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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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lassen. Willst du behaupten, dir liegt nach wie vor etwas an ihm?«
    »Ich habe da draußen nicht gelogen«, erwiderte Caliel leise. »Ich hätte Niryn töten sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte. Dafür wäre ich lieber gehängt worden als für das. Zumindest hätte es etwas Gutes bewirkt. So wird es ein verflucht nutzloser Tod.«
     
    Nalia hatte zugleich entsetzt und gebannt beobachtet, wie Fürst Lutha und sein Knappe festgebunden worden waren, doch nach den ersten Schlägen musste sie vor dem Anblick flüchten und übergab sich in das Waschbecken. Tomara stützte sie, bis sie fertig war, dann half sie ihr ins Bett.
    »Mach die Türen zu«, bat Nalia und zog sich Kissen über die Ohren. Sie konnte immer noch die heraufdringenden Geräusche der Schläge und Schreie hören.
    Tomara schloss die Balkontür und sämtliche Fensterläden, anschließend kehrte sie zurück, um Nalias Schläfen mit Rosenwasser abzutupfen. »Armes Ding, Ihr solltet derlei Dinge nicht sehen. Für solche Anblicke seid Ihr zu zart besaitet.«
    »Das waren die Gefährten des Königs!«, stieß Nalia hervor. »Warum tut er so etwas?«
    »Aber, aber. Ihr dürft keine Tränen für Verräter vergießen, mein Täubchen«, beschwichtigte Tomara sie. »Wenn dies das Schlimmste ist, was ihnen widerfährt, ist König Korin ein gnadenreicherer Herrscher, als es seine Großmuter oder sein Vater je waren. Königin Agnalain hätte sie strecken und vierteilen lassen.«
    »Dann ist es also wahr?« Korins Freunde hatten sich gegen ihn gewandt. Beinah konnte er ihr leid tun, weil sie wusste, wie tief ein solcher Verrat schmerzte, doch es ängstigte sie zu sehen, wozu er fähig war. »Tomara, geh hinunter zu den Wachen und versuch, etwas in Erfahrung zu bringen.«
    Nur allzu erfreut darüber, wieder losgeschickt zu werden, um Gerüchte auszuhorchen, eilte Tomara los.
    Nalia legte sich zwischen die Kissen zurück und wartete angespannt auf Neuigkeiten. Als Tomara nicht sofort zurückkehrte, erlag sie ihrer Neugier. Sie begab sich erneut zu dem Fenster, das den Hof überblickte, und öffnete die Läden einen Spalt.
    Nun hing Fürst Caliel an der Mauer. Sein Rücken war bereits blutig, und der Mann, der die Peitsche schwang, schlug ihn immer noch. Zugleich angewidert und gefesselt, begann Nalia, die Hiebe zu zählen. Sie kam bis einunddreißig, ehe die Auspeitschung endete.
    Während sie das grausige Geschehen beobachtete, ereilte sie eine Erkenntnis. Wenn Korin so seinen liebsten Freund behandelte, was mochte er mit ihr anstellen, sollte er je herausfinden, wie sehr sie ihn mittlerweile tief in ihrem Herzen hasste?
     
    Mahti war die ganze Nacht und den ganzen Tag ohne Unterlass marschiert. Er kaute getrocknete Schlangenwurzelbeeren und summte leise einen eintönigen Sprechgesang vor sich hin, der die Erschöpfung und den Hunger im Zaum hielt. Als er letztlich innehielt, konnte er in der Ferne das große Wasser aus seiner Vision schimmern sehen, das Meer des Sonnenaufgangs. Bewundernd betrachtete er es. In den Tagen vor der Ankunft der hellhäutigen Flachländer, bevor sein Volk vertrieben und zu Gebirgsbewohnern wurde, hatten die Retha'noi die beiden Meere bereist und der Mutter gehuldigt. Es gab geheiligte Orte an dieser verlorenen Küste. Er fragte sich, ob noch jemand übrig war, der sie hütete.
    Er aß ein wenig von den Lebensmitteln, die er sich aus einem Haus genommen hatte, an dem er vorübergekommen war, dann schlief er eine Weile im Schutz eines verwaisten Schuppens, ehe er weiterging, angezogen vom Schimmern des Meeres.
    Hier gab es keinen schützenden Wald, nur offene Felder und die vereinzelten Behausungen der Flachländer. In der Dunkelheit zeichneten sich entfernte Ansammlungen von Lichtern ab, wo sich Ortschaften befanden, die Mahti tunlichst mied.
    Die Stimme der Mutter rief ihn weiter, bis er die Straße der Flachländer erreichte, die im Mondlicht fahl glänzte. An ihrem Rand hielt er inne, als wäre sie ein reißender Fluss, der ihn forttragen würde, wenn er sich zu sorglos hineinbegäbe. Seine Hexenmale kribbelten und juckten erneut, und er schloss die Augen, aber seine Füße bewegten sich. Er ließ sie gewähren, zumal er Mutter Shek’met vertraute, deren bleiches, tröstliches Antlitz aus dem klaren Nachthimmel auf ihn herabblickte. Ihr Licht glich kühlem Frühlingswasser, das seine schmerzenden Beine und ausgetrockneten Lippen besänftigte.
    Eine Weile lief er auf der Straße. Die staubige, verdichtete Erde fühlte sich seltsam unter

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