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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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singend den neuen Tag. In ihr Gezwitscher mischte sich das Seufzen einer auffrischenden Brise, die durch das Blätterwerk der Bäume fuhr.
    Das Geräusch von Pferden hörten sie erst, als sich die Reiter bereits ziemlich nah befanden.
    »Sie sind unmittelbar hinter uns!« Barieus stöhnte, taumelte und ließ Caliel um ein Haar fallen, als er über die Schulter zurückschaute.
    Verzweiflung überwältigte Lutha. Flucht war unmöglich; sie konnten sich nur verstecken, und wenn die Reiter aus der Festung stammten, geleitete sie wahrscheinlich dieselbe Zauberei, durch die Caliel so schnell gefunden worden war.
    »Lasst mich zurück. Lauft«, murmelte Caliel und wand sich matt in ihrem Griff.
    »Das tun wir nicht.« Vergeblich sah sich Lutha nach einem Versteck um.
    »Seid nicht dumm.« Caliel stöhnte und sank zu Boden.
    Mittlerweile hörten sie deutlich das Klirren von Geschirr und den klappernden Takt von Hufen. »Bei Bilairys Hintern, das sind mindestens zwanzig«, stieß Barieus hervor.
    »Hilf mir, ihn von der Straße zu schaffen«, befahl Lutha und versuchte, Caliels schlaffen Leib ins Gebüsch zu zerren.
    »Zu spät!« Barieus keuchte.
    Die Geräusche der Pferde wurden lauter und übertönten die frühmorgendlichen Gesänge der Vögel. Durch die Bäume erspähten sie das Funkeln von Metall.
    Plötzlich erschreckte sie das seltsamste Geräusch, das sie je gehört hatten. Es ertönte in der Nähe und schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu dringen. Für Lutha klang es wie eine Mischung aus dem Quaken eines Ochsenfroschs und dem Krächzen eines Reihers, lang gezogen und von einem eigenartigen, pulsierenden Dröhnen begleitet.
    Lutha und Barieus stellten sich vor Caliel, um ihn vor dieser neuen Bedrohung zu beschützen. Das Geräusch wurde lauter, schwoll an und ab und verursachte, dass sich ihnen die Nackenhaare sträubten.
    Die Reiter bogen um die Kurve und preschten als Gruppe heran. Im vordersten Rang befand sich ein Zauberer, unverkennbar durch sein weißes Gewand. Lutha und Barieus versuchten abermals, Caliel in einen Brombeerstrauch zu schleifen, doch das Geäst erwies sich als zu dicht. Sie kauerten sich hin, und die Dornen durchdrangen am Rücken schmerzlich ihre Mäntel.
    Die Reiter donnerten vorbei, einige so nah, dass Lutha die Hand ausstrecken und ihre Stiefel hätte berühren können. Kein Einziger hatte einen Blick für die zerlumpten Flüchtigen übrig, die ungläubig beobachteten, wie die Gruppe regelrecht über sie hinweggaloppierte.
    Das sonderbare Dröhnen setzte sich fort, bis der letzte Reiter um eine weitere Biegung verschwand und das Klirren von Geschirr in der Ferne verhallte. Dann endete es so unvermittelt, wie es eingesetzt hatte. An seine Stelle traten die Schreie von Möwen und das Hämmern eines einsamen Spechts.
    Caliel war wieder wach und schauderte vor Erschöpfung. Seine Wunden hatten sich geöffnet; dunkle Blutflecken und Schweiß verklebten den rauen Stoff an seinem Rücken.
    »Was im Namen der Vier ist gerade geschehen?«, flüsterte Barieus.
    »Ich bin genauso ahnungslos wie du«, murmelte Lutha.
    Kurz darauf vernahmen sie alle das unverkennbare Geräusch von Schritten im Wald jenseits des Gestrüpps. Wer immer es sein mochte, er gab sich keine Mühe, unbemerkt zu bleiben. Neben dem lauten Knacken von Zweigen unter seinen Füßen piff der Unbekannte vor sich hin.
    Wenig später tauchte ein kleiner, dunkler Mann aus den Sträuchern neben der Straße hinter ihnen auf. Über eine Schulter hatte er ein Bündel geschlungen, und er trug den langen, gegürteten Kittel und die zerlumpte Hose eines Bauern. Abgesehen von einem langen Messer in einer Scheide an seinem Gürtel und einem merkwürdig aussehenden Stock über der anderen Schulter schien er unbewaffnet zu sein. Der Stock war etwa einen Meter lang und mit allerlei Zeichen überzogen. Für eine Waffe wirkte er zu üppig verziert und zu dick für einen Kampfstab.
    Als er sich näherte, erkannte Lutha, dass er kein Skalaner war. Das wilde, schwarze Haar hing dem Mann in einem Schwall struppiger Locken bis über die Schultern. Dies und die dunklen, fast schwarzen Augen kennzeichneten ihn als Zengati. Lutha beobachtete ihn argwöhnisch und versuchte zu entscheiden, ob er einen Freund oder Feind vor sich hatte.
    Der Bursche musste geahnt haben, was Lutha durch den Kopf ging. Einige Schritte entfernt blieb er stehen, klemmte sich den Stab in eine Armbeuge und streckte beide Hände aus, um zu zeigen, dass sie leer waren.
    Dann

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