Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
gesehen, wie es gemacht wird. Ich hoffe, du findest Fürstin Alna genauso zugänglich.«
Leider war dem nicht so. Ki und seine Truppe marschierten drei Tage lang durch brütende Hitze, fanden die Ortschaft jedoch verlassen, die Felder abgeerntet und die Adelige vorbereitet und wartend vor.
Sie war eine Witwe mittlerer Jahre mit langem, blondem Haar und einem stolzen, harten Gesicht. Wie Zygas kam sie herausgeritten, hörte allerdings mit kaum verhohlener Ungeduld zu, als der Herold seine Botschaft verlas.
»Lügen oder Totenbeschwörerei – was davon ist es, Fürst?«, höhnte sie, eindeutig wenig beeindruckt von Ki. »Ich habe tausend Soldaten hinter meinen Mauern, und auch mein Getreide ist dort sicher verwahrt. König Korin hat mir die Zusicherung geschickt, dass unter seinem Banner mein Landbesitz ausgeweitet und mein Titel geschützt wird. Was, außer Drohungen, erhalte ich von Eurer Königin?«
»Ihr wurdet mehr als einmal gerufen und hattet reichlich Gelegenheit, Euch für die wahre Königin auszusprechen«, gab Ki zurück und hatte Mühe, sein Gemüt zu zügeln.
Darüber schnaubte sie. »Wahre Königin! Ariani hatte keine Töchter.«
»Sie hatte eine, und ich bin sicher, Ihr habt die Geschichte von ihrer Verwandlung gehört.«
»Dann ist es Totenbeschwörerei. Sollen wir uns vor einer von dunkler Magie gestützten Oberherrin verneigen, wie es die Plenimarer tun?«
»Es war keine dunkle Magie …«, setzte Ki an, doch sie fiel ihm zornig ins Wort.
»Die Hälfte meiner Verwandtschaft bestand aus Zauberern, freien Zauberern von Skala, junger Herr, und zudem mächtigen. Dennoch waren sie nicht in der Lage, eine solche Magie zu wirken, wie Ihr sie beschreibt.«
Ki hatte nicht vor, ihr zu verraten, dass eine Hügelhexe die Tat vollbracht hatte. »Ihr habt die Wahl«, sagte er stattdessen. »Kommt jetzt unter sicherem Geleit mit Euren Kindern nach Atyion, oder ich werde nicht zögern, meine Befehle auszuführen.«
»Tatsächlich?« Alna bedachte ihn mit einem langen, eingehenden Blick. »Ja, ich denke, Ihr werdet nicht zögern. So sei es. Ich war König Erius treu ergeben, und ich werde seinen Sohn nicht im Stich lassen.« Damit wirbelte sie ihr Pferd herum und ritt zurück zu ihren Toren. Gemäß den Unterredungsregeln hatte Ki keine andere Wahl, als mit anzusehen, wie sie sich hinter ihr schlossen.
Er drehte sich um und stellte fest, dass Luchs und Grannia ihn erwartungsvoll beobachteten. »Grannia, Ihr brennt die Ortschaft nieder. Luchs, hol die Pioniere und Feuerträger. Gewährt niemandem Gnade, der eine Waffe trägt. Das sind eure Befehle.«
Kapitel 28
Tamírs Herz setzte bei jedem Anblick eines Boten einen Schlag aus.
Endlich kam der Erste herein. Er überbrachte Grüße und eine Entschuldigung von Herzog Zygas, der mittlerweile unterwegs war, um sein Treuegelübde abzulegen. Bei ihm hatte die größte Wahrscheinlichkeit bestanden, dass er Widerstand leisten würde, und Tamír deutete seine Fügsamkeit als gutes Zeichen.
Wenige Tage später trafen er und seine Familie mit einer Kutsche ein. Tamír empfing ihn streng, aber er fürchtete so sehr um seine Kinder und legte seinen Eid so feierlich ab, dass sie seinen Titel gerne bestätigte.
Einige Tage danach überbrachte Jorvais zweiter Bote die Nachricht eines weiteren blutlosen Sieges. Fürst Erian war in dem Augenblick herausgekommen, um sich zu ergeben, als Jorvais Streitmacht am Horizont auftauchte, anscheinend ohne zu wissen, ob er sich Korin oder Tamír ergab. Jorvais Schreiben troff vor Verachtung. »Behaltet diesen Kerl gut im Auge. Die feigen Hunde beißen am häufigsten.«
Aber immer noch keine Kunde von Ki. Das Wissen, dass die Kammer nebenan leer stand, gestaltete die Nächte lang, zudem war Bruder zurückgekehrt und suchte wieder ihre Träume heim.
Endlich, am letzten Tag des Shemin, traf ein Herold mit der Botschaft ein, dass Ki siegreich gewesen war und dicht hinter ihm folgte.
Er traf kurz nach Einbruch der Dunkelheit mit seiner Reiterei ein und kam geradewegs in den großen Saal, begleitet von Grannia und Luchs. Alle drei wirkten müde und verkniffen. Dunkle Flecken von der Schlacht besudelten ihre Wappenröcke.
»Willkommen zurück«, sprach Tamír und versuchte, vor dem Hof ihre Würde zu wahren, obschon sie eigentlich nur vom Podium springen und Ki umarmen wollte. »Was hast du zu berichten?«
»Majestät, Fürst Ynis hat sich ergeben und ist auf dem Weg hierher. Fürstin Alna hat sich geweigert.« Ki nickte
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