Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
und eine lange Zeit danach hat es gebrannt wie Feuer. Aber nicht genug, um mich zu vertreiben, und inzwischen kann ich mit Fug und Recht sagen, dass ich froh darüber bin. Es hat eine Zeit gegeben, da hätte ich anders geantwortet. Damals war ich bereits ein erwachsener Mann und hatte meinen Stolz.«
»Warum bist du geblieben?«
»Er hat mich darum gebeten.«
Tamír hatte ihn noch nie so viel darüber erzählen gehört. »Ich habe mich immer gefragt …«
»Was?«
»Nachdem Mama krank geworden war und sich gegen ihn gewandt hatte … waren du und Vater da wieder Geliebte?«
»Aber nein!«
»Tut mir leid. Das war ungehobelt.« Dennoch machte sie etwas an jener letzten Antwort neugierig – ein Aufblitzen von Stolz. Sie fragte sich, was es zu bedeuten haben mochte, war jedoch klug genug, nicht nachzuhaken. »Was soll ich nur wegen Ki tun?«
»Gib ihm Zeit. Ki hätte dich als Tobin nie so lieben können, wie du es dir gewünscht hast. Es steckt einfach nicht in ihm. Aber er hat deswegen gelitten, und nun leidet er unter dem Verlust dessen, was euch beide zusammen ausgemacht habt.« Er schlang ihr das Badetuch über die Schultern. »Lass ihn eine Weile genesen. Das kannst du doch für ihn tun, oder?«
Sie nickte. Natürlich konnte sie es. Nur würde sie sich dadurch in dieser Nacht nicht besser fühlen. »Ist er da draußen?«
»Er ist alleine losgezogen, aber er kommt zurück.«
»Dann brauchen wir auf jeden Fall noch heißes Wasser«, dachte Tamír laut nach. »Soll ich rausgehen, während er badet?«
Tharin zuckte mit den Schultern. »Es wäre jedenfalls höflich, ihn zu fragen.«
Kapitel 4
Der Hof war voller Soldaten und Bediensteter. Ki hielt sich in den Schatten und ging zu dem neuen Stall aus Stein, wo die Verwundeten versorgt wurden.
Illardi züchtete edle Pferde mit Aurënfaie-Abstammung; sein Stall war weit schöner und beträchtlich größer als das Haus, in dem Ki geboren worden war. Im Inneren konnte er am Rand des Lampenscheins gerade noch das Gebälk und bearbeiteten Stein erkennen. Es roch nach neuem Holz und frischem Stroh, aber auch nach Blut, Wunden und Kräutern, die in den Kohlenbecken verbrannt oder darüber gebraut wurden. Ein halbes Dutzend drysischer Heiler ging seiner Arbeit mit blutbefleckten Schürzen über den langen, braunen Gewändern nach.
Überall lagen Menschen auf behelfsmäßigen Pritschen. Sie sahen aus wie Schmutzwäschebündel, die man für den Waschtag herausgelegt hatte. Ki bahnte sich einen Weg zwischen ihnen hindurch und hielt dabei Ausschau nach Nikides und Tanil.
Eine Heilerin bemerkte ihn und kam auf ihn zu. »Fürst Kirothius, sucht Ihr die Gefährten?«, fragte sie. »Wir haben sie zusammengelegt – dort drüben in dem Abteil am Ende.«
Nikides saß aufgestützt in einem tiefen Bett aus frischem Stroh. Eine weitere Gestalt kauerte in mehrere Decken gehüllt in einem abgelegen Winkel des Stalls. Sogar den Kopf bedeckten sie.
»Tanil?« Als sich Ki ihm näherte, stimmte der Knappe ein leises Stöhnen an und wich noch tiefer in die Schatten. Ki hockte sich auf die Fersen zurück. »Es ist alles gut. Hier bist du sicher.«
Tanil erwiderte nichts, krümmte sich nur noch mehr zusammen.
»Ki, bist du das?«, ertönte ein brüchiges Flüstern.
Ki drehte sich um und stellte fest, dass Nikides wach war und zu ihm aufblinzelte. »Ja. Wie geht es dir?«
»Besser, denke ich. Wo sind wir?«
»Bei Herzog Illardi.«
»Illardi?« Verwirrt sah sich Nikides um. »Aber ich dachte … ich habe geträumt, im Alten Palast zu sein. Rings um mich sind Menschen gestorben. Ich dachte, ich hätte auch dich gesehen – und Tobin.«
»Das war kein Traum. Wir haben dich hierher befördert. Luchs ist auch immer noch bei uns – er hat alles ohne einen einzigen Kratzer überstanden! Ich glaube, damit sind er und ich die Einzigen. Und Una. Erinnerst du dich an sie?«
Nikides’ Miene hellte sich auf. »Sie lebt?«
»Ja. Sie ist weggerannt und hat sich den Reitern meiner Schwester Ahra angeschlossen. Sie hat ihren Unterricht beherzigt. Mittlerweile ist sie eine feuergetaufte Kriegerin.«
»Also sind doch noch ein paar von uns übrig.«
»Ja. Was ist dir widerfahren, Nik?«
Nikides versuchte, sich gerader aufzusetzen, und stöhnte. »Ich habe ja gesagt, dass ich nie aus dem rechten Holz geschnitzt war, um ein Krieger zu werden.« Mit Kis Hilfe gelang es ihm, sich an die Wand zu lehnen. »Ich war bei Korin. Wir haben versucht, ihn wegzubringen …« Ob einer schmerzlichen
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