Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
sah.
Korin erhob sich und kam auf sie zu. »Lutha, Sohn des Asandeus, und Barieus, Sohn des Malel, Ihr werdet aus den Gefährten verstoßen und als Verräter verurteilt!«
»Korin, bitte!«
Mit einer Miene so schroff wie der Winter zog Korin seinen Dolch. Die Wachen hielten Lutha und Barieus fest, als Korin vom Podium herabstieg. Er schnitt ihnen die Zöpfe ab und warf sie ihnen vor die Füße, dann spuckte er ihnen in die Gesichter.
»Ihr bedeutet mir und Skala nichts mehr. Wachen, bringt sie zurück in ihre Zelle, bis ich über ihre Strafe entschieden habe.«
»Nein, Niryn lügt!«, schrie Lutha und setzte sich zur Wehr, als die Wachen ihn und Barieus fortschleiften. »Korin, bitte, du musst mir zuhören. Niryn ist böse. Er belügt dich. Glaub ihm nicht!«
Weiter kam er nicht, bevor in seinem Kopf erneut Schmerzen explodierten und die Welt schwarz wurde.
Sein Kopf schmerzte immer noch entsetzlich, als er zu sich kam, und einen Augenblick lang glaubte er, erblindet zu sein. Er spürte, dass sein Haupt auf jemandes Schoß ruhte und hörte Barieus leise weinen, konnte jedoch nichts sehen.
Als sich sein Verstand allmählich lichtete, erkannte er den Geruch von schimmligem Heu und wusste, dass sie sich wieder in der Zelle befanden. Als er aufschaute, fand er die Ritzen in der Mauer, doch mittlerweile wirkte das Licht deutlich matter.
»Wie lange war ich bewusstlos?«, fragte er und setzte sich auf. Behutsam befühlte er seinen Hinterkopf und stieß auf eine beachtliche Beule, jedoch auf kein Blut.
Barieus wischte sich hastig über das Gesicht, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass Lutha ihn nicht weinen gehört hätte. »Ein paar Stunden. Es ist nach Mittag. Ich habe die Trommel zur Wachablöse schlagen gehört.«
»Tja, sieht so aus, als sitzen wir ziemlich in der Tinte, was? Caliel hatte von Anfang an Recht. Niryn hat nur den rechten Augenblick abgewartet.« Vor hilfloser Wut ballte Lutha die Hände zu Fäusten.
»Was …« Barieus hielt inne und verlagerte unbehaglich das Gewicht. »Was denkst du, warum hat uns Caliel zurückgelassen?«
»Er würde uns nicht verlassen, nicht, wenn er vorhatte, auf Tobins Seite zu wechseln. Ich glaube immer noch, dass er tot ist.« Das war ihm lieber als der Gedanke, Caliel könnte sie verraten haben.
Nalia harrte auf ihrem Balkon aus und wartete unruhig, was den armen Jungen widerfahren würde, die zuvor hinaus zu den Zellen geschleift worden waren.
Tomara hatte ihr die Kunde von dem Aufruhr mit dem morgendlichen Tee gebracht. Kurz, nachdem sie mit dem Tablett eingetroffen war, hörten sie das Klappern von Hufen und beobachteten, wie Gruppen bewaffneter Männer im Galopp nach Norden und Süden losritten.
»Sie sind hinter Fürst Caliel her«, erklärte Tomara kopfschüttelnd. »Bevor die Woche um ist, werden wir seinen Kopf auf einem Spieß sehen.«
»Wie grauenvoll!« Caliel war besonders freundlich zu ih r gewesen. Zudem war er mit seinem goldenen Haar und den dunklen Augen äußerst gut aussehend. Korin hatte Fürst Caliel immer als seinen teuersten Freund bezeichnet. Wie konnte er nur einen solchen Befehl erteilen?
An jenem Morgen verspürte Nalia wenig Lust auf Brot und Eier. Die vergangenen Tage hatte sie Schwindelanfälle und Augenblicke heftiger Übelkeit erfahren, die sie beinah zum Waschbecken getrieben hätten. Tomara oder Korin gegenüber erwähnte sie nichts davon. Aus dem Geplapper ihrer Dienerin wusste sie genug, um zu begreifen, was solches Ungemach bedeuten konnte. Ihre nächste Monatsblutung war in wenigen Tagen fällig, und Nalia zählte sie mit schwerem Herzen. Wenn sie in anderen Umständen wäre, würde Korin sie niemals gehen lassen.
Spätnachmittägliches Sonnenlicht strömte durch den Baldachin des Waldes und malte veränderliche Muster auf die feuchte Erde des Wildpfads, dem Mahti folgte.
Lhel und die Mutter hatten ihn die vergangene Woche nach Norden und Westen statt nach Süden gelenkt, auf die große Brücke zu. Nachts, in Hainen oder auf tief gelegenen Weiden vor neugierigen Augen verborgen, spielte er leise auf Aufenthalt und ließ die Lieder Visionen von Landmarken und Aussichten entstehen, die ihn leiteten. Tagsüber lenkte er die Schritte, wohin sein Herz in führte, und er fand sie.
Mutter Shek’mets Stimme ertönte mittlerweile stärker, so stark, dass er unter den ausgebreiteten Armen einer Großmuttereiche innehielt, die Augen schloss und sich leicht hin- und herwiegte, während die Hexenmale unter seiner Haut
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