfluchten Festung entfernte, desto leichter wurde ihm ums Herz.
Als die Morgendämmerung einsetzte, befand er sich bereits meilenweit entfernt und beobachtete, wie die Sonne über dem Inneren Meer aufging. In wenigen Tagen würde er mit eigenen Augen sehen, ob Tobin einen Freund oder Feind verkörperte. Die Platzwunde an seiner Wange war mittlerweile verschorft, der Schmerz, den Korin ihm zugefügt hatte, vergessen. Mit oder ohne Korins Vertrauen wollte Caliel seinem König bestmöglich dienen.
Abermals blickte er auf den Ring hinab. Wenn du immer noch unser Freund bist, dann braucht dich Korin. Wenn nicht, werde ich mich deiner annehmen, um Korins willen und in seinem Namen.
Kapitel 24
Lutha verbrachte die Nacht in grauenhaften Albträumen gefangen, aus denen es kein Entrinnen gab. Als er erwachte, schien ihm die Sonne in die Augen, und jemand hämmerte heftig an die Tür.
»Lutha, bist du da drin? Offne, im Namen des Königs!«
Lutha rappelte sich auf und erblickte Barieus, der über den Waschtisch gebeugt stand und ihn mit geweiteten Augen anstarrte. Wasser troff von seinen zu einer Kelle geformten Händen. »Das klingt nach Alben.«
Lutha ging zur Tür. Sein verschwitztes Hemd klebte unangenehm zwischen den Schulterblättern am Rücken. Argwöhnisch öffnete er einen Spaltbreit und spähte hinaus.
Alben begrüßte ihn mit einem erleichterten Blick. »Du bist da! Als du nicht zum Frühstück aufgetaucht bist …«
»Ich habe verschlafen. Was soll das Gebrüll?« Er öffnete die Tür weiter und sah sich einem halben Dutzend Wachmänner der Graurücken gegenüber. Außerdem nahm er wahr, dass Barieus hinter ihn getreten war. »Was ist denn los, Alben?«
»Caliel hat letzte Nacht Fahnenflucht begangen.«
Ungläubig starrte Lutha ihn an, bis eine kalte Erkenntnis einsetzte. »Und du hast angenommen, wir seien mit ihm weggerannt.«
Alben besaß so viel Anstand, verlegen zu wirken. »Meister Porion hat mich geschickt. Korin ist außer sich. Er hat Caliel bereits als Verräter ausgerufen und einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt.«
»Das ist lächerlich! Es muss eine andere Erklärung geben.«
»Er ist weg, Lutha. Hast du gewusst, dass er das vorhatte?«
»Bist du wahnsinnig? Natürlich nicht!«, rief Barieus.
»Vielleicht sollte Fürst Lutha selbst antworten.« Niryn trat hinter seinen Männern hervor. »Fürst Lutha, Ihr wurdet von Zeugen dabei gesehen, wie Ihr Euch geheim mit Fürst Caliel getroffen und Ränke gegen den König geschmiedet habt. Ich bedauere nur, nicht früher Maßnahmen ergriffen zu haben, bevor Fürst Caliel flüchten konnte.«
»Ränke?«, platzte Lutha hervor. »Wir haben nie … Ist es das, was Korin denkt? Lasst mich mit ihm reden!« Er drehte sich um und hielt nach seinen Kleidern Ausschau. Barieus wollte ihm seine Hose holen, doch die Graurücken
Weitere Kostenlose Bücher