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Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin

Titel: Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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dämonischen Seelen wie ihm zu wirken. Manchmal ist es besser, sie einfach in Ruhe zu lassen.«
    »Tamír wird von einem weiteren Geist heimgesucht, dem ihrer Mutter, die sich selbst das Leben nahm. Sie ist sehr stark und sehr zornig. Und sie ist in der Lage, Lebende zu berühren und trachtet danach, sie zu verletzen.«
    »Solche Geister sind der Magie von Frauen vorbehalten. Deshalb hat deine Meisterin eine Frau statt eines Mannes ausgesucht. Wir befassen uns hauptsächlich mit Lebenden. Weilt der Geist in diesem Haus?«
    »Nein. Sie spukt an dem Ort, an dem sie gestorben ist.«
    Mahti zuckte mit den Schultern. »Das ist ihre Entscheidung. Ich bin wegen des Mädchens hier.«
    Es klopfte an der Tür, und Tamír trat ein. »Verzeiht, wenn ich störe, Arkoniel, aber Melissandra sagte, ihr beide wärt hier.«
    »Bitte, komm nur herein«, erwiderte Arkoniel.
    Sie setzte sich neben Arkoniel und musterte den Hexer eine Weile schweigend. »Lhel ist dir als Geist erschienen?«
    »Ja.«
    »Hat sie dich eigens entsandt, um mich zu finden?«
    Arkoniel übersetzte ihre Worte, und Mahti nickte.
    »Warum?«
    Mahti schaute zu Arkoniel, dann zuckte er mit den Schultern. »Um dir zu helfen, damit du Retha'noi nicht verletzen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, dein Volk zu verletzen, solange es sich friedlich dem meinen gegenüber verhält.« Kurz verstummte sie, und ihr Blick wurde traurig. »Weißt du, wie Lhel gestorben ist?«
    »Sie mir nicht gesagt. Aber sie nicht zorniger Geist. Friedlich.«
    Darüber lächelte Tamír ein wenig. »Das freut mich.«
    »Wir haben gerade darüber gesprochen, was Mahti hergeführt hat«, erklärte Arkoniel. »Er stammt aus der Gegend der westlichen Berge.«
    »Aus dem Westen? Wie weit aus dem Westen?«
    »Anscheinend fast am Osiat-Meer.«
    Tamír ging zu dem Hexer und kniete sich vor ihn. »Auch ich habe Visionen und Träume vom Westen. Kannst du mir helfen, sie zu deuten?«
    »Ich versuchen. Was du sehen?«
    »Arkoniel, hast du etwas, womit ich zeichnen kann?«
    Der Zauberer trat an einen mit magischem Krimskrams übersäten Tisch und wühlte in der Unordnung, bis er ein Stück Kreide fand. Er ahnte, was sie dachte, doch es erschien ihm eher unwahrscheinlich.
    Tamír wischte einen Teil der Binsen auf dem Boden beiseite und begann, auf den Steinplatten darunter zu zeichnen. »Ich sehe einen Ort und weiß, dass er sich an der Westküste unterhalb von Cirna befindet. Es gibt dort eine tiefe, von zwei Inseln geschützte Bucht, die etwa so aussieht.« Tamír zeichnete sie. »Und darüber eine hohe Klippe. Dort stehe ich in dem Traum. Und wenn ich zurückschaue, sehe ich offenes Gelände und in der Ferne Berge.«
    »Wie weit Berge weg?«, fragte Mahti.
    »Ich bin nicht sicher. Einen Tagesritt vielleicht.«
    »Und das?« Er deutete auf den leeren Boden jenseits der kleinen Ovale, die sie für die Inseln gemalt hatte. »Das ist West-Meer?« Mahti starrte auf die Karte hinab und kaute dabei auf einem Nietnagel. »Ich kennen diesen Ort.«
    »Das kannst du anhand dieser Zeichnung sagen?«, fragte Arkoniel.
    »Ich nicht lüge. Ich an diese Ort gewesen. Ich zeigen.«
    Er hob die Faust vor das Gesicht, schloss die Augen und begann, bei sich zu murmeln. Arkoniel spürte das Knistern sich sammelnder Magie, noch bevor die Muster aus verschlungenen schwarzen Linien auf den Händen und im Antlitz des Hexers erschienen. Und er kannte diesen Zauber.
    Mahti blies in seine Faust und bildete mit Daumen und Zeigefinger einen Ring. Eine Lichtscheibe nahm Gestalt an und wuchs, als er sie mit der anderen Hand umrahmte und zur Größe eines Tellers auseinanderzog. Durch die Scheibe drangen die Schreie von Meeresvögeln und das Branden der Flut.
    »Meister, er kennt Euren Pfortenzauber!«, rief Wythnir leise.
    Durch die Öffnung offenbarte sich die Aussicht von einer hohen Klippe, die das Meer genau so überblickte, wie Tamír es beschrieben hatte. In Atyion war es bereits dunkel geworden, aber dort warf die sinkende Sonne unter einem bewölkten Himmel noch einen kupferfarbenen Hauch auf die Wellen. Riesige Möwenschwärme kreisten über den orangefarbenen Himmel. Ihre Schreie erfüllten Arkoniels Zimmer. Halb erwartete er, die Meeresbrise zu riechen und im Gesicht zu spüren.
    Mahti bewegte sich leicht, und die Aussicht veränderte sich mit schwindelerregender Geschwindigkeit, sodass sie über den Rand auf eine Bucht tief unten blickten.
    »Das ist sie!«, stieß Tamír leise hervor, und Arkoniel musste sie am Arm packen, um zu

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