Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
nur, was Meister Mahti mir beigebracht hat«, sagte der Junge, die Augen auf die Kugel gerichtet.
Arkoniel kniete sich neben die beiden, hin- und hergerissen zwischen Neugier und dem Gefühl, seinen Jungen beschützen zu müssen. »Was ist das?«
»Nur Wasser«, versicherte ihm Mahti. »Das ist einer der ersten Zauber, den Hexenkinder lernen, nur zum Spaß.«
Wythnir verlor den Halt um den Bann. Die Wasserkugel fiel und bespritzte seine Hände und Knie.
Mahti zerzauste ihm das Haar. »Gute Magie, kleiner Keesa . Etwas zum Beibringen deine Freunde.«
»Darf ich, Meister?«
»Morgen. Jetzt solltest du losgehen und ihnen eine gute Nacht wünschen. Ich muss es unserem Gast gemütlich machen.«
Der Mond war fast voll. Mahti setzte sich ins feuchte Gras in der Nähe eines Rosenbusches und genoss dessen Süße sowie die Wohlgerüche der Erde und Luft. Arkoniel hatte alle Südländer aus dem Garten verscheucht, damit Mahti allein hier unter dem Himmel sein konnte. Er war dankbar für die Einsamkeit. So viele Tage lang so hoch über der Erde in einem Raum eingepfercht zu sein, war schwierig gewesen. Die Betrübtheit und Furcht der drei Südländer, die in seiner Obhut gewesen waren, hatten den Raum wie Nebel verhangen.
Lutha und Barieus schienen nun, da sie mit Tamír gesprochen hatten, wieder glücklich zu sein. Er freute sich für sie; die beiden hatten ihn vom ersten Augenblick an gut behandelt. Der Ältere, Caliel, trug mehr Düsternis in der Seele mit sich herum, und nicht nur wegen seiner Angst vor Mahti. Er war zutiefst verletzt worden. Der Verrat eines Freundes war eine schlimme Wunde, die nur sehr schwer verheilte. Mahti hatte Caliels Knochen versorgt und die Gifte hinfortgespielt, als diese versuchten, sich zu scharen, aber das Herz des jungen Mannes blieb dunkel. Mit demjenigen namens Tanil verhielt es sich genauso. Mahti hatte mit einem Blick erkannt, was ihm angetan worden war. Er fürchtete, ihm könnte selbst er nicht helfen.
Und dann war da noch Tamír. Auch sie war zutiefst verwundet, spürte es jedoch nicht. Wenn Mahti sie aus dem Augenwinkel betrachtete, konnte er die schwarzen Ranken sehen, die noch von der Stelle ausgingen, an der Lhel ihre Bindung gewirkt hatte. Tamírs Geist war noch mit dem Noro’shesh verknüpft, und diese Bande verhinderten, dass sie vollends in ihre neue Gestalt heilen konnte. Gewiss, sie verkörperte mittlerweile eine junge Frau, doch ein Rest ihres alten Selbst verharrte. Er konnte es an ihren hohlen Wangen und den kantigen Formen ihres Körpers erkennen.
Mahti legte den Kopf zurück und füllte sein Blickfeld mit dem weißen Mond. »Ich habe sie jetzt gesehen, Mutter Shek’met. Habe ich den ganzen Weg zurückgelegt, nur um Lhels Magie zu vollenden und das Mädchen zu heilen? Das will sie nicht. Was muss ich tun, damit ich nach Hause zurückkehren darf?«
Mit diesen Fragen im Sinn hob er das Oo’lu an die Lippen und begann, das Gebetslied zu spielen. Der trächtige Mond erfüllte ihn und verlieh ihm seine Macht.
Bilder formten sich hinter seinen Lidern, und nach einer Weile kräuselte er überrascht die Brauen. Er spielte das Lied zu Ende, und danach schaute er zum fahlen Antlitz des Mondes empor und schüttelte den Kopf. »Dein Wille ist seltsam, Mutter, aber ich werde mein Bestes geben.«
Was hältst du von ihnen, meinem Mädchen und meinem Orëskiri?, flüsterte ihm Lhel aus den Schatten zu.
»Sie vermissen dich«, murmelte er zurück und spürte ihre Traurigkeit. »Halten sie dich hier fest?«
Ich bleibe für sie. Wenn alles erledigt ist, werde ich ruhen. Wirst du tun, was die Mutter dir gezeigt hat?
»Wenn ich kann, aber unser Volk wird sie nicht willkommen heißen.«
Du musst sie dazu bringen, sie so zu sehen wie ich.
»Werde ich dich weiterhin sehen, obwohl ich sie nunmehr gefunden habe?«
Er spürte eine unsichtbare Liebkosung, dann war sie fort.
Ein Mann rührte sich in den Schatten am Tor zum Hof. Arkoniel hatte den Garten betreten, während Mahti geträumt hatte. Wortlos verschwand der Orëskiri zurück ins Schloss.
Auch dort herrschte großer Schmerz.
Mahti legte sein Horn beiseite und streckte sich zum Schlafen im Gras aus. Er würde tun, was die Mutter verlangte, anschließend würde er nach Hause zurückkehren. Es war ermüdend, bei diesen sturen Südländern zu weilen, die nicht um Hilfe ersuchen wollten, wenn sie welche brauchten.
Arkoniel saß am Fenster und beobachtete, wie Mahti schlief.
Der Hexer wirkte dort auf der Erde mit
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