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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Luchs zu.
    Luchs holte einen Lederbeutel unter seinem Mantel hervor und öffnete ihn. Ki griff hinein und zog einen Frauenkopf an dessen blutverschmiertem, blondem Haar heraus.
    Tamír zuckte beim Anblick jener toten Lippen und trüben, milchigen Augen nicht zusammen, aber er stimmte sie traurig. »Bringt ihn an den Zinnen über dem Tor neben Solaris Überresten an, zusammen mit einem Schild, auf dem ihr Name und ihr Verbrechen stehen. Hast du sie getötet, Ki?«
    »Nein, Majestät, sie starb am vierten Tag der Belagerung durch ihre eigene Hand. Auch ihre beiden Töchter und ihren Sohn hat sie umgebracht oder umbringen lassen. Wir fanden sie zusammen in ihrem Zimmer.«
    Tamír hegte keine Zweifel, dass Ki es getan hätte, wäre es notwendig gewesen, doch insgeheim verspürte sie Erleichterung darüber, dass er es nicht hatte tun müssen. Alna hatte ihr die Unbilden einer Hinrichtung erspart.
    »Die Herolde sollen die Neuigkeiten in jede Ortschaft und zu jedem Besitztum tragen«, befahl sie. »Die Stadtschreier sollen es verkünden. Ich bin gnädig zu denen gewesen, die mir ihre Treue schworen. Die Verräterin wurde nicht verschont. Fürst Kirothius, mein Dank und der des Reichs ist Euch gewiss. Hiermit übereigne ich Euch sämtliche Ländereien Fürstin Alnas zu Ehren Eures ersten Sieges unter eigenem Banner.«
    Sie lächelte bei sich, als sich Ki verneigte. Darüber konnte es kein Gemunkel geben. So verfuhr man mit Kriegsbeute.
    Stattdessen war es Ki, der sich beschwerte, sobald sie an jenem Abend beim Festmahl beisammensaßen.
    »Das hättest du nicht tun müssen«, murrte er. »Du hast mir bereits genug Land und Pachten und obendrein noch einen Titel geschenkt.«
    »Und jetzt kannst du auf eigene Soldaten und Reiter zurückgreifen, wenn ich dich das nächste Mal brauche«, gab Tamír glücklich zurück. »Keine Hänseleien mehr von wegen ›Wald- und Wiesenritter‹, mein Herr.«
    Ki verschränkte die Arme vor der Brust und gab sich geschlagen. »Ich denke, solange du mich wieder für dich kämpfen lässt, kann ich damit leben.«
    »Erzähl uns von deinem ersten Kommando«, drängte ihn Una. »Und du auch, Luchs. Wie gefällt es dir, Kis Hauptmann zu sein?«
    »Es gebührt Ki, die Geschichte zu erzählen«, gab Luchs bescheiden zurück, aber Tamír erblickte seinen Knappen, der an der Küchentür stand und aufgeregt mit Lorin und Hylia redete.
    »Ich bringe ihn schon noch dazu, seinen Teil zu schildern, keine Bange.« Ki lachte. »Er und Hauptmännin Grannia haben mich mit Stolz erfüllt.«
    »Mag sein, aber du warst bei jedem Schritt an vorderster Front«, hob Luchs hervor.
    Tamír musterte Kis Züge, als er die Einzelheiten berichtete. Die Festung war ein starkes Bollwerk und auf eine Belagerung vorbereitet gewesen. Ki beschrieb den Kampf, wobei er zur Veranschaulichung Brotscheiben und Geschirr verwendete. Er hielt sich bei der Erzählung zurück und sprach einen Großteil des Ruhms anderen zu. Als er jedoch letztlich zu der Stelle gelangte, wie sie Alna und ihre Angehörigen gefunden hatten, wurde er betrüblich.
    »Es war gut so«, warf Grannia von ihrem Platz am niedrigeren Tisch aus ein. »Das war ehrenvoller, als für Verrat gehängt zu werden.«
    »Ihren Kindern hätte ich nichts angetan«, sagte Tamír traurig.
     
    Als Ki und die Gefährten Tamír in jener Nacht zu ihrem Zimmer begleiteten, fand sie, dass die Blicke, die ihm die verschiedenen Höflinge unterwegs zuwarfen, respektvoller als zuvor wirkten. Dennoch achtete sie auf neugierige Augen, als sie ihn in ihr Gemach einlud.
    Eine Weile sahen sie einander an. Die Wochen der Trennung schienen die Unbeholfenheit zwischen ihnen verstärkt zu haben. Tamír seufzte und zog ihn in eine Umarmung, die er zwar erwiderte, allerdings nur kurz. Danach begaben sie sich rasch zum Spieltisch am Fenster.
    »Jetzt bist du also ein kampferprobter Befehlshaber«, meinte sie und betastete dabei einen geschnitzten Bauern. »Wie fühlt sich das an?«
    Ki lächelte, als er mit einem Finger über die Linien des Spielbretts fuhr. »Es hat mir zwar nicht gefallen, dort ohne dich zu kämpfen, aber sonst?« Er grinste sie an, und in seinen Augen lag wieder Herzlichkeit. »Danke.«
    »Tut mir leid wegen Alna.«
    Ki nickte betrübt. »Es war kein schöner Anblick. Die Kehlen der Kinder waren aufgeschlitzt. Ich frage mich, ob es in der Festung jetzt spukt.«
    »Bei solchen Toden wahrscheinlich schon.«
    »Tja, ich hatte ohnehin nicht vor, dort zu leben. Du willst mich doch nicht

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