Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
die Suche nach Mördern unter den Überresten ihres Kreises von Freunden, denen sie vertraute, mehr als genug. Tamír klammerte sich an den Umstand, dass sich Tharin in jener Nacht nicht einmal in der Nähe seiner Mutter aufgehalten hatte. Iya hingegen schon, auch Arkoniel. Und vielleicht noch andere? Allein darüber nachzudenken, fühlte sich zu schmerzlich an.
»Du machst aber ein ziemlich langes Gesicht.« Tharin half ihr aus der Wanne und hüllte sie in ein großes, weiches Badetuch, mit dessen Zipfel er ihr die Haare abrieb.
Tamír trocknete sich ab und schlüpfte in den Morgenrock, ohne Tharin anzusehen, als sie das Badetuch fallen ließ.
Als sie angezogen war, scheuchte er sie ins Bett, zog die Daunendecke rings um sie hoch, setzte sich und ergriff ihre Hand. »Schon besser.«
Sein freundlicher, wissender Blick öffnete sie. Tamír schlang die Arme um seinen Hals und vergrub das Gesicht an seiner Brust, ohne sich darum zu kümmern, dass er immer noch nach Blut und Rauch stank. »Ich bin so froh, dass du noch bei mir bist!«
Er rieb ihr den Rücken. »Und das werde ich bleiben, solange ich atme.«
»Sobald ich Königin bin, mache ich dich zu einem Prinzen des Reichs.«
Tharin kicherte. »Schlimm genug, dass du mich zu einem Fürsten gemacht hast. Lass nur gut sein.«
Er strich ihr eine nasse Strähne von der Wange nach hinten und zupfte leicht an einem ihrer Zöpfe. »Du machst dir Sorgen wegen Ki.«
Tamír nickte. Zumindest halb entsprach das der Wahrheit.
»Als er ging, sah er genauso unglücklich aus wie du.« Sie spürte, wie er seufzte. »Du bist fest entschlossen, ihn bei dir zu behalten, oder?«
»Denkst du, dass ich damit falsch handle?«
»Nein, aber du solltest vielleicht die Gefühle des Jungen berücksichtigen?«
»Das würde ich gern, wenn er sie mir preisgäbe! Er behandelt mich plötzlich, als wäre ich jemand anderes.«
»Na ja, ob es dir gefällt oder nicht, das bist du.«
»Nein!«
Tharin tätschelte ihre Schulter. »Dann eben dieselbe wie zuvor, nur mit etwas mehr dran.«
»Du meinst die Brüste?«
»Du bezeichnest diese kleinen Flohbisse als Brüste?« Er lachte über ihren entrüsteten Blick. »Ja, dein Körper hat sich verändert, und das ist etwas, über das sich nicht einfach hinwegsehen lässt, schon gar nicht von einem jungen Mann mit Kis feurigem Blut.«
Zutiefst verschämt wandte Tamír den Blick ab. »Einerseits möchte ich, dass er mich als Mädchen betrachtet, mich auf diese Weise mag, andererseits auch wieder nicht. O Tharin, ich bin so verwirrt!«
»Ihr braucht beide Zeit, um eure Herzen zu ergründen.«
»Du hast mich immer unverändert behandelt.«
»Nun ja, für mich ist das auch anders, oder? Ob Junge oder Mädchen, du bist Rhius’ Kind, wenngleich kein kleines mehr, das ich auf den Schultern tragen oder für das ich Spielzeug basteln kann. Du bist meine Lehnsherrin, und ich bin dein Untertan. Aber Ki?« Er hob das zu Boden gefallene Badetuch auf und rieb ihr damit über die triefenden Haare. »Ich weiß, dass sich deine Gefühle für ihn im vergangenen Jahr verändert haben. Und er weiß es ebenso.«
»Aber sollte es das nicht einfacher gestalten?«
Er setzte beim Abtrocknen ab. »Was würdest du empfinden, wenn du morgen aufwachst, und Ki ist ein Mädchen?«
Tamír sah ihn durch das verworrene Haar blinzelnd an. »Das ist nicht dasselbe! Dadurch würden die Dinge schwieriger zwischen uns, wieder wie zu der Zeit, als ich ein Junge war. Aber so, wie es jetzt ist, können wir … einander haben.
Wenn er nur wollte!«
»Zuerst muss er aufhören, jedes Mal Tobin zu sehen, wenn er dich anschaut. Und das wird nicht einfach werden, weil er immer noch so sehr nach ihm in dir sucht.«
»Ich weiß. Wen siehst du, Tharin?«
Er tätschelte ihr Knie. »Das habe ich dir doch gesagt. Ich sehe das Kind meines Freundes.«
»Du hast meinen Vater wirklich geliebt, oder?«
Er nickte. »Und er hat mich geliebt.«
»Aber er hat dich für meine Mutter verlassen. Warum hast du damals nicht aufgehört, ihn zu lieben?«
»Manchmal wechselt Liebe nur ihre Gestalt, statt zu enden. So ist es deinem Vater ergangen.«
»Aber deine Gefühle haben sich nie geändert, oder?«
»Nein.«
Mittlerweile war sie alt genug, um zu erraten, was er unausgesprochen ließ. »Hat es nicht wehgetan?«
Noch nie hatte sie den Gram oder den leichten, unterschwelligen Zorn, der damit einherging, so deutlich in seinen Zügen gesehen wie nun, als er nickte und leise erwiderte: »Anfangs
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