Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
schmerzte Lutha. »Wir fanden es lediglich merkwürdig, dass man uns nicht gestattete, loszuziehen, um die Wahrheit über Tobin herauszufinden. Aber Caliel hat nie etwas davon erwähnt, weggehen zu wollen! Er ist dir so treu ergeben wie ich.«
»Das muss nicht viel bedeuten, Majestät«, meinte Niryn höhnisch. »Mit Eurer Erlaubnis kann ich Euch die Wahrheit im Nu beschaffen.«
Luthas Mut sank, als Korin nickte. Niryn trat vom Podium und gab den Männern neben Lutha ein Zeichen. Sie ergriffen seine Arme und hielten ihn fest.
Niryn baute sich vor ihm auf und unternahm keinen Versuch, sein garstiges, hämisches Lächeln zu verbergen. »Das kann ein wenig schmerzen, Herr, aber es ist der Wille Eures Königs.«
Mit einer kalten Hand ergriff er Luthas Kinn, die andere legte er ihm mit der Handfläche auf der Stirn auf den Kopf. Seine Berührung ließ Lutha erschaudern; sie fühlte sich an, als krieche eine Schlange in der Dunkelheit über einen nackten Fuß. Er richtete den Blick starr auf die Brust des Zauberers. Das weiße Gewand war wie immer makellos. Niryn roch nach Kerzen, Rauch und etwas Süßlichem.
Lutha hatte nichts zu verbergen. Er dachte fest an seine Treue gegenüber Korin, bis ein Blitz sengender Schmerzen jeden bewussten Gedanken auslöschte. Es fühlte sich an, als würde sein Kopf gleichzeitig zermalmt und in Feuer getaucht. Er wusste nicht, ob er noch auf den Beinen stand, jedenfalls vermeinte er, in eine endlose, schwarze Grube zu fallen. Verzweiflung fegte jeden Stolz beiseite; er wollte weinen, schreien, Korin oder sogar den Zauberer anflehen, die Qualen zu beenden. Doch er war blind und verloren, und seine Zunge hing taub im Mund.
Es ging weiter und weiter, und gerade, als er dachte, vor Schmerzen sterben zu müssen, fand er sich auf Händen und Knien auf den alten Binsen vor Niryns Füßen wieder und schnappte japsend nach Luft. Sein Kopf pochte entsetzlich, im Mund hatte er den Geschmack von Galle.
Niryn packte bereits Barieus’ Kopf auf dieselbe Weise. Hilflos beobachtete Lutha, wie sich sein Freund versteifte und erbleichte.
»Korin, bitte! Lass ihn aufhören«, bettelte Lutha heiser.
Barieus stieß ein ersticktes Wimmern aus. Seine Augen standen offen, sahen jedoch nichts. Die Fäuste hatte er so heftig geballt, dass sich die Knöchel weiß durch die sonnengebräunte Haut abzeichneten. Niryn wirkte unbekümmert, als heile er den Jungen, statt in seine Seele einzudringen.
Unstet rappelte sich Lutha auf die Beine. »Lasst ihn los! Er weiß nichts.« Er packte den Zauberer am Arm und versuchte, ihn aufzuhalten.
»Wachen, haltet ihn«, befahl Korin.
Lutha war zu schwach, um zu kämpfen, tat es jedoch trotzdem und wehrte sich vergeblich gegen die beiden Wachmänner.
»Fürst Lutha, nicht! Ihr könnt nichts tun«, warnte ihn einer der beiden.
Niryn ließ Barieus los, und der Junge brach auf den Boden zusammen. Die Wachen gaben Lutha frei, und er sank neben seinen Knappen auf die Knie. Barieus hatte die Augen fest geschlossen. In seinem Gesicht stand ein Ausdruck blanken Grauens.
»Sie sagen die Wahrheit über Fürst Caliel, Majestät«, verkündete Niryn. »Sie wissen nichts über sein Verschwinden.«
War das Erleichterung in Kor ins Augen? Lutha fühlte sich selbst schwach vor Erleichterung, doch es sollte von kurzer Dauer sein.
Niryn bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Allerdings habe ich in beiden eine starke Verbundenheit zu Prinz Tobin entdeckt. Ich fürchte, ihre Liebe für ihn überwiegt die Treue gegenüber Euch, Majestät.«
»Das ist nicht wahr!«, rief Lutha, aber während er es aussprach, fürchtete er, dem könnte doch so sein. »Bitte, Korin, du musst das verstehen. Er war unser Freund. Er war dein Freund! Wir wollten nur mit ihm reden, wie er es wollte …«
Korins Blick verhärtete sich wieder. »Woher weißt du das?«
»Ich … Das heißt, Caliel und ich …« Die Worte erstarben auf seinen Lippen.
»Er gesteht, Euch bespitzelt zu haben, Majestät«, sagte Niryn kopfschüttelnd. »Und nun ist Caliel zu Tobin gegangen, zweifellos, um ihm sämtliche Einzelheiten über Eure Stärke hier zu verraten.«
»Nein, das würde Caliel nicht tun«, stieß Lutha matt hervor und wand sich unter den feindseligen Blicken von Korin und den anderen Gefährten. Da wusste er, dass er verloren war. Ihm würde nie wieder gestattet werden, bei ihnen zu stehen.
Barieus regte sich und schlug die Augen auf, dann schauderte er, als er Niryn über sich und Lutha aufragen
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