Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
Tamír das Schwert mit aller Kraft nach oben und spürte Bruders Hände auf den ihren; zusammen umklammerten sie den Griff, als die Klinge unmittelbar unter dem Kinn über Korins Kehle zuckte und die Schneide ihn aufschlitzte.
Korin gab einen erstickten Laut von sich; heißes Blut spritzte aus der Wunde und blendete Tamír beinah. Sie riss die Klinge zurück und wischte sich rasch mit einer Hand über die Augen.
Korin stand wie gelähmt da und starrte sie ungläubig an. Er versuchte zu sprechen, aber über seine Lippen drang nur blutiger Schaum.
Sein Atem ertönte als grässlich feuchtes Rasseln durch die klaffende Wunde in seiner Kehle. Seine Brust hob und senkte sich heftig, dann brach er rücklings zwischen den Steinen zusammen. Aus der Verletzung sprudelte nach wie vor Blut in trägen Schwallen und verlief sich zwischen den Kieseln.
Ein Fluss von Blut …
Tamír baute sich über ihm auf und setzte mit dem Schwert zum Todesstoß an.
Korin starrte zu ihr empor. Sein Zorn war verpufft und von einem Gesichtsausdruck entsetzlichen Kummers ersetzt worden. Seine Hand umklammerte immer noch sein Schwert, während seine Lippen ein einziges Wort bildeten:
Vetter.
Tamírs Waffe entglitt unbemerkt ihren Fingern, während sie beobachtete, wie das Leben aus jenen dunklen Augen entwich. Dann folgte ein letzter, erstickter Atemzug, die Hand immer noch um den Griff des großen Schwerts gelegt.
Bruder hatte sich aus ihr zurückgezogen, und das Grauen des Gefechts schwappte über ihr zusammen. »O verdammt. O Korin!« Im Tod wirkte er, obwohl er verheert und blutig im Schlamm lag, wieder wie der Junge, mit dem sie gespielt, gelernt und getrunken hatte.
Jenseits der Rinne ertönten immer noch Kampfgeräusche, und sie hörte, wie ihre Freunde bang nach ihr und Ki riefen.
»Hier!«, versuchte sie zu brüllen, doch es drang nur als heiseres Flüstern über ihre Lippen. Weinend stolperte sie zu ihrem einstigen Knappen und sank neben ihm auf die Knie. Blut hatte seinen Wappenrock durchtränkt, und sein gebrochener Arm lag verbogen unter dem Körper. Sie ertastete die Schnalle seines verbeulten Helms und löste sie, dann suchte sie vergeblich nach Anzeichen auf einen Herzschlag. Auf der Seite, die Korin getroffen hatte, verkrustete weiteres Blut sein weiches, braunes Haar.
Behutsam hob sie sich seinen schlaffen Körper in die Arme, ergriff seine heile Hand und bettete seinen Kopf an ihre Brust. »O nein, bitte, nein, nicht auch noch er!«
Sein Blut sickerte durch ihren Wappenrock und verklebte ihre Finger mit den seinen. So viel Blut.
»Ist es das, was du wolltest?«, schrie sie zu Illior. »Ist es das, was notwendig ist, um Skala eine Königin zu bescheren?«
Etwas traf sie an der Schulter und landete platschend neben ihr im Wasser. Als sie hinabschaute, entfuhr ihr ein erstickter Schrei.
Es war Korins Kopf.
Bruder ragte über ihr auf. Er wirkte stärker und fester als je zuvor. In der Rechten hielt er das blutige Schwert Ghërilains, und während Tamír ihn beobachtete, hob er die Linke an und leckte sich das Blut von den Fingern, als wäre es Honig.
Er ließ das Schwert neben sie fallen, dann streichelte er ihr mit einem Lächeln, das ihr das Blut in den Adern gerinnen ließ, über die Wangen, wodurch er sie mit weiterem Blut Korins beschmierte. Danke, Schwester.
Sie schrak vor seiner eisigen Berührung zurück und umklammerte Ki fester. »Es ist vorbei. Du hast deine Rache bekommen. Ich will dich nie wieder sehen. Nie wieder!«
Bruder lächelte ungebrochen, als er sich nach Ki streckte.
»Rühr ihn nicht an!«, fauchte sie und schirmte ihn mit dem eigenen Körper vor dem Dämon ab.
Spar dir die Tränen, Schwester. Er lebt noch.
»Was?« Tamír drückte einen Finger seitlich an Kis Hals und suchte erneut verzweifelt nach einem Puls. Diesmal spürte sie einen kaum wahrnehmbaren Ansatz unterhalb des Kiefers.
»Tamír, wo bist du?« Es war Luchs, der außer sich vor Sorge klang.
»Hier!«, brüllte sie, und diesmal ließ die Stimme sie nicht im Stich.
»Tamír!« Arkoniel tauchte an der Kante der Böschung auf. Er erfasste die Lage mit einem Blick und eilte zu ihr hinab.
»Er lebt«, stieß Tamír hervor. »Hol einen Heiler!«
Arkoniel legte Ki eine Hand auf die Stirn und runzelte die eigene. »Mache ich, aber du musst gehen, und diese Schlacht beenden.«
Ki in Arkoniels Arme zu übergeben, fühlte sich an, als risse sie sich eigenhändig das Herz heraus, dennoch gelang es ihr irgendwie.
Mühsam rappelte sie
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