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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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seinen Füßen an. Keine Wildtiere waren je hier gewandelt, nur Pferde, und ihre Spuren boten ihm nichts. Er marschierte und marschierte, bis sich etwas Hartes in die Wölbung seiner Fußsohle drückte und ihn stolpern ließ.
    Überrascht vom goldenen Glitzern in dem Hufabdruck, in den er getreten war, bückte er sich. Es war ein Ring. Er hatte derlei Zierwerk schon an den Händen von Flachländern gesehen. Dieses Schmuckstück war beschädigt, verbogen und geplättet.
    Vermutlich ist ein Pferd darauf getreten, dachte er. Als er das Metallstück in der Hand herumdrehte, sah er, dass ein Teil davon wie ein Vogel aussah.
    Lhel erschien vor ihm auf der Straße und bedeute ihm, ihr zu folgen. Beeil dich, flüsterte sie in die nächtliche Brise. Beeil dich, oder du kommst zu spät.
    In der Ferne teilte sich die Straße wie ein Fluss um einen Stein. Ein Weg führte die Klippen entlang nach Osten. Der andere war schmaler und verlief auf den dunklen Schemen eines Waldes zu. Lhel deutete in jene Richtung, und er war froh darüber. Es würde gut tun, sich wieder zwischen Bäumen zu befinden.

Kapitel 25
     
    Caliel und Barieus verstummten im Verlauf der Nacht. Lutha wusste nicht, ob sie schliefen, und brachte es nicht übers Herz, sie zu stören, falls sie es taten.
    Schmerz erwies sich als wirksame Ablenkung, oder vielleicht war er wirklich tapfer, denn er verspürte keine besondere Angst. Vermutlich würde sie später einsetzen, wenn er das Galgengerüst erklomm. Er versuchte, sich seinen Kopf auf einem Spieß neben jenen vorzustellen, die bereits auf den Zinnen prangten, doch er empfand nur träge Teilnahmslosigkeit. Wenn er sich hingegen die anderen tot ausmalte, insbesondere Barieus, brach es ihm das Herz.
    Er hatte keine Ahnung, wie nah das Morgengrauen sein mochte, als er ein Lachen und Stimmengemurmel hörte, dann ein leises Pochen an der Tür. Wie ein vor einem Fuchs erstarrtes Kaninchen hielt er reglos inne.
    Gleich darauf vernahm er das Schaben des Türbalkens. Als die Tür mit einem leisen Knarren der Angeln aufschwang, suchte ihn die Angst doch noch heim.
    Draußen herrschte noch Dunkelheit, und die Wachen hatten keine Fackeln. Lutha konnte nur die undeutlichen Umrisse einer kleinen Gestalt erkennen, die vor der Tür stand.
    »Wer ist da?«, verlangte Lutha mit so trockener Kehle zu erfahren, dass die Worte kaum hervordrangen.
    »Ein Freund.« Lutha erkannte die flüsternde Stimme nicht, aber sie klang nach einem jungen Mann. »Steht auf, ihr alle. Beeilt euch!«
    Lutha rappelte sich qualvoll auf die Knie. Ein leises Klappern ertönte, dann setzte die plötzliche Helligkeit einer gedämpften Laterne ein. Ein hellhaariger junger Mann hielt sie nebst einem Kleiderbündel.
    »Rasch, zieht das an«, drängte er, schüttelte das Bündel auseinander und reichte jedem von ihnen ein Hemd und einen schlichten Mantel. Er schaute zu Caliel hinab und sog scharf die Luft ein. Caliel hatte sich nicht gerührt. Sein Rücken war schwarz vor geronnenem Blut und offenen Wunden.
    »Wer seid Ihr? Warum tut Ihr das?«, flüsterte Lutha und streifte sich behutsam das Hemd über.
    »Ein Freund der Königin«, antwortete der junge Mann ungeduldig. »Sie wäre sehr unglücklich, solltet ihr sterben. Bitte, beeilt euch, bevor jemand kommt.«
    »Caliel, wach auf«, zischte Lutha eindringlich und schüttelte ihn am Fuß.
    Caliel stöhnte. Kaum bei Bewusstsein, war er zu schwach und benommen, um aus eigener Kraft aufzustehen. Mithilfe des Fremden gelang es Lutha und Barieus, ihn auf die Beine zu hieven. Seine Haut fühlte sich heiß und trocken an, und als ihn der Fremde in den Mantel wickelte, stieß er ein weiteres stockendes Stöhnen aus. »Was … was ist denn los?«
    »Ich schaffe euch hier raus, bevor Korin drei weitere anständige Männer hängt«, erklärte der Fremde. Er verdunkelte die Laterne wieder und öffnete die Tür einen Spalt, um hinauszuspähen. »Die Luft ist rein. Geht. Gleich erfolgt die Wachablöse.«
    »Nein, das kann ich nicht«, murmelte Caliel. »Ich werde keine Fahnenflucht …«
    Lutha verstärkte seinen Griff um ihn. »Bitte, Cal, kämpf nicht gegen uns. Wir helfen dir.«
    Zu dritt gelang es ihnen, Caliel zur Tür hinauszubefördern. Der Hof lag in Schatten, und die Fackel vor der Zelle war gelöscht worden, dennoch konnte Lutha zwei ausgestreckt auf dem Boden liegende Gestalten ausmachen. Er fragte sich, wie es diesem schmächtigen jungen Mann gelungen sein mochte, sie zu überwältigen, und ob einer der beiden

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