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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Rücken offen und nass vor Blut.
    Vermutlich hatte Niryn den Mann mit der Peitsche insgeheim angewiesen, Caliel nicht unbrauchbar für die Hängung zu machen, denn er riss ihm das Fleisch nicht bis zu den Knochen auf, doch nach dem neununddreißigsten Schlag verlor Caliel das Bewusstsein. Männer mit Eimern voll Meereswasser eilten herbei. Die Kälte und das Brennen des Salzes brachten Caliel wieder zu sich. Er krümmte sich an der Wand, verbiss sich einen Aufschrei, und die Bestrafung wurde bis zum Schluss fortgesetzt. Den Rest ertrug Caliel mit demselben sturen Schweigen. Als man ihn abschnitt, sackte er benommen zu Boden und blutete in den Dreck.
    »Die Gerechtigkeit des Königs wurde vollzogen«, verkündete Porion in ernstem Ton. »Bringt sie zurück in ihre Zelle. Morgen werden sie gehängt. Die Gerechtigkeit des Königs soll walten.«
    Alle Krieger rings um den Hof schlugen sich mit ihrem Schwertgriff oder Bogen auf die Brust. Das durchdringende Klirren des Gehorsams zuckte wie ein Messerstoß in Luthas Bauch.
    Ihm und Barieus gelang es, den Weg zurück in die Zelle auf den Beinen zu bewältigen, Caliel hingegen wurde unsanft an den Armen hingeschleift und mit dem Gesicht voraus ins Stroh fallen gelassen. Lutha sank neben ihm auf die Knie und kämpfte gegen Tränen des Schmerzes und des Verrats an.
    »Bei Sakors Flamme, er wird verbluten!«, stieß er hervor und blickte hilflos auf das blutige Elend hinab, das die Peitsche aus Caliels Rücken gemacht hatte. »Bitte, sagt dem König, dass er einen Heiler braucht!«
    »Das hat wohl wenig Sinn«, murmelte einer ihrer Wärter.
    »Halt’s Maul!«, herrschte ihn der andere an. »Ich werde fragen, Fürst Lutha, allerdings weiß ich nicht, ob er es erlauben wird. Möge die Gnade des Erschaffers mit Euch sein, was immer geschieht.«
    Überrascht ob der Freundlichkeit schaute Lutha auf. Der Mann trug das rote Falkenabzeichen, aber aus seinen Augen sprach eine Mischung aus Mitleid und Abscheu. Er schickte den anderen Mann los, um nach einem Heiler zu fragen, verharrte jedoch selbst noch kurz.
    »Es steht mir nicht zu, etwas zu sagen, Herr«, flüsterte er, »aber Ihr habt da draußen alle drei Stolz bewiesen. Und …« Er verstummte und warf einen unruhigen Blick zur Tür. »Und es gibt Leute, die von der Vorstellung des Königs von Gerechtigkeit wenig halten. Möge die Gnade des Erschaffers mit Euch allen sein.« Damit stand er auf und eilte hinaus. Lutha hörte, wie der schwere Balken herabgesenkt wurde.
    Kein Heiler kam. Indem sie qualvoll mit gefesselten Händen arbeiteten, gelang es Lutha und Barieus, Streifen von ihren Hosenbeinen abzureißen und sie über die schlimmsten Wunden auf Caliels Rücken zu legen, um die Blutungen einzudämmen. Luthas eigener Rücken brannte bei jeder Bewegung, dennoch hörte er nicht auf, bis sie für Caliel getan hatten, was sie konnten.
    Es war zu schmerzlich, sich an die Wand zu lehnen, deshalb streckten sie sich beiderseits von Caliel aus und versuchten zu schlafen.
    Lutha glitt gerade in einen unruhigen Schlummer, als er spürte, wie ein Fuß den seinen stupste.
    »Ihr wart tapfer«, krächzte Caliel.
    »Nicht halb so tapfer wie du«, gab Lutha zurück. »Bei den Vieren, Caliel, du hast deine Meinung gesagt und nicht aufgeschrien, kein einziges Mal!«
    »Wirklich? Ich … ich erinnere mich nicht an viel.« Er brachte ein kratziges Kichern zustande. »Tja, wenigstens brauche ich mir keine Gedanken um Narben zu machen, was?«
    »Ich schätze nicht.« Lutha stützte den Kopf auf seinen Arm. »Hast du Angst?«
    »Nein, und ihr solltet auch keine haben. Wir werden gemeinsam zu Bilairys Tor schreiten, erhobenen Hauptes. Mir tut nur leid, dass ihr beide mit hineingezogen wurdet. Könnt ihr mir verzeihen?«
    »Es gibt nichts zu verzeihen«, flüsterte Barieus. »Alles, was wir zu tun versucht haben, war, unsere Pflicht zu erfüllen. Pfeif auf Korin, wenn er lieber auf den alten Fuchsbart hört.«
    Es schmerzte zu lachen, trotzdem fühlte es sich gut an. »Ja, pfeif auf ihn!« Lutha keuchte, dann erhob er die Stimme und gellte heiser: »Hörst du das, Korin? Pfeif auf dich, wenn du nicht weißt, wie man diejenigen behandelt, die dich geliebt haben! Meinetwegen kannst du …«
    »Das reicht«, krächzte Caliel. »Das gilt für euch beide – so soll man sich nicht an uns erinnern. Es ist … Ich denke, es ist nicht alles Korins Schuld.«
    »Wie kannst du so etwas immer noch sagen?«, zischte Barieus verbittert. »Er wird uns morgen hängen

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