Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Nacht.«
Später, als Tamír nur mit Ringelschweif, der sich auf ihr eingerollt hatte und unter ihrem Kinn schnurrte, auf dem Bett lag, fuhr sie mit einem Finger ihre Lippen nach und erinnerte sich an die Küsse von vor wenigen Nächten.
Ich bin die Königin. Wenn ich mit ihm schlafen will, dann kann ich das tun!, sagte sie sich, errötete jedoch bei der Vorstellung. Es war einfach gewesen, als sie beide so verängstigt und so weit vom Hof entfernt waren. Ob Ki es womöglich sogar bereute?
Sie schüttelte den Gedanken ab, doch ein Rest von Zweifeln blieb. Seit sie sich wieder bei den anderen aufhielten, gebärdete er sich so, wie er es früher immer getan hatte.
Und ich auch. Außerdem ist das nicht die Zeit, um an Liebe zu denken. Naris strenges Gespräch hatte obendrein noch andere Dinge aufgezeigt, die es zu berücksichtigen galt. Liebe solcher Art konnte zu Kindern führen, wenn man nicht aufpasste. Für alle Fälle hatte Nari ihr ein Glas voll Mutterringen mitgegeben.
Für alle Fälle …
So sehr sie sich nach Ki sehnte, die Vorstellung, sich mit ihm zu vereinigen, ängstigte sie mehr, als sie sich selbst gegenüber zugeben wollte. Würde sie seinen Körper auf diese Weise benutzen, wäre dies das endgültige Eingeständnis, dass sie nun in jeder Hinsicht ein Mädchen verkörperte – nein, eine Frau.
Trotzdem fühlte sich das Bett zu groß und einsam an, besonders mit dem Wissen, dass sich Ki so nah befand. Sie betastete die heilende Wunde an ihrem Kinn. Ihr war einerlei, ob eine Narbe zurückbliebe. Jedes Mal, wenn ihre Augen im Spiegel darauf fielen, wäre es eine Erinnerung an ihn, daran, wie es sich angefühlt hatte, in der Feste neben ihm im Bett zu liegen. Langsam ließ sie die Finger über ihren Hals hinab zur Brust wandern und dachte daran, wie seine Finger demselben Pfad gefolgt waren.
Als sie jedoch über die Narbe strichen, fiel ihr ein, was der Hexer gesagt hatte. Was hatte er damit gemeint? Die Wunde war verheilt. Sie schmerzte überhaupt nicht.
Tamír drückte die Katze an sich und wünschte, das weiche Fell wäre Kis Haar oder Haut. Zum ersten Mal in ihrem Leben fragte sie sich, wie es zwischen ihnen sein könnte, wenn sie ein gewöhnliches Mädchen ohne dunkle Geheimnisse oder großes Schicksal wäre und sie beide Ero nie gesehen hätten.
»Wären Wünsche Fleisch, hätten Bettler reichlich zu essen«, flüsterte sie in die Dunkelheit. Sie war, was sie war, daran ließ sich nichts ändern.
Als sie jedoch endlich einschlief, träumte sie nicht von Ki, sondern von einer Schlacht. Sie sah wieder jenen felsigen Ort, und Korins rotes Banner kam immer näher.
Kapitel 42
Tamír stand früh am nächsten Morgen auf, besser ausgeruht, als sie erwartet hatte. Da sie sich letztlich mit dem Pfad abgefunden hatte, den sie einschlagen musste, konnte sie es kaum erwarten, ihn zu beschreiten. Wenn dies die einzige Möglichkeit darstellte, Korin zu begegnen, dann sollte es eben so sein.
Da Una noch nicht zurück war, genoss sie die Annehmlichkeit, sich selbst anzukleiden, wobei sie lediglich ein wenig Hilfe von Baldus in Anspruch nahm. Sie legte die Halskette und den Armreif an, die sie von den Aurënfaie erhalten hatte, und kämmte sich gerade das Haar, als Ki klopfte. Baldus ließ ihn herein. Mit dem Kamm in der Hand drehte sie sich um und ertappte ihn dabei, dass er sie anstarrte. »Was ist?«
»Äh … nichts«, gab er zurück und ging zum Rüstungsständer. »Willst du deinen Brustharnisch?«
»Ja«, antwortete sie, verwirrt über sein eigenartiges Gebaren.
Er half ihr in den polierten Brustpanzer und befestigte die seitlichen Schnallen.
»So. Sehe ich aus wie eine Kriegerkönigin?«, fragte Tamír und schlang sich den Schwertgurt um die Hüften.
»Und ob.«
Da war er wieder, dieser seltsame Ausdruck von Verunsicherung in Kis Gesicht.
»Baldus, geh und hol den Rest der Gefährten und Fürst Tharin. Sag ihnen, ich bin bereit für die Audienz.«
Der Page rannte los, um ihren Befehl auszuführen.
»Haben Lutha und die anderen gut geschlafen?«, erkundigte sie sich.
»Ja.«
»Ich vermute, Caliel hat es sich nicht anders überlegt, oder?«
»Nein. Aber Tanil geht es besser. Er hat letzte Nacht bei Cal geschlafen und ist nicht von ihm zu trennen. Caliel scheint sich auch etwas erholt zu haben.«
»Vielleicht besteht für die beiden Hoffnung.«
»Ich suche mit Lutha und Barieus später einen Waffenschmied. Sie sind fest entschlossen, mit dir zu reiten.« Ki griff hinter sie, um
Weitere Kostenlose Bücher